MONIKA richtet sich, sie wird gleich von Thomas abgeholt. Er hat sie zum Essen eingeladen.

„Bleibst du lange fort, Mama?“ Raffael steht bei ihr im Zimmer.

„Wir gehen zusammen essen, ich komme sicher vor Mitternacht wieder heim, aber ihr müsst dann um 22 Uhr ins Bett versprochen?“ Der Junge nickt mit dem Kopf und denkt. Wie soll sie es denn merken wenn wir später gehen?Es klingelt an der Türe. Andreas öffnet die Türe.

„Sie ist gleich bereit willst du noch herein kommen?“

„Nein ich warte dann draussen.“ Was sollen sich die beiden denn sagen. Thomas interessieren die Gedanken von Andreas kaum und der Junge sieht in ihm nur den Freund seiner Mutter. Für ihn ein fremder Mann. Monika kommt freudestrahlend die Treppe herunter.

„Hallo Thomas, sie gibt ihm einen Kuss.“

„Hallo, schön siehst du aus. Können wir?“

„Ja, wir können. Dann also um 22Uhr im Bett gell Andreas?“ Er nickt nur und sagt, „Schönen Abend“

„Wohin gehen wir?“

„Worauf hast du Lust?“

„Worauf ich Lust habe zum Essen?“ sie überlegt. „Und du? Was hättest du den Lust?“

„Ich bin da flexibel. Wir haben einen guten Italiener oder lieber asiatisch?“ er startet den Motor.

„Asiatisch, ja das klingt gut.“

„Ok dann weiss ich wo wir hinfahren können.“

Er reiht sich ein und konzentriert sich auf das Fahren. Er strahlt heute viel Ruhe aus aber auch ein weitweg sein von Monika. Sie sucht nach einem Gesprächsthema schweigt weil ihr keines wichtig genug erscheint um es mit Thomas zu besprechen. Sie kommen an, gehen hinein, setzen sich und bestellen.

„Thomas, wie stellt du dir denn unsere gemeinsame Zukunft vor?“

„Wir werden zusammen ziehen?“ Fragend schaut er sie an.

„Willst du das denn wirklich’“

„Sicher“ er sagt es leicht wie hingeworfen.

„Sicher, dass du sicher bist?“

„Was sollen den diese Fragen? Das haben wir doch schon alles einmal besprochen.“

„Wann Thomas, wann werden wir zusammen ziehen?“

„Sobald wir ein Haus gefunden haben oder was denkst denn du?“

„Wir haben nun seit drei Monaten kein Haus mehr angeschaut.“

„Hatte eben keines das mir so gefallen hätte, um sich die Mühe zu machen es anzuschauen.“ Er lehnt sich etwas zurück damit die Bedienung das Essen hinstellen kann.

„Wünsche dir einen guten Appetit, sieht gut aus oder?“

„Ja sieht gut aus, guten Appetit.“

Das Gespräch ist vorbei. Genau so wie es Tadefi gesagt hat. Wenn sie mit dem Herzen hinhört, dann spürt sie, er hält sie nur hin. Warum sollte er an der Beziehung etwas ändern. So hat er alles was er braucht. Sie essen schweigend denn sie hat ja alles gesagt was sie wollte. Nach dem Essen fängt Thomas an von seiner Arbeit zu erzählen, da ist er auf sicherem Boden. Der Abend verläuft harmonisch und schön eben wie immer! Zu Hause im Bett wälzt Monika Gedanke über Gedanke. Was soll sie tun! Er sagt wir ziehen zusammen. Doch keine Veränderung geschieht. Auch heute hat er sie wie selbstverständlich nach Hause gebracht, ein lieber Kuss und weg ist er. Sie liegt wie immer, wie gehabt alleine im Bett. Alles bleibt beim Alten. Sie liebt ihn ja sie liebt ihn sogar sehr! Was soll sie nur tun! Oh mein Gott was soll sie nur tun! Sie ist trotz der Freundschaft eine alleinerziehende Mutter. Sie ist trotz der Freundschaft fast jeden Abend alleine in ihrem Bett, wacht alleine am Morgen auf. Könnte es sein, dass sie etwas verpasst? Könnte es sein, dass ein anderer Mann da draussen auf sie wartet? Wie hat Tadefi gesagt, ein leeres Glas wird immer wieder gefüllt! Ihr Glas ist voll, randvoll.

