KARIN sitzt in ihrer Küche und trinkt einen Kaffee. Es ist schon eine Weile her seit dem Telefongespräch mit Esther. Alex ist der perfekte Liebhaber und es fällt ihr mehr als schwer sich jetzt eine Trennung vorzustellen. Sie sitzt da und überlegt, denkt über ihr Leben nach. Wie viele Gelegenheiten sind wohl schon an ihr vorbei gegangen, ohne dass sie diese ergriffen hätte? Wie viele Male entschied sie sich nun schon für den falschen Weg? Halt, ruft es in ihr! Wie heisst es so schön! Es gibt keine falschen Wege! Es gibt nur Umwege oder Erfahrungen! Jeder Weg bringt eine Erfahrung mit sich darum kann es nur gute Wege geben! Darum ist es ja auch so wichtig einfach mal einen Weg zu gehen, denn die Erfahrung bringt uns weiter! Auf die Eine oder Andere Art, immer! Im Moment ist sie einfach voll blockiert! Da Alex ihre Mails gelesen hat, sie getrennt hat bevor es los ging, ist ihr der Antrieb verloren gegangen. Sie bräuchte wieder einen Schubs. Ihr Selbstwertgefühl ist ganz stark an Alex gekoppelt. Entweder er gibt es ihr oder er nimmt es ihr. Sie weiss das und hat noch keine Lösung für sich gefunden. Ihre Kindheit war ja so traumatisch, die Ehe mit ihrem Mann ein Desaster und darum traut sie sich überhaupt so wenig zu! Erst durch Alex hat sie gelernt mehr an sich zu glauben. Sie ist nun stärker geworden. Aber die Beziehung mit Alex ist noch auf dem Fundament aufgebaut, dass er die Stärke hat und sie die Schwäche. Obwohl ihre Stärke zugenommen hat, wird er keinen Platz in der Beziehung dafür geben! Darüber ist sie sich ganz klar! Nur mit einem neuen Mann könnte sie nun diese Stärke leben. Ein neuer Mann?

„Ach, so schwer!“ Seufzt sie! Auf Grund all dieser Gedanken setzt sie sich dann doch vor den Computer und beginnt Fotos von Männern zu durchstöbern.

„Der ist Raucher abgeschrieben. Der hat aber ein komisches Hobby, abgeschrieben. Nein, wie der nur aussieht!“ Sie ist kritisch und wählerisch. Doch am Ende hat sie ein Foto gefunden das ihr zusagt.  Sie sitzt zuerst noch untätig da. Soll sie? Was hat sie zu verlieren. Ist ja nur im Netz! Obwohl schon weit über die fünfzig, sieht Karin noch sehr gut aus. Blond, blaue Augen und schlank, der Traum vieler Männer! Sie weiss es, dass sie noch gut aussieht und hat in der Hinsicht genug Selbstbewusstsein. Sie schreibt also an diesen Mann. Er heisst Horst. Sie schreibt ihm nur eine kurze Notiz. Dann stellt sie  den Computer aus  sie hat noch einen Termin mit Alex. Sie muss los. Alex erwartet sie schon an ihrem Lieblingsplatz zum spazieren. „Hallo mein Schatz!“ begrüsst er sie herzlich. Jetzt wo sie bei ihm ist, jetzt wo sie ihn sieht, was soll sie denn Esther hat Recht, sie muss ihre Gedanken ändern oder ihr Leben. Eines von beidem. Ist sie auf der Allee? Oder geht sie einen Weg? Sie seuft leise.

„Was ist los?“ fragt sie Alex sofort.

„Ach ich habe eben an unsere Situation gedacht. Sie ist für mich schon schwierig zum leben. Jedes Mal wenn du weg gehst, weiss ich ja du triffst deine Frau. Du lebst mit ihr du schläfst mit ihr. Und ich? Ich bin einfach nur da.“

„Das haben wir doch schon so viele Male besprochen. Ich dachte es stimmt so für dich?“

„Stimmen, nein stimmen tut es auf keinen Fall. Doch was bleibt mir denn übrig? Ich muss das nehmen was du mir bietest. Eifersüchtig bist zu auch! Was soll ich denn sagen? Du hast zwei Frauen, ich nur einen halben Mann!“

„Ich liebe dich doch, Karin.“

„Ja mit den Worten bist du schon immer gut gewesen und mit deiner psychologischen Ausbildung sagst du auch immer im richtigen Moment das Richtige!“

„Nun komm, geniessen wir unsere Zeit zusammen und lassen es ruhen. Die Hauptsache ist, dass wir uns lieben oder?“

„Mit der Zeit wird es ungenügend werden! Mit der Zeit wird auch eine Lösung kommen. Vielleicht behindern wir uns gegenseitig?“

