Titelbild: Les Murs im Ganzen alle Gebäude
Kahina, meine Königin.
Alles begann mit einem Telefonanruf. Eine Kollegin rief mich an, weil sie Rückenprobleme hatte und ihre Pferde nicht mehr versorgen könnte. Sie fragte mich, ob ich ihre Stute mit dem Fohlen zu mir nehmen könnte, für die Zeit die Sie bräuchte, ca. drei Monate, um wieder gesund zu werden? Im Gegenzug dafür könnte ich ihr Fohlen behalten.
Ich stimme zu und die beiden kamen zu mir. Das kleine Wesen, mit den blauen Augen und dem kuscheligen Fell, hatte sofort mein Herz gewonnen. Es sah sehr schlimm aus! Das Fohlen war übersät mit Bisswunden..

Leider, nach drei Monaten hohlte die Besitzerin ihre Stute einfach wieder ab und hinterließ mir ein sechs Monate altes Fohlen ohne Mutter. Was nun tun? Nach zwei Wochen bemerkte ich, dass es dem Fohlen irgendwie an was fehlte und holte den Tierarzt. Der meinte dann, das dieses Fohlen behindert werden würde! Was für ein Schock!
Doch ich wäre nicht ich wenn ich mich zufrieden gegeben hätte mit diesem Ergebnis. Jeder Mensch macht Fehler und ich bilde mir meine eigene Meinung. Also fing ich an herum zu fragen und eine Pferdekollegin meinte: “ Versuch es doch mal mit Kälbermilchpulver.“ Und das tat ich und die Wirkung liess nicht auf sich warten.

So wuchs Kahina, was auf deutsch die Clevere heisst, also bei mir auf dem Hof auf. Im Ersten und im Zweiten Jahr ging Kahina auf die Fohlenweide. Jeweils drei Monate. Ich nahm sie dann immer mit, wenn ich konnte, als Handpferd. Schnell stellte sich heraus, dass sie nicht geeignet war für Kinder! Sie biss und schlug und versuchte die Kinder von ihrem Rücken zu bringen indem sie bockte. Ein Kind liess es sich jedoch nicht nehmen und versuchte es und versuchte es. Ich weiss nicht wieviele Male sie runter gefallen ist, doch am Ende akzeptierte Kahina dieses Mädchen und sie konnte nun ohne Probleme auf ihr reiten. Deshalb, weil sie nur ein Mädchen akzeptierte, kam sie sehr lange als Handpferd mit.