Heute hat sie frei. Gemütlich sitzt sie noch am Frühstück als es schon an der Türe klingelt. Welche Überraschung! Claudia steht davor! „Ich war gerade in der Gegend und habe dein Auto gesehen. Da dachte ich schau mal vorbei! Und hier bin ich!“ Sie umarmt Monika herzlich. „Komme ich ungelegen?“

„Nein bin gerade am Kaffee trinken willst du auch noch einen?“

„Sicher gerne.“

„Erzähl, was gibt es Neues? Ist schon eine Weile her seit wir uns das letzte Mal gesehen haben.“

„Bei mir ist viel und doch wenig geschehen“ meint Claudia „wie steht es bei dir. Schon ein Haus in Sicht? Wann zieht ihr denn zusammen? Wann heiratet ihr?“

„Du fragst zuviel. Alles ist immer noch wie vor drei Monaten. Ich bin mir sogar am überlegen ob ich die Verlobung wieder lösen soll.“

„Hat sich Thomas denn verändert, ich meine….?“

„Ich weiss was du meinst, nein! Ach Claudia, was soll ich denn bloss tun?“

„Was willst du denn tun? Was stimmt denn für dich?“

„Ich möchte eine Familie haben. Ich möchte zusammen ziehen, meinen Mann am Morgen im Bett begrüssen. Ich möchte einfach eine Familie sein.“ Traurig setzt sie sich an den Tisch.

„Vielleicht vergibst du dir eine Chance auf diese Familie indem du an Thomas festhältst.“

„Nun kommst auch du mir noch so!“

„Wie meinst du denn das?“

„Na ja, kennst du Tadefi?“

Claudias Gesicht erhellt sich sofort „ ja den kenne ich auf alle Fälle. Du in dem Falle auch. Wie sieht denn deine Allee aus?“

„Das ist doch egal!“

„He hallo was ist los?“ Claudia legt den Arm um sie. Tränen schillern in den Augen von Monika. „Hör zu, es ist eine verrückte Zeit im Moment. Wir gehen auf das Jahr 2012 zu. Und jedes Jahr näher an dieser Zahl nimmt uns weg, was uns behindert. Freiwillig oder mit Gewalt.“

„Was hilft es mir, ich liebe Thomas. Dann warte ich eben, bis es mit Gewalt weg geht.“

„Das könnte aber sehr weh tun.“

„Du sprichst von weh tun! Ach Claudia, denkst du wirklich es schmerzt erst dann. Oh nein, es tut jeden Tag weh, jeden beschissenen Tag! Verstehst du! Ich bin voll damit! Kann weder vor noch zurück. Ich liebe ihn!“

„Ist ja schon gut, Monika. Dann lass es eben laufen so wie es ist. Die Zeit wird dir dann den Weg weisen.“

„Ich gehe übermorgen zu einem Medium. Es soll mir helfen den Konflikt zu lösen.“

„Den Konflikt zwischen dir und Thomas oder mit dir selbst?“ Claudia ist aufgestanden. Die Zeit ist schon etwas Fortgeschritten, sie muss wieder gehen.

„Mal sehen, ich denke da eher an den Konflikt in mir.“

„Gut dann hören wir uns nachdem du da warst. Ich bin sehr gespannt was da passieren wird. Leider muss ich weiter.“

„Ist schon gut, ich sollte noch etwas im Haushalt tun schön das du vorbei gekommen bist“ sie umarmt Claudia.

„Ja das sollten wir öfters machen.“

„Gerne!“

Monika steht wieder alleine in der Küche. Das Jahr 2012? Man hört da schon vieles. Egal, ich liebe Thomas und das Leben soll mir mal erst beweisen, dass er für eine andere Frau bestimmt ist! Sie beginnt aufzuräumen.

STEPHANIE wartet vor der Kanzlei auf Hans und Fritz. Da sie in der Nähe zu tun hatte ist sie ohne Fritz da. Es sind noch fünf Minuten bis zum Termin. Da kommt Hans schon um die Ecke.