„Wir uns behindern? Nein, meine Liebe wir stärken uns!“

„Wie du meinst.“ Sie schweigt, er wird es nie einsehen. Er ist der Starke, er ist der Wissende. Sie hat ihm zu gehorchen. So sieht es aus. Sie muss nun wirklich für sich und nur für sich den Weg finden, der für sie stimmt. Ob mit oder ohne Alex wird sich zeigen. Sie will auf den Weg. Sie will weg von der Allee. Das aber schafft sie nur, indem sie etwas Ändert. Veränderungen brauchen Kraft und Mut. Im Moment hat sie weder das Eine noch das Andere. Also bleibt nur noch alles so zu belassen wie es ist. Ja im Moment muss sie auf der Allee gehen. Sie hat keine Wahl denkt sie. Die paar Stunden mit Alex sind schnell vorbei und schon bald sitzt sie wieder zu Hause, alleine! Sie öffnet den Computer und geht ins Netz. -Oh er hat geschrieben!- Er würde sie gerne heute Abend um 21 Uhr im Netz treffen? Sie kann, sie will. Ja sie will auf alle Fälle! Wenn ihr die Kraft fehlt Schritte zu tun kann sie sich diese ja bei einem anderen Mann holen. Und dass sie im Internet sucht zeigt ja schon eine tiefe Veränderung in ihr. Sie will von Alex weg, aber das wie, das wie ist für sie noch in den Sternen geschrieben. Also vertieft sie sich in die Konversation mit diesem fremden Mann, findet ab und zu etwas Gemeinsames und verabredet sich auf ein Neues am anderen Tag zur selben Zeit. So geht das eine gute Weile hin und her. Alex spürt, dass sich Karin gegenüber ihm verändert hat. Es hängt in der Luft unangreifbar! Keine konkrete Sache, einfach nur ein Gefühl!
Er ist sich bewusst, dass sie viel alleine ist. Er ahnt dass er sie verlieren könnte. Doch sein jetziges Leben aufgeben, aus dem Haus ausziehen, sich selbst finanzieren müssen, nein dazu ist er auf keinen Fall bereit. Er ist von seiner Frau finanziell abhängig und kann nur so Selbständig-erwerbender sein. Er hat ein gutes Leben, warum soll er denn etwas Ändern? Für den guten Sex hat er Karin und für das Finanzielle hat er seine Frau! Ja warum sollte er etwas ändern? Obwohl er einen markanten Rückgang in seinen psychologischen Beratungen verzeichnet, kann er keinen Rückschluss auf sein Leben sehen. Jeder hat immer den grössten Balken in den eigenen Augen! Doch wenn jemand Beratung verkaufen will, selber aber kein authentisches Leben führt, wie sollen denn all die Ratsuchenden ihm noch glauben schenken. Sie spüren es ohne es zu wissen. Denn im Grunde genommen sehen sie nur ihn ohne seinen Hintergrund. Doch sein ganzes Leben widerspiegelt sich doch in ihm!  Er kann nur aussenden was er lebt. Unbewusst sind die Antennen der Leute immer offen und es entsteht einfach so ein Gefühl ohne Namen. Deshalb bleiben ihm die Leute weg. Jemand der andere belehren will muss selbst belehrbar bleiben. Jemand der anderen einen Weg zeigen will, muss selbst einen authentischen Weg gehen. Jemand der für andere entscheiden soll, ist kein guter Lehrer. Diese Regeln lässt Alex ausserhalb seines Bewusstseins. Würde man es ihm sagen, er fände sicher einen Weg es zu bestreiten. Er ist gefangen in der Allee ohne es zu merken. Karin bringt ihm noch Abwechslung und sie ist es, die ihm Leute zuhält. Doch zugeben, dass er ohne Karin kaum mehr eine Chance hätte. Er ist doch der Wissende und er ist der Lehrer und Führer. Er wird diese Rolle erst abgeben wenn das Leben es ihm aufzwingen wird.

Karin verabredet sich mit dem Mann vom Internet. Horst kommt extra zu ihr. Ja so soll es sein. Der eine Mann löst den andern ab? Fast immer ist ein anderer Mensch im Spiel wenn etwas zu Ende geht. Fast immer bekommt man von einem anderen Menschen den Spiegel vorgehalten. Deshalb geht es leichter mit einem anderen zusammen etwas in seinem eigenen Leben zu beenden. Dies sind manchmal geschickte Engel, wenn man so will! Einen Lebensabschnitt beenden ist immer schwierig. Und doch mit dem Vertrauen ins Leben dass es so stimmt und so richtig ist kann man alles bewerk stellen. Einfach alles! Karin versucht es, ob es ihr gelingen wird?