Kahina begleitete mich mit Mona zusammen 19 Jahre, dann starb Mona. Mona, mein Haflinger, hatte sich in Abwesenheit der Mutter deren Stelle übernommen. Da Mona die Anführerin der Herde war, ist Kahina immer beschützt worden und kam erst unter die Räder, als Mona starb. Sie ordnete sich unter in der Herde. Nun hat sie mich 23 Jahre begleitet und ich habe sie heute in die Alterspension gefahren.
So, heute (Montag) ist nun der Tag! Heute fahren wir nach Le Rosalet. Mein Wecker hat schon um sieben Uhr geklingelt, damit ich noch vorher kurz die Hufe von Kahina pflege. Grau in Grau Zeigt sich der Himmel draußen und da wo die Sonne aufgehen sollte ist es einfach ein wenig hell. Ich richte noch ein Paar Brötchen, Getränke, weil wir sicher drei Stunden unterwegs sein werde und wir wohl kaum stoppen unterwegs.
Ja nach dreiundzwanzig Jahren mit Kahina geht sie nun ihren eigenen Weg. Ein Weg in die Freiheit, ein Weg in die Natur und in die Alterspension. Da es mir auch so gut geht mit meiner Pension bin ich guten Mutes, dass es Kahina auch so ergehen wird. Wir fahren in den Jura. Unendlich große Weiden und Wälder sind da zu sehen und die Pferde sind sehr viel auf der Weide. Im Sommer Tag und Nacht im Winter in der Nacht in der Box.
Einen Lebensabschnitt geht für mich zu Ende und doch vielleicht ein Neuanfang? Ein Neuanfang von weiß ich was, mal sehen…
Ich sitze auf der steinernen Treppe vor dem Haus und warte auf meinen Fahrer, er kommt 1 Stunde später wie abgemacht. Dann holen wir den Pferdeanhänger und fahren zu Kahina. Als ich sie gestern hochholte, war sie voller leben und aufmerksam. Sie schaute zu wie wir die Pferdeutensilien und den Kasten wegräumten. Ihr Kopf war in der Höhe, ihre Ohren voll gespitzt und sie strahlte seit langem mal wieder so richtige Lebensfreude aus und wieherte. Ich hatte das Gefühl, als wenn sie mich frägt: „fahren wir jetzt?“
Unendlich viele Gedanken und Emotionen sind in den letzten paar Wochen durch meinen Kopf und meinen Körper gegangen. Mal Freude, mal Trauer, Und vor allem stimmt es was ich über Kahina entscheide? Ich hab auch am letzten Donnerstag morgen, als der Tierarzt wieder da war und sie wieder einen Hufabszess hatte, ein Stoßgebet in den Himmel gemacht und gesagt, ich brauche jetzt eine Bestätigung für meine Entscheidung!
Dann rief meine Nachbarin an eben wegen der Katze und genau dann als ich von ihr gehen wollte, sagte sie etwas zu mir, dass die Antwort war auf alle meine Fragen. Sie war in diesem Moment mein Engel hier auf Erden. Somit bin ich etwas ruhiger, doch noch nicht ganz ruhig. Die Hunde sind immer noch in den Ferien, denn es wäre für Sie zu viel gewesen so lange Auto zu fahren. Ich werde sie natürlich sofort holen sobald ich wieder daheim bin.
Ich bin sehr gespannt was der Tag heute noch bringen wird. Auf jeden Fall große Emotionen.
Kahina stieg ohne Probleme in den Hänger ein und wir fuhren los nach les Bois. Die Fahrt verlief ohne jegliche Zwischenfälle und wir kamen kurz nach Mittag in Les Murs in Les Bois an. OH, der erste Eindruck war überwältigend!

Alles neu aus dem Boden gestampft. Das Paradies für Pferde! Kahina stieg ohne Komplikationen aus dem Hänger und schaute sich mit erhobenem Kopf und gespitzten Ohren um! Zwei Pferde rannten sofort auf Kahina zu und begrüssten sie. Dann begleitete ich sie in ihre Box. Sie fing sofort an zu fressen und pisste ins Stroh. Wir gingen Mittagessen. Als wir wieder zurück kamen hatte sie, den Spuren nach im Stroh, etliche Runden in der Box gelaufen.

Von draussen näherten sich zwei Pferde dem Fenster und die Pferde begrüssten sich. OH woooooowwwww!!!! So habe ich ja Kahina noch nie erlebt!!! Sie wieherte in einem ganz tiefen Ton. Piaffierte und schlug mit dem Vorderbein aus. Naja, sie hatte nun schon 1 Jahr keinen Kontakt mehr gehabt mit einem Mann! Besser gesagt, mit einem Wallach. Wir mussten alle so lachen! Ich sagte ihr dann, das ich nun gehe und sie kam zu mir, blies mir ins Gesicht und wandte sich wieder dem Fenster zu.
Der Stallmeister erklärtre mir, das noch eine Stute heute ankommt und er sie neben Kahina stellen wird und morgen dann beide raus lässt mit zwei Anderen. Das er gut auf das Huf von Kahina aufpassen wird und sie das einzige Pferd ist, unter all den 200 Hundert die auf le Rosalet sind, mit zwei blauen Augen und ihrer Fellfarbe. Die Station umfasst 20 Hektar Land und ist konzepiert für 19 Pferde. Ich sehe Kahina und denke, ja es wird ihr gut gehen und doch zerreisst es mir das Herz! Doch wenn man wirklich liebt, dann will man nur das Beste für den Anderen. Ich denke Kahina hat nun das Beste bekommen!
2 Responses
Hoi und guten morgen liebe Sonya, hab jetzt zum 2 x durchgelesen, ja voller Gefühle und Emotionen, mann kann und soll noch nicht mehr Ratschläge geben, denke im Stillen einfach an Dich!!!! Anton
Ja ratschläge sind ja wie das wort schon sagt schläge. ich tendiere eher auf infos an andere