Heute wurde meine Mutter 91 Jahre alt. Sie kann in keiner Weise mehr etwas alleine tun. Weder essen noch reden noch sonst irgendetwas. Für mich als Tochter ist es sehr schwierig die Situation. Denn ich habe in keinster Weise eine Ahnung was im Kopf meiner Mutter noch möglich ist. Manchmal überlege ich mir wo die Lebensqualität meiner Mutter noch ist? Sie kann, wenn es hoch kommt noch drei Stunden pro Tag im Rollstuhl sitzen und den Rest verbringt sie im Bett. Dies nun schon seit zwei Jahren. Doch eben wer bin ich denn, der dies urteilen kann?
Es fing erst ganz harmlos an. Wenn ich meiner Mutter etwas erzählte hatte sie es bis zum nächsten vergessen. Dann fing sie an innerhalb von fünf Minuten immer wieder dasselbe zu fragen. Erst habe ich mir wenig dabei gedacht, doch als sie dann aufhörte zu kochen, was ja immer ihre Leidenschaft war, da begann ich mich schon zu fragen. Mein Vater übernahm alles. Was ich schön von ihm fand, sehr schön. Er hatte nun eine Aufgabe und meine Mutter gar keine mehr. Sie hat wundervolle Sachen genäht, doch auch das ging einfach nicht mehr. Die Nähmaschine stand still.
Dann stellten wir eine Hilfe ein, doch da meine Mutter keine Ahnung mehr hatte wann Tag und wann Nacht war, war die Hilfe dann schnell mal überfordert, denn wer kann schon 24 Stunden am Stück betreuen. Es zeichnete sich mehr und mehr ab, Pflegeheim! Im Grunde beinhaltet diese Wort eher was negatives, denn wer möchte schon freiwillig in ein Pflegeheim. Ok, es war dann soweit und meine Eltern zogen um. Ins Betreute Wohnen. Doch leider stellte es sich dann bald heraus, dass mein Vater überfordert war. Deshalb war es dann auch klar, es gab kein zurück mehr. Das Haus musste verkauft werden! Was für ein Gefühl im Haus dann die Kästen aufzumachen und Dinge zu finden aus der Kindheit…oder einfach Sachen die sicher schon Jahrzehnte lang in diesem Kasten lagen. Sooooo viele Dinge und nun was damit machen? Ein Leben gesammelte Dinge und nun, keinen Wert mehr! Das Leben meiner Eltern reduzierte sich vom grossen Haus auf eine zwei Zimmer Wohnung und dann nur noch auf ein Zimmer! Wenn ich daran denke dann frage ich mich, warum horte ich diese Dinge.
Was machen denn Dinge mit uns. Oh das habe ich mir in diesen Ferien gekauft. Und das, wow da war ich ja gerade so glücklich. Nein das ist noch von meinen Kindern…und…und…und… Und am Schluss lebt man dann noch in einem Zimmer! Keiner weiss was im Alter wird. Und keiner weiss wie lange das eigene Gedächtnis mitmacht. Es zeichnet sich immer mehr ab, das leben im Jetzt ist einfach sehr wichtig.
Einst besuchte ein Mann einen Einsiedler. Der wohnte alleine im Wald in einer Hütte. Als der Mann in die Hütte kam, war die fast leer. Da fragte er den Einsiedler: „wo sind denn deine Sachen?“ Statt einer Antwort fragte der Einsiedler zurück: „und wo sind denn deine?“ Der Mann sagte: „Ich bin nur auf der Durchreise!“ Der Einsiedler gab zur Antwort: „Ich auch!“ Wir alle hier sind nur auf der Durchreise und doch halten wir alle, ich nehme mich da überhaupt nicht raus…Dinge einfach so wichtig!
Ich liebe schöne Dinge doch es sollte einfach kein anhaften sein. Wenn ich etwas schenke, der Geschenkte hat dann so richtig Freude und zeigt die auch…dann ist mir das genug. Ob er dann das Geschenk behält oder was immer damit geschieht, der eine Augenblick des Schenkens war mir genug!

Doch wer würde zu so einem Blumenbouget ( gemacht von meiner Schwiegertochter) nein sagen. Doch die Blumen zeigen es uns ja sehr deutlich. Sie erfreuen uns für kurze Zeit und dann gehen sie wieder. Und so sollte es mit allen Dingen sein.
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