Es ist einfach ein Weg und wird ihr Neue Erfahrungen bringen. Ob sie nun mit oder ohne Alex weiter gehen wird, Hauptsache sie versucht es! Ja das ist wohl das Wichtigste! Und mit diesen Worten, ja ich versuche es, macht sie sich fertig für ihr erstes Rendez-vous. -Ob es wohl zu riskant war ihn zu mir nach Hause einzuladen? Wir haben so gute Gespräche geführt. Nein, ist schon gut.-Beruhigt sie sich wieder -ich kann mich auf meine Intuition verlassen!- Die Haustüre klingelt. Mit klopfendem Herzen öffnet sie die Türe. Der erste Moment, der entscheidende Moment ist da. Horst und Karin schauen sich an. Keiner bewegt sich für mehrere Sekunden.

„Wau, du bist ja in natura noch viel schöner als auf dem Bild!“ fasst sich Horst.

„Ebenfalls, du auch“ gibt sie zurück.

„Willst du mich nun hinein bitten oder wird es eine Konversation zwischen Tür und Angel?“

„Nein, sorry komm nur herein. Hier ist die Garderobe. Ist halt klein bei mir.“

„Aber schön hast du es eingerichtet.“
„Gehen wir in die Küche“ sie geht voran.

„Klein und es gefällt mir.“

„Willst du etwas trinken?“

„Gerne einen Kaffee wenn du magst.“

„Sicher kein Problem.“ Sie hantiert in der Küche herum. -Mensch der sieht ja so etwas von toll aus- denkt sie dabei.

Horst schaut ihr zu beim Kaffeekochen und was er sieht gefällt ihm sehr! Sie setzt sich an den Tisch.

„Also, jetzt noch einmal zu dir. Du hast mir ja schon einwenig von Alex erzählt. Hast sich da etwas geändert.“ Sie schüttelt den Kopf.

„Ich muss dir leider gestehen“ sie unterbricht ihn apruppt. „Du bist verheiratet!“

„Nein Karin nur in einer Sache habe ich einwenig die Unwahrheit gesagt. Du hast mir soviel von Alex erzählt, dass ich dir verschwiegen habe, ich bin in der gleichen Situation wie du.“

„Wie, in der gleichen Situation?“

„Na ja, ich bin liiert mit einer verheirateten Frau und wie du, ich möchte mich lösen.“

„Aha“

„Ja aha, was denkst du? Sollen wir es zusammen angehen? Du mit Alex und ich mit Kerstin?“

„Kerstin?“

„Bitte sei weniger überrascht, ja Kerstin ist meine Geliebte.“

„Wie lange sind denn Kerstin und du schon zusammen?“

„Eine Ewigkeit!“

„Genau wie Alex und ich!“

„Was sagst du, Karin. Sollen wir es angehen, zusammen angehen unser Leben zu ändern?“

„Und wenn es daneben geht?“

„Das ist Risiko!“

„Risiko ist leicht gesagt aber sehr schwer gelebt“ sagt Karin leise.

„Karin, wie viele Nächte schläfst du immer alleine in deinem Bett?“

Sie schaut ihn nur an.

„Oh der Kaffee ist fertig.“ Sie steht auf und holt die Kanne vom Herd. „Willst du Zucker, Milch?“

„Beides bitte“

„Beides das fängt ja gut an“ lacht sie.

„Gell finde ich doch auch.“ Die Harmonie ist spürbar, fast sichtbar, so stark vorhanden!

Sie trinken gemütlich den Kaffee zusammen. Reden von Kerstin und von Alex. Fühlen sich verstanden, fühlen sich gut zusammen und sind ehrlich miteinander. Kein verschieben des Ortes, sie bleiben in der Wohnung und als Horst dann um Mitternacht geht fragt er: „darf ich dich wieder sehen?“

„Gerne Horst, gerne.“

Die Türe geht hinter ihm zu und lehnt sich dagegen, schliesst die Augen und ein seeliges Lächeln erhellt ihr Gesicht. Sie hat den Jackpot getroffen, für einmal im Leben hat sie Glück! Horst ist der Hammer!   Das hat so etwas von gut getan! Kein sexuelles Knistern doch Ruhe und Frieden. Ja sie kann sagen es passt. Sie hat mit Horst freidliche Stunden verbracht und er ist ein freier Mann. So halb wenigstens. Ja sie ist im Moment so richtig glücklich!

Horst geht peifend auf sein Auto zu, bleibt stehen, schaut noch einmal zum Haus zurück und schüttelt den Kopf. –Ist es Wirklichkeit, was er in den letzten Stunden erleben durfte?- Er fühlt sich so bei sich, so voller Energie! –Waus Volltreffer! Das Leben meint es wohl mal gut mit ihm!- Er startet sein Auto und fährt in der Gewissheit weg, ich habe etwas gefundne, das Suchen ist vorbei!