„Hallo Stefanie schon da? Wo ist Fritz?“

„Der kommt aus einer anderen Ecke deshalb sind wir getrennt da.“

„Und hast du es dir überlegt?“

„Das mit dem Job? Lass uns doch zuerst den Verkauf tätigen und danach reden.“

„Sicher Stefanie, ah da kommt ja Fritz. Hallo!“

Fritz begrüsst beide zurückhaltend. Sie betreten die Kanzlei. Der Verkauf geht ohne Probleme über die Bühne. Wieder vor der Türe fragt Hans.

„Gehen wir noch zusammen etwas trinken?“

„Sicher gerne“ gibt Stefanie zur Antwort.

Fritz murmelt etwas vor sich hin und zu dritt überqueren sie die Strasse und kehren gegenüber ein. Hans ist ganz aufgekratzt. Fritz nachdenklich und ruhig und Stefanie neutral. Ihr Lebenswerk geht nun in andere Hände. Sie hat sich damit befasst und es ist für sie stimmig geworden. Wegen dem Job hat sie immer noch keine Ahnung ob ja oder nein. Hans hat soviel Feingefühl, dass er diesbezüglich keine Andeutung mehr macht. In gelöster Stimmung verabschiedet er sich dann von den beiden.

„Lass doch nächste Woche mal etwas von dir hören Stefanie“ sagt er noch beim Abschied. Das ist alles. Sobald Hans ausser Hörweite ist fragt Fritz.

„Du ziehst ernsthaft in Betracht für ihn zu arbeiten?“

„Lass es Fritz, das ist ganz alleine meine Entscheidung und ich werde sie mir gut überlegen. Aber ohne deinen Rat! Gehen wir, du kannst deine Worte bei dir behalten. Wie sieht es am Wochenende aus mit den Kindern? Nimmst du sie?“

„Das entscheide ich Morgen“ brummt er zurück.

„Dann lass es! Ich muss es den Kindern heute sagen, sie brauchen das tschüss!“

„Warte, Stefanie, ok ich nehme sie.“

„Nein, entweder du nimmst sie mit Freude oder sie bleiben bei mir!“ Sie dreht sich um und will gehen. Fritz rennt ihr nach.

„Ich nehme sie!“

„Ich habe es gehört, spiel kein Spiel mit den Kindern und mir Fritz, das ertrage ich auf keinen Fall! Ich schicke sie dir morgen auf das Mittagessen vorbei. Grüss dich!“ Sie geht. Wütend auf sich und wütend auf Fritz! Hier kann nur eintöniges Gehen helfen. Das löst die Wut auf. Ohne zu schauen in welche Richtung sie geht läuft sie los. Es zieht sie in den Park. Mechanisch, den Kopf gesenkt setzt sie einen Fuss vor den anderen. Fast wäre sie auf einen Igel gestanden. Er macht keinen Wank. –Der ist sicher verletzt.- Sie nimmt ihren Schal und wickelt ihn ein. „Es muss doch hier in der Stadt eine Igelstation geben?“ Sie holt ihr iphone und tippt ein. Ja klar, da in der Kriegerstrasse. Das müssten so ungefähr zehn Minuten zu Fuss sein. Sie macht sie auf den Weg. Der Igel bleibt unbeweglich in ihrem Schal und sie trägt ihn vorsichtig mit. Die Station ist noch beleuchtet. Sie klingelt und ein aufmerksamer Mann öffnet die Türe. Er gefällt ihr sofort in seiner Art. Keine Schönheit aber ein netter Mensch denkt sie.

„Was haben wir denn da?“

„Ich habe einen kleinen Igel gefunden.“

„Kommen sie doch herein, bitte hier entlang.“ Sie kommen in ein helles Zimmer.

„Hier legen sie ihn doch mal auf den Tisch.“ Er wäscht sich die Hände und dreht sich dann zu ihr um.

