Heute steht auf meinem Programm die Besichtigung einer Rentierfarm. Schon um neun Uhr werde ich abgeholt. Dann geht es aus der Stadt raus. Ca. 20 Minuten Fahrt, dann sind wir angekommen. Wir parkieren gerade vor einem Rentiergehege. Ich steige sofort aus, brrr kalt, kalt, kalt! Minus 14 Grad ist es. Egal, Mütze auf, Mantel zu, Handschuhe an, ich bin bereit!
Im Gehege sind nur wenige Rentiere, doch ein Weisses steht da. Oh wie ist es niedlich anzuschauen! Mir wurde gesagt, das nur jede 1000 Geburt ein weisses Rentier ergibt. Es kann draussen in der Natur schlecht überleben, eben weil es von Weitem sichtbar ist, deshalb sind dieseTiere immer auf der Farm.

Dann geht es zur Fütterung. Hier beginnt die Tour. Ein Schneemobil mit Anhänger wird ins Gehege gefahren und dann zieht er seine Linien im Gehege und die Tiere können fressen. Da in der Herde eine Hirachie besteht, fährt er lange Linien, so dass auch die Schwachen zum Fressen kommen. Von überall her springen die Rentiere leichtfüßig daher. Ein heller Glockenklang liegt in der Luft, da viele Tiere Glöckchen tragen.

Dann geht es weiter zu 500 Meter Schlittenfahrt. Ich verzichte. Doch ich wage mich auf den See raus. Er soll 70 cm dickes Eis haben, er soll einer der ersten in der Gegend sein, der zugefriert und zu 100 % hält. Sein Name heisst auf deutsch, Fischreich. Den finnischen Namen habe ich vergessen. Wenn ich kein Wissen hätte, dass da unter meinen Füssen ein See ist, ich würde denken, ich laufe auf einer schneebedeckten Wiese.

Dann können wir es uns in einer jutenähnlichen Hütte bequem machen. In der Mitte ein offenes Feuer, auf den Bänken überall aufgelegt, Rentierfelle. Nun hören wir etwas über die Geschichte der Rentiere. Diese Farm existiert schon seit 400 Jahren. Der Haupterlös ist das Fleisch und auch der Tourismus.

Das Geweih eines Rentiers wächst bis zu 2cm pro Tag. Also ein fertiges Geweih dauert ca.drei Monate. Zum Schutz, wenn es noch weich ist, überspannt es eine Haut, die das Rentier dann an den Bäumen, mit reiben, abstreift.

Das Geweih verabschiedet sich dann ganz alleine. Es ist ungefähr so vorstellbar, wie ein Zahn ziehen, wenn es weg bricht, erklärt uns Nino. Deshalb können die Geweihe auch verkauft werden, weil sie auf natürliche Weise runter fallen.

Ein Rentier trägt acht Monate und das kleine läuft ein Jahr mit der Mutter mit. Es braucht nach der Geburt 15-20 Minuten bis es steht und läuft. Denn es gibt da draussen viele Feinde für ein Frischgeborenes. Sogar der Adler kann eins holen kommen. Im Herbst werden dann die männlichen Jungtiere eingefangen fürs Fleisch. Den über den Sommer streifen die Tiere frei durchs Land und zu viele männliche Tiere braucht es wohl kaum. Die Farm hat ca 400 Tiere und davon 300 Weibliche. Jedes Tier ist gekennzeichnet, am Ohr, nach Halter. Also jeder weiss wem das Tier gehört. In Finnland darf jeder Rentiere halten. In Norwegen und Schweden nur die Einheimischen, die Sami.
Um ein Rentier zu trainieren, dass es einen Schlitten ziehen kann, braucht es bis zu fünf Jahre Training, bis das Rentier dafür bereit ist. Und ein Rentier lebt zwischen 15 und 20 Jahren.

Das Rentier bleibt immer scheu und wild. Vor allem weil es ja den größten Teil des Jahres in der Wildnis lebt. Und um da zu überleben, muss es etwas wild bleiben.
Nino, der Tourguide erzählt uns noch, daß vor 100 Jahren zur Kastration die menschlichen Zähne verwendet wurden. Das heisst, jemand hat die Hoden abgebissen! Krass! Zum Glück, heute geht es Anders! Die kastrierten Tiere werden vor allem für den Tourismus eingesetzt.

2 Responses
Wow mega interessant!
Danke