Wieviele Menschen halten ihre Gefühle versteckt hinter einem grossen Damm. Dort auf dem unübersehbaren See der Gefühle toben die Winde sich aus. Tornados erstürmen den Damm und er hält. Dann passiert etwas Kleines, Unscheinbares und der Damm bekommt einen Riss. Ein anderer Mensch zeigt sich interessiert am Leben des Anderen und schon fühlt sich derjenige aufgenommen bestätigt. Der Damm bekommt noch einen Riss weil da ein Mensch ist, der da ist, wirklich da ist. Die Gefühle hinter dem Damm zu verstecken ist einfach. Viel einfacher als sie zu zeigen, viel einfacher als sie zuzulassen. Der wilde See der Liebe, der tiefe See des Wissens, der schöne See der Romantik, der dunkle See der Wut, der wogende See der Trauer ja es sind deren viele verschiedene Gesichter die der See der Gefühle annehmen kann und doch wird er immer und immer wieder gehalten vom Damm!! Wer hält es denn aus, wenn jemand neben ihm Schmerz empfindet dem Schmerz Raum gibt und ihn lebt, ihn ausdrückt. Wer hält es denn aus, wenn sein Gegenüber auf einmal losheult, einfach weil es ihm weh tut, weil er verletzt worden ist? Wer kann denn schon so sein wie er möchte Wer darf denn so sein wie er will, sich zeigen ohne Maske. Sich ausdrücken ohne Maske. Wann kann man das denn in unserm Leben? Wann darf man das denn? Die Erwartungen sind so gross! Man kann bei vielen Situationen werde vor noch zurück, ausser man zeigt seine Gefühle. Es wurde uns antrainiert. Wir haben so viele Masken auf, so viele! So viele! Man muss auf so einiges verzichten wenn man authentisch leben will. Und doch gibt es nur dieses Leben das wirklich zählt. Nur wer authentisch leben kann lebt auch wirklich, aus tiefem Herzen und kann das Leben geniessen so wie es sich darstellt. Dieser Mensch wird die Gefühle zulassen, denn Damm einreissen und ihn nie mehr aufbauen. Gefühle sind das einzige Lebenselixier das uns wach hält, das uns zeigt, ja wir sind da. Welche Minuten werden in unserm Gedächtnis gespeichert? Nur die, in denen wir ganz starke Gefühle empfundne haben. Sei es Trauer, Wut, Liebe, Schmerz. Einfach ein tiefes Gefühl dass uns sagt, ja wir leben! Ja wir sind da! Deshalb ist es so wichtig die Gefühle auch zu leben. Deshalb ist es so wichtig aus der Allee auszubrechen und den Weg einfach mal zu gehen. Man kann dabei nur gewinnen. Man gewinnt neue Freunde. Man gewinnt neue Gefühle. Man gewinnt neue Liebe, neues Glück. Man gewinnt nur, auch wenn der Weg Trauer und Schmerz bedeutet  ist es doch ein Gewinn in unserm Leben, denn wie gesagt, die Gefühle die wir wahrhaftig leben, ohne Maske, die sind es die wir immer mit uns tragen werden. Ein Mensch der seine Gefühle den anderen zeigt wird meistens als schwach angesehen. Und doch es ist umgekehrt. Denn seine verletzliche Seite zu zeigen braucht mehr Mut als sich hinter der Maske zu verstecken. Den Damm einfach um ein paar Steine höher zu bauen. Das ist einfach, dass können alle. Doch verletzlich sein, zugeben was man denkt was man fühlt, zugeben wie es um einem steht, zugeben das der andere wichtig ist im Leben, zugeben das man den andern gerade jetzt braucht. Dieses Zugeben, dass braucht Mut, so richtigen Mut Doch danach ist man stark. Man ist ehrlich mit sich selbst und steht zu dem was man fühlt. Eben authentisch. Die zwischenmenschliche Ebene wurde angesprochen und diese Ebene ist vielfach verkümmert. Geh in eine grosse Stadt und kein Mensch wird dir guten Tag sagen. Geh in eine grosse Stadt und du wirst dich unter Menschen einsam fühlen. So richtig einsam unter Menschen. Geh in eine grosse Stadt und du wirst so viele Menschen treffen denen das lachen abhanden gekommen ist. Geh in eine grosse Stadt und du spürst den Puls der Stadt und du spürst den Atem der Stadt. Er ist stark und ausgeprägt. Man muss kämpfen man muss überleben! Hier lebt man nur noch zum Arbeiten. Hier lebt man nur noch um zu funktionieren. Deshalb ist es in der grossen Stadt so kalt. Deshalb zieht die grosse Stadt die Menschen immer und immer wieder an. Hier sind sie nur ein Teil der Masse. Wir sind immer nur ein Teil der Masse ob wir es so sehen, das ist eine Einstellungssache. Doch in dem Moment wo wir uns wirklich als einen Teil der Masse, als einen Teil vom Ganzen sehen, in dem Moment sind wir nie mehr alleine! Einfach nie mehr! Jeder ist dann unser Bruder und jede ist unsere Schwester und wir sind eins mit allen zusammen. So sollte es sein so darf es sein. Deshalb fühle dich eins mit Allem. Du bist der Tropfen der das Meer ausmacht. Ohne die einzelnen Tropfen kann kein Meer entstehen. Und wenn man das Wasser ableert, dann kommen die einzelnen Tropfen wieder zum Vorschein. Deshalb fühle dich eins im Ganzen. So wird es sein, so muss es sein, so ist es!