„Das erste Mal das sie einen Igel finden?“

„Ja“ sie lächelt ihn an „das erste Mal. Für sie wohl eher Alltag.“

„Nein ich bin nur die Aushilfe. Peter ist gerade in den Ferien und ich vertrete ihn solange.“ Er öffnet den Schal. „Dann wollen wir mal sehen wie es dem kleinen Wicht wohl geht.“

Er untersucht ihn und sagt dann. „Er hat so viele Zecken auf sich, dass er zuviel Blut verloren hat. Ich muss eine nach der anderen lösen. Wollen sie mir helfen.“ -Das meint der wohl im Ernst- überlegt sich Stefanie. Sie schaut auf den Igel, dann auf den Mann. Er lächelt sie unbefangen an.¨

„Was soll ich denn tun?“

„Zuerst gebe ich ihm etwas zur Beruhigung sonst zieht er sich zusammen Dann suchen wir systematisch am ganzen Körper nach Zecken. Er macht die Spritze. Sie arbeiten fast eine Stunde zusammen an dem Tier.

„Geschafft! Legen wir ihn dort in den Käfig. Ich füttere ihn dann ein paar Tage auf und entlasse ihn in seine wohlverdiente Freiheit.“ Er legt ihn behutsam auf den Käfigboden. „Nach dem Schreck wäre wohl ein Glas Wein angebracht. Was denken sie?“ Stefanie kommt ins stottern. Zu lange her, dass ein Mann sie dies fragte? Er schaut sie belustigt aber lieb an. „Nun, ja oder nein?“

„Ja gerne“ kann sie dann doch sagen.

„Bitte hier entlang. Ich wohne in der Zeit auch bei Peter. Entschuldigen sie die Unordnung.“ Er geht voran und bittet sie in der Stube Platz zu nehmen. Gleich darauf kommt er mit zwei Gläsern und einer Flasche Wein wieder zurück.

„Ich möchte mich gerne vorstellen. Ich heisse Wolfgang und sie?“

Sie nimmt das Glas entgegen uns sagt: „Ich bin Stefanie, zum Wohl.“

Sie stossen an. Sie ist alleine in einer fremden Wohnung und erst noch mit einem Mann. Wieder ein Weg der aufgeht denkt sie flüchtig. Doch dann ist der Gedanke schon wieder um die Ecke und die beiden Erwachsenen Menschen tasten sich feinfühlig einwenig gegeneinander vor. Die Unterhaltung ist angeregt und Stefanie muss ab und an lachen über die Ausdrucksart von Wolfgang. Bald schon verstehen sich die Beiden so glänzend, dass keiner der sie jetzt sehen würde, glaubt sie kennen sich erst ein paar Stunden. Die Zeit fliegt und auf einmal klingen die Glocken es ist Mitternacht.

„Ich muss los, Wolfgang. Hat mich sehr gefreut.“

„Ebenfalls Stefanie, ich hoffe doch, dass wir uns wieder sehen werden. Was machst du den Morgen?“

„Morgen“ schon wieder hat er sie überrumpelt. Was macht sie denn Morgen? Zeit hätte sie soll sie? Ein Weg denkt sie, einfach ein Weg, ich muss ihn gehen um zu sehen ob er passt.

„Ja gut, Morgen klingt super.“

„Treffen wir uns um 14 Uhr im Cafe Seeger?“

„14 Uhr im Seeger ich werde da sein.“ Er begleitet sie noch bis zur Türe und küsst sie ungezwungen auf beide Wangen.

„Schlaf gut Stefanie.“

„Du auch“ Er schliesst hinter ihr zu. Sie fühlt sich leicht und beschwingt froh und ausgeglichen! Er bleibt noch kurz hinter der geschlossenen Türe stehen, dann pfeift er ein Lied und geht schlafen.

REGULA Claudia macht sie nach dem Besuch bei Monika auf den Weg zu Regula. Sie ist gespannt auf die Klinik, sie hat schon viel davon gehört und freut sich Regula zu sehen. Sie muss sich am Eingang ausweisen und wird dann von einer Schwester in einen Warteraum geführt. Nüchterner Raum gehalten in weiss und ein paar Bildern, eine Couch ein Tisch. Die Türe geht auf und Regula kommt herein.

