MONIKA hat die Woche Ferien voll genossen und blüht auf! Endlich ist das alte weg! Endlich kann sie neu anfangen! Die Kinder sind noch etwas ungehalten, weil es so abgelegen liegt. Sie müssen nun immer mit dem Zug weg, wenn sie ihre Freunde sehen wollen. Im Moment geht es Monika so richtig gut. Jeden Tag freut es sie in dem wunderschönen Haus aufzuwachen. Leider, durch die höhere Miete bedingt muss sie ihr Arbeitspensum auf 80% erhöhen. Sie hat die Leitung eines neuen Projektes übernommen und arbeitet viel. Manchmal kann eine ganze Woche vergehen ohne dass sich Thomas und sie sich sehen. Heute kommt er mal wieder auf Besuch. Sie hat zwei Tage frei. Die Jungs sind mit Freunden in den Ausgang gegangen. Sie haben eine Klassenfeier. Monika hat Probleme mit dem Jüngeren, er hat angefangen zu rauchen und zu trinken. Und das allerschlimmste, er lügt seine Mutter voll an! Auch in diesem Fall bekommt sie keine Hilfe von Thomas. Er hält sich da vollkommen raus. Es sind ihre Kinder. Heute fühlt sich Monika stark! Heute hat sie sich vorgenommen Nägel mit Köpfen zu machen. Sie hat gekocht und wartet auf Thomas. Er ist pünktlich gekommen und hat das Essen sehr gelobt. Sie sitzen am Kaffee in der Stube.

„Ist schön geworden, wie du es eingerichtet hast.“

„Findest du?“

„Ja“

„Mhm“

„Was hast du?“

„Was ist dir unsere Beziehung wert?“

„Wie meinst du das?“

„Naja, du kommst und gehst. Ich habe die Verlobung gelöst, du hast es einfach hingenommen und bist zur Normalität übergegangen. Keine grosse Reaktion von dir.“

„Was hast du denn erwartet?“

„Etwas mehr Einsatz von dir. Du hast mir vor dem Umzug versprochen, dass du bei mir übernachtest als Geburtstagsgeschenk. Wie immer hast du es fertig gebracht, dich darum zu drücken. Bis heute hast du noch nie hier in diesem Haus geschlafen. Bis heute ist mit keinem Wort deinerseits das gemeinsame zusammen wohnen erwähnt worden. Bis heute, hat du mir keinen neuen Antrag gemacht. Was willst du Thomas, was willst du?“

So angegriffen schweigt er. Wie immer versucht er sich da heraus zu winden. Er lässt die Worte von Monika wirken und sagt dann: „Ich muss mir das überlegen, im Moment habe ich keine Antwort.“

„Gut, dann geh und überleg es dir.“

„Ich soll gehen?“

„Ja geh! Es ist besser so! Geh und überleg und ich werde auch überlegen. Thomas es ist für mich unmöglich geworden. Ich will mehr, viel mehr. Geh und überlege dir, ob du bereit bist dieses mehr mir zu geben.“ Sie steht auf, das Gespräch ist beendet. Noch lange sitzt sie vor ihrem Aquarium als Thomas gegangen ist. –Kann sie wirklich eine Veränderung ertragen, könnte sie ihn verlassen?- Raffael ruft an, er hat den Zug verpasst, seine Mutter muss sich noch zu so später Stunde auf den Weg machen und ihn holen. Im Moment machen die Kinder nur Stress! Früh am nächsten Morgen klingelt es an ihrer Haustüre. Monika ist noch im Morgenmantel und will öffnen gehen als ihr Claudia auf der Diele entgegen kommt.

„Hallo, ich habe Brötchen dabei. Gibt es bei dir Kaffee?“

„Sicher, bin erst aufgestanden. Was machst du den so früh am Morgen? Ist ja mal ganz was Neues!“

„War schon unterwegs und da dachte ich ist schon eine Weile her, geh und schau wie es Monika so geht.“

„Monika geht es beschissen, ehrlich.“

„Erzähl.“

„Ich habe gestern Thomas wieder einmal die Meinung gesagt. Er wird es einfach ignorieren wie immer. Vielleicht bekomme ich nun ein oder zweimal Blumen oder einen selbstgebackenen Zopf“ sie lacht.

„Du bist ja Hellseherin!“ lacht Claudia mit.