Monika steht vor dem Bürogebäude und wartet auf Thomas. Sie fühlt sich selbst so in der Mitte, so in sich geborgen wie schon seit längerer Zeitkaum mehr. Ihre Erwartungen an heute Abend sind weg. Sie ist einfach. vollkommen im Jetzt. Wird sie wohl schon eine Veränderung bei Thomas bemerken? Da kommt er beschwingten Schrittes auf sie zu!

„Hallo junge Frau“ begrüsst er sie und küsst sie gleichzeitig. Er hat gute Laune. „Na erzähl, wie wars beim Medium?“ Er ist wirklich ganz Ohr. -Ist das nun der grosse Durchbruch- denkt sich Monika. Thomas ist so etwas von losgelöst und seine Stimmung reisst sie mit. Sie hat von Anfang an die Knaben für diese Nacht zu ihrer Schwester gebracht. Kein Wort kommt über ihre Lippen zu Thomas. Sie lässt es laufen. Der Abend ist so harmonisch für Beide, keine Frage wegen dem wo schlafen. Nein Thomas fährt zu sich nach Hause wie wenn es immer so wäre. Monika erwacht am andern Morgen und bleibt einfach noch liegen. Sie schaut sich um, erinnert sich der Nacht, seufzt tief auf und kuschelt sich ganz fest an ihren Partner. Ach, so schön! Wauw sie hatten verdammt guten Sex! Ihr Körper fühlt sich losgelöst und befriedigt an. Schon lange her dieses intensive Gefühl. Warum nur ist es so selten? Ich habe ja zu allem Guten heute frei! Durchzuckt sie der Gedanke. Sie hat heute frei! Im Bett liegend durchläuft sie in Gedanken den gestrigen Tag und vor allem die gestrige Nacht noch einmal. Hat es nun gewirkt? Wenn sie über die letzten Stunden nachdenkt, -auf alle Fälle. Jetzt werden sie sicher ein Haus finden und jetzt werden sie sicher bald zusammen ziehen.- Sie schläft noch einmal ein, seelig vor sich hinlächelnd. Und dieses Lächeln ist immer noch auf ihrem Gesicht als Thomas erwacht. Er schaut sie an und weiss, er liebt sie. Ja er ist sich sogar sicher, dass dieses Gefühl in seinem Herzen Liebe ist. So eine Art Liebe zu der er fähig ist. Sein Damm ist dermassen dick und hoch gebaut, dass der See der Gefühle selten so richtig berührt werden kann. Es lebt sich gut so. Er schaut sie noch einmal an. -Ein Kind mit ihr haben? Zusammen ziehen, das hiesse 24 Stunden zusammen sein, kann er das? Will er das?- Zu sehr sitzt ihm unbewusst die Angst im Nacken es könnte daneben gehen. Zu sehr ist er noch gebrannt vom letzen Mal. Unaufgearbeitet Gefühle die ihn blockieren. Unaufgearbeitete Erlebnisse der Vergangenheit. Er kann kein Risiko mehr eingehen in Sachen Gefühle. Es würde ihn töten, sollte sich noch einmal dasselbe ereignen. Deshalb ist sein Damm so hoch, deshalb nimmt er immer wieder Abstand zu Monika, damit es nie intensiv wird, dieses Gefühl. Ohne Zusammenhang mit Monika, sie muss mit ihm nur das Leben, was ihn aus seiner Vergangenheit blockiert. Er schüttelt den Kopf und steht auf. So wie es ist, ja so ist es gut für ihn. Der Tag beginnt.

