Ich sitze auf dem Balkon, besser gesagt im Wintergarten auf dem Sofa, es ist Nacht, die Fenster sind offen, der Wind weht und der Himmel ist bewölkt. Ab und zu sehe ich ein Aufleuchten im Dunkeln und dann verspätet ein Donnern. Die Himmelsgeister sind unterwegs. Das Schauspiel von einem sicheren Ort aus zu sehen macht natürlich Spaß. Ich hoffe der Regen kommt noch.
Ja was ist denn danach? Also als erster Tag nach einer Anstrengung bei mir, gönne ich mir einen Tag des Nichts tuns. Meistens lese ich dann ein Buch und lasse es mir gut gehen. Ich lasse meinen Körper ruhen.
Doch es gibt so viele Danachs. Ach wenn ich an danach denke und es ist schon eine Zeit vergangen, weiss ich oft, dass was war, war mein Weg. Ich hätte meinen Weg nicht verlassen, wenn nicht dieses eine Ereignis eingetroffen wäre.
So auch damals, als mir gekündigt wurde, von einem Tag auf den Andern. Ich hatte auf Arbeit einen Unfall erlitten und war nun schon ein ganzes halbes Jahr krank geschrieben. Wir hatten eine Besprechung mit den Chefs und der IV und beide Chefs sagten zu mir, sie würden etwas finden das ich tun könnte. Doch am anderen Tag hatte ich ein Einschreiben, die Kündigung! Ich verweigerte die Unterschrift, denn dies war einfach unverschämt. Ich hatte keine Kraft zum kämpfen, ich war ja auch alleine und somit akzeptierte ich das Unvermeidliche und ich stürzte ins Loch. Damals war das Chatten noch das Einzige was mir geholfen hat! Ich war jeden Tag im Chat, damals noch Swisstalk und habe da so meine Menschen mit denen ich schrieb, die ich jedoch nie traf.

Zum Glück ging das Ganze nur einen Monat und dann bin ich ja durch Vitamin B, ein Freund von einem Freund wusste von dem Job und ich bin so an diesem Job gekommen, den ich dann auch zehn Jahre ausübte. In dem Moment wo mir die Kündigung ausgesprochen wurde, empfand ich es als sehr schlimm, das Leben brach zusammen und moralisch nicht vertretbar.
Doch nach einem Jahr, als ich wieder zurück schaute, erkannte ich, diese Kündigung war nötig damit ich meinen neuen Weg finden konnte. Denn durch die Kündigung wurde mir die Chance, eine neue Ausbildung zu machen, erst möglich. Sie wurde von der IV bezahlt und ich hatte die zehn glücklichsten Jahre in meinem Job, mit mit dem unglaublich, besten Chef den es auf der Welt gibt. Es gab kein Tag an dem ich nicht gerne arbeiten ging. Immer und immer wieder freute es mich zu arbeiten.
Hätte ich damals die Kündigung nicht bekommen, ich glaube ich würde immer noch dort arbeiten. An einem Ort an dem ich eigentlich gar nicht mehr arbeiten wollte, schon lange nicht mehr. Doch ich hätte mich nicht getraut zu springen, loszulassen und zuzulassen. Und da haben eben meine Helfer eingegriffen und ich bekam die Kündigung. Ungerechtfertigt und sehr schlimm wie sie ausgesprochen wurde, doch im Endeffekt, mein Glück!
Und so kann oft danach, nachdem was passiert ist, erst empfunden werden was es im Leben nun neues gebracht hat, dieses eine Ereignis. Ich möchte jetzt nicht schön reden, was meine Chefs damals gemacht haben! Es war unter der Gürtellinie und auf keinen Fall sozial. Vor allem für eine Institution, die Menschen beherbergte mit Beeinträchtigung! Doch manchmal ist einfach eine höhere Macht am Zuge, die besser weiss was wir brauchen, als wir selber. Daran glaube ich ganz fest und es hat mir schon so oft geholfen, dieses Glauben. Hat rein gar nichts mit Religion zu tun, ich bin aus der Kirche ausgetreten…
Doch vielleicht können wir mit dem danach etwas Besser umgehen, wenn wir auch versuchen zu sehen, ob es in unserem Leben etwas bewirkt hat. Vor allem, etwas Gutes bewirkt hat oder einfach eine Veränderung.
Denn oft tun wir uns sehr schwer etwas zu ändern und manchmal muss das Leben eingreifen, damit sich etwas ändert. Deshalb ist es vielleicht auch gut an das danach zu denken. Manchmal zu erkennen, es wurde mir geholfen, obwohl ich das am Anfang gar nicht so wahr nahm!
Danach ist oft alles schlechter das kann auch passieren. Vor allem in der ersten Zeit nach einer Trennung. Doch die gute Zeit kann uns auch das danach niemand nehmen. Die bleibt für immer in Erinnerung.
Und wie heisst doch der Spruch: es wird gut und wenn es noch nicht gut ist, ist es noch nicht zu Ende!
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