„Hallo Regula“ begüsst Claudia die hereinkommende. Sie hat sich vorbereitet, was sie sieht ist erschreckend. Regula ist nur noch ein Teil ihrer selbst. Sicher auch durch die Medikamente. Ganz leise kommt die Antwort: „Hallo Claudia.“ Sie setzt sich. Ihre Bewegungen sind langsam bedächtig wie bei einer alten Frau. Claudia lässt erst den Moment wirken. Sie wartet ab. Regula sitzt da wie ein Häufchen Elend.

„Ich habe dir deine Gebetskette mitgebracht, ich dachte sie könnte dir etwas helfen.“ Sie kramt die Holzkette mit den 108 Kugeln aus der Tasche und streckt sie Regula hin. Ein Funken von Erwachen färbt die Augen kurz ein! Sie nimmt die Kette entgegen liebkost sie und streift sie sich über den Kopf.

„Danke“ haucht sie.

Wieder Schweigen. Claudia spürt hier einen Menschen am Abgrund der Verzweiflung. Sein Hilfeschrei ist unüberhörbar. So viele Wege hat Regula ausgeschlagen, nun hat das Leben eingegriffen. Vielleicht kann sie sich so von Karl lösen und ihr eigenes Leben wieder in den Griff bekommen. Hier ist sie gut aufgehoben. Hat Hilfe die sie braucht. Claudia wartet geduldig in Stille ob und wie sich Regula mitteilen will. Für sie stimmt es einfach da zu sein, menschliche Wärme zu geben und zu empfangen. Denn Geben ist ja immer auch Nehmen. Die beiden Frauen sitzen eine gute Weile einfach zusammen im Raum. Regulas Gedanken sind durch die Medikamente stark verlangsamt. Sie lebt im Moment in einer für Claudia fremden Welt. Claudia kann sich einfühlen und kann es verstehen darum wartet sie ruhig. Irgendwann hebt Regula ihre Augen und sucht Claudia.

„Du bist immer noch da?“

Die Angesprochene lächelt sie nur an. Dadurch dass sie weiter schweigt gibt sie den Raum für die Andere zum Reden.

„Karl war da, für einen Tag.“ Immer noch schweigt Claudia.

„Das Haus ist so kalt und leer gewesen. Ich war soviel alleine. Hier bin ich nie alleine.“

Claudia wartet immer noch. Sie möchte das öffnen der Seele von Regula mit Schweigen unterstützen.

„Ich habe heute ein Bild gemalt. Hat mir gefallen zu malen.“ Pause.

„Das Essen wird serviert, ich darf nur noch essen kein kochen mehr.“ Pause

„Keiner erwartet etwas von mir hier. Ich kann so sein wie ich möchte, alles ist erlaubt.“ Pause

„Wo ist Karl jetzt?“

„Er ist am arbeiten“

„Am arbeiten? Wie immer! Warum nur arbeitet er soviel?“ Pause

„Ich kann fliegen.“ Pause

„Ich fliege manchmal zum Mond oder zu den Sternen.“ Pause

„Ich muss wieder gehen, sie rufen mich.“ Regula steht auf. Claudia hat schon geklingelt und eine Schwester kommt um die Patientin abzuholen. Claudia umarmt Regula und sagt: „Ich komme wieder, lass es dir gut gehen.“ Regula steht steif da, keine Regung. Ihre leeren Augen schauen über den Kopf von ihrem Gegenüber hinweg.

„Dein Schutzengel ist stark, du kannst dich immer auf ihn verlassen.“ Nach diesen Worten schlurft die Patientin mit der Schwester auf den Gang.

„Sie finden den Ausgang wieder?“

„Ja kein Problem“ Claudia zieht ihre Jacke an. „Mein Schutzengel ist stark! Schön für mich!“ Langsam schreitet sie zum Ausgang. Draussen zieht sie als Erstes die Luft tief in ihre Lungen ein und stösst sie wieder aus. Heavy die Veränderung von Regula. Doch es ist der einzige Weg für sie zu sich zu finden. Weg von Karl, weg von allen Erwartungen! Ja dieser Weg ist sicher gut für sie. Beruhigt kann Claudia nun nach Hause fahren. Als sie zu ihrem Auto kommt klemmt ein Zettel unter dem Scheibenwischer. Zuerst denkt sie, -oh eine Busse!- Doch dann sieht sie schnell dass er von Hand geschrieben ist.