„Im Ernst was soll ich tun?“

„Was rät dir denn dein Herz zu tun?“

„Das ist ausser Kontrolle, Claudia. Ich liebe ihn, da bin ich mir immer noch sicher.“

„Welche Liebe ist es denn?“

„Wie meinst du das?“

„Die Liebe ist so vielfältig wie der Mensch. Du hast mir mal gesagt, während ihr zusammen arbeitet kam er dir vor wie ein Bruder. Das wäre dann die Geschwister-Liebe. Dann hätten wir noch die Freund-Liebe, die Mutter-Liebe. Soll ich weiter fahren.“

„Ich habe es ja verstanden.“

„Du hast mir einmal erzählt, er hätte dich in einem andern Leben schon im Stich gelassen. Wie ist denn der Gedanke für dich, dass es noch ein Leben braucht, bis ihr zwei zusammen kommt. Das dieses Leben hier nur ein Vorbote eine Vorbereitung für das Finale ist?“

„Claudia, hör auf! Du machst mich ganz durcheinander!“

„Du sagst immer ich liebe ihn.  Ich bezweifle das, tut mir leid. Du liebst dich durch ihn.“

„Das ist mir zuviel!“

„Gut, dann lassen wir es. Kommst du heute Abend mal mit an ein Blueskonzert?“

„Lass mich, was soll ich dort?“

„Spass haben.“

„Gut ich komme.“

„Dann treffen wir uns um halb neun?“

„Ja ist gut.“

Eigentlich ist Claudia gekommen um Monika von Harry zu erzählen, doch vor lauter Thomas hat sie es unterlassen. Warum soll sie Monika von ihrem Glück erzählen, wenn sie so unglücklich ist. Claudia ruft bei ihrer Freundin an weil sie verspätet ist.

„Gut, dass du gerade anruft ich wollte dich eben auch erreichen. Ich bin zu müde Claudia, ich bleibe lieber zu Hause.“

„Was? Du lässt mich sitzen. Monika wir haben abgemacht!“

„Wenn du das so siehst. Tut mir leid.“

„Du hast nur Angst du könntest einen anderen Mann kennen lernen und müsstest dann Thomas aufgeben. Du liebst durch Thomas dich selbst. Das ist das ganze Geheimnis. Darum alle diese Probleme! Lieb dich doch selbst mal, dann könnte sich vieles auflösen!“

„Wenn du meinst“ Monika ist nun echt verstimmt. Doch Claudia wurde schon so viele Male kurzfristig abgesagt, zu spät kommen von Monika ist normal. Sie hat nun die Nase voll.

„Dann wünsch ich dir einen schönen Abend.“

„Gehst du nun trotzdem.“

„Was geht dich das noch an, tschau!“ Sie hängt auf und lässt einen Schrei im Auto los. Diese blöde Nuss! Dann hat sie sich schon wieder beruhigt. Egal, sie geht auch heim. Sie wollte eher wegen Monika da hin. Sie hat einen Freund. –ich habe einen Freund- denkt sie noch einmal und lächelnd fährt sie heim. Die Worte von Claudia haben tief getroffen. Immer wenn uns etwas tief trifft ist Wahrheit enthalten. Sie fühlt sich leer! Das Haus sendet Stille in ihr Leben. Die Jungs sind wieder einmal auf der Walz. Sie versucht Thomas zu erreichen. Keine Antwort. Was soll sie tun, was nur? Manchmal im Leben bekommen wir eine Antwort aus einer Ecke die wir wohl kaum bewusst miteinbezogen hätten. Monika sucht und sucht. Wie heisst das Sprichwort, wer sucht der findet? Das Klingeln des Telefons durchbricht die Stille. Voller Vorfreude, sie ist sicher, dass es Thomas ist. „Ja Monika“

„Hallo mein Schatz“ und es ist ihr Exmann.