Georg konnte sich schon zweimal vorstellen und die Gespräche verliefen gut. Beim Einen war es ihm schon gleich von Anfang an klar da ist er überqualifiziert sprich zu teuer. Er hat mit seinem jetzigen Chef die Vereinbarung getroffen, dass er sich ab und zu frei nehmen kann wenn er es braucht. Doch Georg ist viel zu pflichtbewusst um dies auszunutzen. Er hat im Geschäft noch zwei drei Aufgaben die er unbedingt bevor er geht fertig schreiben will. Es ist ungewohnt, raus aus der Allee zu sein! Als er noch mit Mäggi verheiratet war, machte er sich viel weniger Gedanken über das Leben. Er glaubt nur, was man wissenschaftlich oder logisch erklären kann. Jetzt gibt es doch ab und zu Dinge, die mit keinem von beidem zu erklären sind. Das Leben läuft in seinem eigenen Rhythmus. Und man tut gut daran, sich ihm anzupassen. Es ist einfacher so zu leben merkt er. Heute ist er zu Hause. Michelle war zum Mittagessen da und er ist dann gleich daheim geblieben. Er sitzt vor dem Computer und schreibt an der Bewerbung. Er hat wieder ein paar Inserate gesehen bei denen er sich bewerben möchte. Ein Kaffee steht auf dem Pult und er sitzt, die Beine eingeklemmt auf dem Stuhl da als sein Festnetz läutet. Niemand kann wissen, dass er zu Hause ist!

„Ja Dietrich hier“

„Du siehst doch auf der Anzeige dass ich es bin“ hört er aus der Telefonmuschel

„Die Nummer war unbekannt für mich. Hallo Claudia“

„Du ich habe eine Frage, ach warum bist du denn zu Hause?“

„Warum rufst du mich zu Hause an wenn ich im Geschäft sein sollte?“ fragt er zurück

Sie lacht durch den Hörer! „Ich wusste es!“

Er lacht auf den Stockzähnen mit!

„Warum ich dich aber anrufe, ich möchte mich auch bewerben und wollte dich fragen ob du mir vielleicht helfen kannst eine gescheite Bewerbung zu schreiben?“

„Wo willst du dich denn bewerben?“

„Bei der Kirche?“

„Bei der Kirche, bist du den so religiös?“

Sie lacht wieder voll auf! „Nein aber sie suchen da jemanden für Jugendliche und das kann ich auf alle Fälle. Ich will mich da ja nur bewerben. Das Leben wird dann schon entscheiden ob es für mich stimmt. Ich mache nur den Schritt dazu, die Entscheidung ist dann unabhängig von mir.“ Wie immer hat Claudia eine etwas spezielle Einstellung. Für Georg undenkbar. Er macht sich schon Gedanken bevor er sich bewirbt, was die wohl wollen ob er es auch kann ect.

„Wie steht es denn bei dir?“ fragt nun Claudia nach.

„Noch keine Ergebnisse absehbar. Konnte mich schon vorstellen aber das war es dann auch.“

„Und?“

„Was und?“

„Na wegen meiner Bewerbung?“

„Sicher helfe ich dir?“

„Gut danke, wann hast du Zeit?“

„Zeit, das ist etwas Schwieriger!“

„Wie immer voll beschäftigt!“ lacht sie ihn aus. „Dann lass es doch einfach laufen. Ich sende dir per Mail mal alles was ich schon habe und du meldest dich dann wenn du eben Zeit siehst, ja?“

„Ok das ist gut. Bis wann musst du es denn haben?“

„Oh da habe ich noch massenhaft Zeit. So in etwa vier Wochen?“

„Was die geben dir solange Zeit?“

„Nein die geben allen soviel Zeit. Ist doch ok ich muss eh viel zusammensuchen. Meine letzte Bewerbung liegt eine Ewigkeit zurück! Dann lass ich dich wieder deine Sachen erledigen. Danke und bis bald!“