„Habe dein Auto wiedererkannt. Bin auf ein Bier im Treffpunkt. Würde mich sehr freuen dich zu sehen Georg.“

Sie schaut sich um. Die Strasse ist Menschenleer. Wie kommt Georg ausgerechnet in diese Strasse? Sie steigt ein noch unschlüssig was sie tun soll. Ihr Auto fährt fast selbständig dann beim Treffpunkt vor. -Vielleicht ist er ja schon wieder gegangen? Vielleicht ist es besser ich geh nach Hause?- Ach diese vielleicht können einem ganz schön Nerven! Nein, einfach ein Weg. Ja es ist nur ein Weg. Sie steigt aus, schliesst ab und betritt das Gebäude will zur Türe herein und schaut direkt in die blauen Augen von Georg. Er wollte gerade gehen.

„Oh du kommst gerade zur rechten Zeit. Ich wollte aufgeben! Sorry, zuwenig Geduld.“ Er fasst sie an den Schultern und küsst sie wie selbstverständlich auf beide Wangen.

„Setzen wir uns?“ Er geht voraus. „Ist es dir hier Recht?“ Sie hat noch keinen Ton gesagt denn ihr Herz hat angefangen zu klopfen. Es nervt sie, dieses schnellere Schlagen ihres Organs!

„Hat es dir die Sprache verschlagen?“

„Nein“ sie lacht kurz „du redest ja wie ein Wasserfall, da muss ich zuerst zuhören.“

„Entschuldige, aber ich bin etwas Nervös.“

„Ah du auch! Dann sind wir ja im gleichen Boot“ Beide lachen zusammen. Schön ihn zu sehen. Ja es tut ihr echt gut. Die Beiden verstehen sich blendend. Er erzählt, sie erzählt, sie lachen zusammen und die Zeit vergeht. Ein Wort gibt das andere und beide fühlen sich gut und wohl. Claudia erzählt von Regula erzählt wie es ihr dabei gegangen ist und Georg ist ein guter Zuhörer. So vergeht im Nu die Zeit und es ist soweit. Ihre Wege trennen sich wieder.

„Was ich dich noch fragen wollte?“

„Ja?“ Georg ist ganz Ohr.

„Was hast du denn in dieser Strasse gesucht?“

Er lächelt erst kurz auf dann sagt er: „sagen wir es mal so, ich habe mich etwas verlaufen. Nein, im Ernst ich musste meinen Kopf frei bekommen und es hat mich einfach dahin geführt. Ich meine, meine Füsse haben mich da hin geführt.“ Verbessert er sich schnell um ja keinen Eindruck es musste so sein zu hinterlassen.

„Können denn deine Füsse selbständig entscheiden wo es hin geht?“ Die Frage ist klar zweideutig gemeint doch Georg antwortet ernsthaft darauf:

„Ich denke schon, manchmal kann man ja einen Weg einfach mal anfangen zu gehen. Doch mit der Zeit merkt man dann, dies führt mich in die Irre. Also kehrt man um und beginnt wieder einen neuen Weg zu gehen. Hauptsache, habe ich nun gemerkt ist, dass man entweder umkehrt oder weiter geht, stehen bleiben ist schlecht. Es muss eine Bewegung da sein damit etwas entstehen kann.“

So tiefgreifende Worte aus dem Munde eines Mannes! Claudia ist beeindruckt. Die Trennung, der plötzliche Schnitt im Leben von Georg hat ihn über vieles nachdenken lassen und seine Sichtweise des Lebens stark verändert. Claudia ist für ihn eine sehr gute Freundin geworden. Mit ihr kann er einfach über alles reden. Claudia geht heim mit dem Gefühl verstanden worden zu sein und mit noch einem Gefühl, dass sie gefliessentlich übersehen will. Georg ist einfach ein guter Freund. Egal wann und wo, sie kann auf ihn zählen und die Gespräche sind immer super toll! Beiden geht es blendend sie haben sich gegenseitig Energie genommen und gegeben. Es war ausgeglichen.Wie hat er gesagt, ein Weg, wir gehen einfach einen Weg!

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