„Was willst du?“ Kaleb kennt seine Ex durch und durch. Nur schon an ihrem Ton spürt er was sie braucht und er zieht alle Register. Wie immer gelangt er an sein Ziel, sie fängt an zu lachen und flirtet mit ihm. Nach einer Weile erklärt er ihr sein Problem. Wie man es auch wenden oder drehen will, er braucht Geld. Sie hat vor lauter flirten vergessen, dass er ja nur anruft wenn er Geld will. Fast hätte er sie soweit gehabt! Abrupt unterbricht sie das Telefonat und hängt auf! Wie konnte sie nur so blöde sein. In ihrem ganzen Leben ist Kaleb der einzige Mann mit dem ihr der Sex immer Spass gemacht hat. Bei ihm spürte sie keine Vergangenheit, keine Vergewaltigung nur bei ihm war es so! Diese Erinnerung lässt sie immer wieder ins alte Muster fallen und ihm glauben. Diesmal hat sie noch rechtzeitig gestoppt. Es ist das allererste Mal, dass sie ihm kein Geld schickt. Sie ist stolz auf sich. Ihre Söhne kommen heim, sie kann beruhigt schlafen gehen. Sie träumt von Tadefi. Am Morgen sie liegt wach im Bett und überdenkt die Nacht. Nur vage erinnert sie sich an den Traum, das Einzige was ihr geblieben ist sind die folgenden Worte.

„Monika, ich habe mit dir gesprochen und du hast im Aussen eine Veränderung hinter dir. Nun ist es an der Zeit, dass du dein Inneres änderst. Es ist und bleibt deine eigene Verantwortung was du aus deinem Leben machst. Du kannst wählen.“ Sie hat nun endgültig genug. Sie wird Thomas zwingen. Ohne noch lange nachzudenken macht sie sich auf den Weg zu ihm. Er ist bei der Arbeit. Sie stürmt in sein Büro.

„Ich muss dich sprechen.“

„Einen Moment“ er ist noch am Telefon und winkt ihr sich zu setzen. In der kurzen Zeit in der sie nun warten muss, verliert sie den Mut zu sagen was sie sagen wollte. Ihr wird auf einmal ganz klar, eine Veränderung wird es nie geben solange sie immer und immer wieder an dieser Liebe festhält nur damit sie zu zweit ist. Pseudo mässig zu zweit. Wie viele Male hat ihr Claudia schon gesagt, was sie versäumen könnte durch das festhalten an Thomas. Sie winkt ihm zu und verlässt das Büro wieder. Es hat keinen Sinn. Warum sollte Thomas auf einmal ihre Erwartungen erfüllen, warum sollte er sich auf einmal ändern. Schon sieben Jahre hofft sie, dass er sich ändert. Nie kann man einen anderen ändern, nur sich selbst kann man ändern. Dies alles wird ihr schlagartig bewusst. Wie in Trance verlässt sie das Gebäude, übersieht eine Stufe und landet am Boden. Der Sturz hat sie in ihren Körper zurück geworfen. Sie sitzt auf dem Boden und versucht zu analysieren wo es ihr weh tut als jemand fragt:

„Kann ich ihnen helfen?“ Sie hebt den Kopf und schaut auf. Ein junger sportlicher Mann kniet neben ihr und schaut sie aufmerksam an. Ohne zu überlegen sagt sie: „Mir kann niemand mehr helfen.“ Er setzt sich neben sie und macht es sich bequem.

„Was tun sie.“

„Ich versuche ihre Sicht anzunehmen.“ Sie muss Widerwillen lächeln. Süss wie er das sagt.

„Und klappt es?“

„Nur halbpatzig, ich bin nämlich der Überzeugung, dass man sich ab und zu helfen lassen sollte.“ Dabei schaut er sie wieder an.

„So sind sie.“

„Ja bin ich.“

„Anderen helfen ist viel schneller getan als für sich selbst Hilfe anzunehmen.“

„Sind sie Psychologe?“

„Nein weit entfernt. Wie wäre es wenn sie nun versuchen meine Sichtweise zu durchleuchten. Er steht auf und streckt ihr seine Hand hin. Sie ergreift sie und streicht sich über die Kleidung um den Schmutz loszuwerden.

„Das ist vergebens“ lacht er sie aus. Sie schaut ihn an und lacht dann mit.

„Darf ich sie über den Schreck auf einen Kaffee einladen.“

„Mutter sagte immer, wir dürfen von Fremden keine Süssigkeiten annehmen.“

„Dann ändern wir das doch sofort.“ Er streckt ihr die Hand entgegen und sagt: „ ich bin Jürg und wer bist du?“

„Monika, erfreut.“

Da hat ihr doch der liebe Gott einen Streich gespielt. Mitten in der Stadt ohne Vorwarnung schickt er ihr einen so attraktiven jungen Mann zur Rettung. Was will er wohl damit sagen?

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