„Ja tschau Claudia.“ Er hängt auf und geht zum Fenster um sich eine Zigarette anzuzünden Der Anruf hat ihn aus seinen Gedanken gerissen, er muss sich erst wieder etwas Sammeln. Dann setzt er sich wieder hin und schreibt weiter. Heute ist noch der Termin beim Anwalt um zu unterschreiben. Ansonsten nimmt alles seinen Lauf. Obwohl es ihm gut geht alleine überhäuft er sich doch gerne mit zuviel Arbeit. Sie lenkt ihn ab von dem was ist. Ungewissheit ist Gift für ihn. Er braucht viel Sicherheit. Deshalb hatte er auch in seinem Leben viel Rhythmus. Nun hat sich alles geändert. Einfach alles! Manchmal, wenn er dann so in Melancholie versinkt grübelt er über den Sinn des Lebens nach. Über das warum dies oder das geschehen ist in seinem Leben. Er weiss es, es wird auf fast alles keine Antwort darauf geben. Doch wie die Menschen halt sind, sie suchen immer wieder danach. Er ist sich das bewusst. Doch was ihm ganz wichtig erscheint ist, dass er doch Wege geht. Niemand kann nun noch zu ihm sagen, dass er auf der Allee steht. Er hat es angepackt und ist losgelaufen. Die Scheidung ist gesprochen, die Kündigung erfolgt. Was nun in sein Leben kommen wird ist so etwas von ungewiss, dass es ihm Angst macht. Es braucht viel Kraft dieses Warten auf das Neue! Die Komponenten in seinem Leben sind fast alle unabhängig von seinem Willen geschehen. Er kann nur warten.Er ist abhängig vom Aussen! Das zermürbt ihn so! Er ist gerne sein eigener Herr! Nun muss er eben warten. Darum sucht er sich auch soviel Beschäftigung wie möglich damit er weniger grübelt und nachdenkt. Auch für ihn gab es viele schlaflose Nächte! Sie zerrten an seinen Nerven  irgendwann rächt sich das. Er überlegt immer wieder, was er denn noch tun könnte um weiter zu kommen. Doch es bleibt eben nur das warten. Sobald eine Bewebung das Haus verlassen hat sowieso. Es ist eine grosse Kunst in der Zeit des Wartens noch wirklich zu leben! Noch im jetzt zu sein! Bei vielen Menschen ist die Zeit des Wartens dann auch eine unauffällige Zeit. Da geschieht kaum etwas! Für Georg ist alles wieder einigermassen im Lot. Sobald er eine neue Arbeit hat wird es ruhiger werden und der Alltag kann wieder so richtig Einzug halten. Er freut sich darauf ist aber doch bereit sich auf das Unbekannte einzulassen. Zum Glück hat er sein soziales Netz und gute Freunde! Auweia, fast hätte er es vergessen. Er hat ja noch mit Jasmin abgemacht. Wann denn genau? Er klickt ein paar Mal auf die Tastatur, da ist sein Terminkalender. Glück gehabt, erst um 19h. Er kann diese Buchhaltung noch fertig schreiben. Kurz vor 19h macht er sich auf den Weg zu Jasmin.

„Hallo Georg, komm rein“ begrüsst sie ihn an der Türe.

„Hoi Jasmin“ zwei Küsschen auf die Wange, Jacke aufhängen, Schuhe ausziehen und er setzt sich auf die Couch.

„Willst du einen Kaffee?“

„Ja, gerne, klar doch.“

„Wie immer mit Zucker und Milch.“

Er nickt dazu nur noch mit dem Kopf.

„Kommt sogleich!“ Sie verschwindet schnell in die Küche.

Meint er es nur oder ist Jasmin heute etwas nervös? Er reibt sich mit der Hand über die Stirne. Wie wenn er Gedanken so vertreiben könnte. Jasmin kommt mit der Kaffeetasse in der Hand zurück und stellt sie auf dem Tischchen ab. Georg schaut sie aufmerksam an, ja sie eindeutig nervös.

„Wie geht es dir in deiner neuen Wohnung so?“

„Es geht, hab immer etwas zu tun. Wird mir auf keinen Fall langweilig. Und du?“

„Mir wird es auch kaum langweilig, wenn du das meinst.“

„Erzähl mir von deinem Tag.“ Georg nimmt die Tasse in die Hand. „Bist du nervös?“

Sie schweigt kurz untypisch für sie, denkt er schnell. „Mhm, ja ich bin ein wenig nervös Georg.“

„Warum?“

„Mir sind in letzter Zeit viele Gedanken durch den Kopf, Gedanken wegen dir und mir.“

„Aha“ ruft er erstaunt.

„Lass es mich dir erklären.“ Sie holt tief Luft und fährt dann fort „wir sind nun schon so lange Freunde. Meine biologische Uhr tickt immer schneller. Da habe ich mir einfach mal so überlegt, ob du vielleicht der Vater meines Kindes werden möchtest?“ Es ist raus.

Georg verschüttet den Kaffee. „Autsch, heiss. Wie bitte?“

„Du hast richtig gehört. Du bist alleine, ich bin alleine warum sollen wir es unversucht lassen? Wir kennen uns so gut, lass uns den nächsten Schritt einfach versuchen.“

Es entsteht eine grosse Pause in der nun beide Schweigen. Sie schaut ihn unverwandt an, er hat seinen Blick gesenkt.

„Ich muss mir das überlegen, Jasmin. Es kommt so unverhofft.“

„Ja klar, ist doch logisch das du dir das überlegen musst. Dazu kenne ich dich ja schon viel zu gut. Ich weiss ja auf was ich mich da einlasse.“

„Ja, das wüssten wir. Ich glaube einfach, der Reiz des Kennenlernens fällt komplett weg?“

„Es wäre schon ein kennen lernen, vor allem sexuell. Da wäre es ja schon ein kennen lernen.“

„Du hast mich komplett überrumpelt, Jasmin. Ich muss mir das wirklich überlegen. Du bringst mich ganz durcheinander.“

„Das war keine Absicht von mir du könntest es dir vorstellen?“

„Irgendwie ja, schon gut. Ich glaube ich geh dann besser mal wieder und ich werde mich morgen bei dir melden.“

„Ja alles klar.“

Küsschen auf die Wange, Schuhe anziehen, Jacke anziehen und weg ist er. Er ist zu Fuss gekommen, ist ja im gleichen Dorf und ist nun sehr froh dass er laufen kann. Der Vorstoss von Jasmin hat ihn völlig aus der Bahn geworfen. Er fängt an zu überlegen: -Wir kennen uns gut, also keine Überraschungen. Wir können einander vertrauen, was eine gute Grundlage ist. Wir haben einander gerne, nur gerne. Und wenn es schief geht, was ist dann mit unserer Freundschaft?- Seine Gedanken sind immer noch da als er zu Hause ankommt. Er nimmt sie mit ins Bett schläft deshalb sehr spät ein. Als er am anderen Morgen erwacht hat er unbewusst eine Entscheidung gefällt und wird es sich dann bewusst. -Nein, die Freundschaft ist ihm zu wichtig. Nein, es muss wieder Liebe sein, gerne haben bekommt die Note ungenügend.- Da er sich entschieden hat, ist er ruhig geworden. Die Frage hat ihn ganz schön aus der Bahn geworfen. Er schreibt schnell ein Sms. „Komme gegen 18h vorbei. Reden dann.lg Georg“ Dann beginnt er seinen Arbeitstag. Jasmin nimmt das nein gelassen entgegen.

„Auf einen Teil habe ich damit gerechnet. War einfach eine Idee.“

„Und es hat mich echt in die Sätze gebracht. Du bist eine attraktive Frau, wir verstehen uns blendend, es spricht vieles dafür. Du weißt meine Einstellung in Sachen Beziehung. Ich bin zum Schluss gekommen, vielleicht bin ich einfach ein alter Romantiker. Ich bin fest davon überzeugt, wenn ich die Frau sehe, dann weiss ich sofort, die ist es!“

„Du denkst immer noch so?“

„Ja tue ich. Was aber heisst, ich habe gründlich nachgedacht, hatte eine schlaflose Nacht wegen dir!“

„Das war auf keine Fall Absicht!“ wirft sie ein.

„Ich weiss, ich weiss. Lassen wir es so wie es ist. Ich fühle mich wohl so und du doch auch, oder?“

„Vielleicht war mein Vorschlag einfach Verzweiflung von mir. Ich bin schon wieder alleine, werde immer älter und älter und hätte doch so gerne eine Familie.“

„Bist du dir sicher?“

„Wir haben doch schon so oft darüber gesprochen, Georg, dass ich noch gerne Kinder hätte. In dem unendlichen Dschungel da draussen… du hast es ja selbst miterlebt. Ein Desaster nach dem Anderen. Kannst du es denn verstehen?“

„Das ist ja mein Dilemma! Jasmin, ich kenne dich so gut, all diese Gedanken sind wie meine eigenen. Du hast mich echt in die Sätze gebracht. Es hat mich schwer aus der Bahn geworfen!“

„Dann warst du nahe daran ja zu sagen?“

„Ja nahe“ er läuft in der Stube hin und her. „Soviel das dafür spricht und nur wenig dagegen. Das Wenige ist für mich aber ausschlaggebend. Wie schon gesagt, ich weiss woran ich mit dir bin. Muss in meinem Herzen etwas fühlen. Dieses gewisse Etwas muss einfach passieren. Sonst ist es von Anfang an zum Scheitern verurteilt.“

„Du hast Recht, oh Georg du hast ja so etwas von Recht.“

Sie setzen sich nebeneinander auf das Sofa. Georg nimmt ihre Hand.

„Jasmin, du bist meine beste Freundin, meine allerbeste! Wer könnte es sonst verstehen?“

Sie lacht, frei und unbeschwert lacht sie heraus.

„Da habe ich uns ja in einen schönen Schlamassel rein gezogen. Zum Glück hast du die Oberhand behalten!“

Er lacht mit ihr mit.

„Lassen wie es ist, ok, Thema gegessen! Darauf strossen wir an. Cognak gefällig?

„Cognak? Du trinkst einen Conak?“

„Es geschehen noch Zeichen und Wunder mein Lieber. Auf den Schreck ist ein etwas Teueres Getränk wohl angebracht. Darum habe ich eine Flasche davon. Und wie du siehst ist sie fast noch voll“ sie schenkt ein.

„Prost und ein Hoch auf unsere Freundschaft“

„Ja, Jasmin, das kannst du laut sagen. Ein Hoch auf unsere Freundschaft!“

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