Für GEORG haben ihm die beiden Frauen gezeigt, er muss, er sollte nun endlich jemanden finden. Seit er seinem neuen Job nachgeht ist Ruhe eingekehrt. Alles ist einfacher geworden, es fehlt nur die Frau! Da das Internet für ihn schon immer seine zweite Heimat ist fängt er nun mit chatten an. Ganz gezielt sucht er sich die Frauen raus. Einen Vorteil hat das Ganze, er trifft sich nun nur noch mit Frauen die seinem Alter entsprechen. Keine jungen Dinger die noch Kinder haben wollen. Das nächste Wochenende ist Männerausgang. Er ist schon seit fast zwanzig Jahren im Motoradclub und dieses Wochenende ist die viel gerühmte Männerausfahrt angesagt. Der Präsident sucht sich die Route aus. Diesmal geht es Richtung Wien. Georg ist der einzig Alleinstehende unter der Bande. Und sie haben sich vor der Reise vorgenommen, auf der Fahrt eine Frau für Georg zu organisieren. Es ist zu lange her seit Mäggi finden sie. Zum Glück macht das Wetter mit. Herrlicher Sonnenschein begleitet sie auf der Reise und nach sechs Stunden Fahrt sind sie am Ziel.
„Alle Mann auf die Zimmer, in einer Stunde Treffpunkt an der Bar.“ Sie teilen sich zu zweit je ein Zimmer und alle sind pünktlich ausser Georg. Als er dann endlich verspätet kommt, empfängt ihn ein Gejohle.
„Na hast du noch schnell eine vernascht?“
„He bist du eingeschlafen?“ Allgemeines Gelächter und Georg lacht mit. Der erste Trunk haben sie sich so zum aufwärmen genehmigt und nun geht es weiter. Sie sind auf der Suche nach einem Esslokal. Georg ist beschwingt und losgelöst vom Alltag. An der Bushaltestelle stehen zwei junge Frauen. Ohne zu überlegen quatscht er sie an.
„Einen schönen Abend den hübschen Frauen.“ Sie wollen sich schon abwenden als er sagt: „Ich wollte nur fragen, wo man denn hier gut essen kann. Was könnten sie uns empfehlen.“ Die drehen sich wieder um.
„Aus der Schweiz?“
„Ja wird sind auf einem Motorrad Trip. Also was würden sie uns empfehlen?“
„Na ja so ein biederes gutes österreichisches Lokal ist gleich zwei Strassen weiter rechts.“
„Vielen Danke den Damen“ er rennt den anderen nach. „Ich hab eine Adresse bekommen, mir nach!“ Das Lokal entspricht in etwa den Wünschen und man setzt sich nieder. Die Serviertochter hat ein loses Mundwerk und ist da gerade an die richtigen geraten.
„Was soll’s denn bittschön sein, die Herren?“
„Was empfehlen sie uns denn?“
„Hier die Karten, bittschön.“ Sie verteilt allen eine und nimmt die Bestellung für die Getränke entgegen.
„He Georg, das wäre doch noch eine für dich!“ ruft der Roger. Allgemeines Gelächter. Georg spielt mit und macht ihr nun extra schöne Augen. Noch mehr angeheitert verlässt die Gruppe dann das Lokal. Was nun?
„Ich dachte wir könnten uns mal etwas besonderes leisten“ Roger holt einen Flyer aus der Tasche „wie wäre es mit einem Striplokal? Wer ist dabei?“ Alle stimmen zu! Und so nimmt der Abend einen heiteren Verlauf. Georg tanzt dann noch kurz mit der Frau mit bis er vom Aufpasser rausgeworfen wird. Alles in allem ein gelungener Abend. Männertrip vorbei, Sonntagabend Zeit noch für ein spätes Bier. Wie immer ist es randvoll und er setzt sich an die Bar. Auf einmal halten ihm zwei Hände von hinten die Augen zu. Ohne zu überlegen sagt er: „Jasmin!“ Sie lacht und setzt sich neben ihn.
„Na wie war’s? Habt ihr Österreich unsicher gemacht?“
Georg erzählt einwenig. „Was machst denn du, zu dieser späten Stunden hier?“
„Ich hatte ein Date, ging voll daneben und wollte noch schnell was trinken.“
„Was heisst voll daneben?“
„Ach so ein Inernet Date, der Typ hat mich echt verarscht. Im Netz so nett und so einfühlsam und dann… zum kotzen der Typ in der Realität. Ich frage mich wo denn all die guten Männer sind?“
„Na einer sitzt gerade neben dir, Prost.“
„Prost! Stimmt nur leider unverfügbar für mich.“ Sie trinken.
„Nein, Georg im Ernst die Männer von heute wollen nur eines. Wer hat denn schon Lust auf eine echte Beziehung, das ist Arbeit.“
„Ich wüsste da jemanden.“
„Anwesende ausgeschlossen! Nein meine biologische Uhr ist fast abgelaufen. Ich muss mich ernsthaft damit befassen nie Mutter zu werden.“
„Du hast noch ein paar Jahre.“
„Um genau zu sein höchstens noch zwei dann bin ich nämlich vierzig.“
„Heutzutage kann man mit fünfundvierzig noch Kinder bekommen. Das Gute kommt zuletzt.“
„Ich brauche keinen Trost. Es ist die Wahrheit Georg. Man sollte der Wahrheit ins Auge sehen. Das solltest du doch am Besten wissen.“
„Wa für eine Anspielung willst du denn da machen?“
„Na ja, deine Familie.“
„Lass die aus dem Spiel, das ist gegessen. Habe ich dir schon hundertmal gesagt.“ Sein Ton ist etwas agressiv geworden.
„Verzeihen ist das Zauberwort.“
„Warum sollte ich etwas verzeihen auf das ich keinen Einfluss hatte. Ich war noch ein Kind! Also lass den Scheiss mit der verzeihen Masche.“
„Schon gut, keine Aufregung. Themawechsel, ich hab dir eine gute Internet Adresse. Da wimmelt es nur so von schönen Frauen. So schlanke zierliche, genau dein Typ.“
„Du kannst sie mir ja mal mailen. Du ich muss jetzt heim. Die Fahrt war anstrengend und morgen ist wieder ein ganz normaler Arbeitstag.“
„Ich komme, gilt ja für mich auch.“
Draussen umarmen sie sich kurz und jeder geht dann alleine zu sich nach Hause. Ja jeder geht alleine. Georg macht zu Hause die Türe auf und nur Stille empfängt ihn. Um sie zu überbrücken macht er Musik. –heute kann ich sicher gut schlafen, ich bin hundemüde.- So endet das Wochenende und die neue Woche kann kommen.
KARIN fühlt sich frei. Schon ist eine Woche vergangen seit dem Streit und wie versprochen hat sich Alex kein einziges Mal gemeldet. Horst hat zwei Mal bei ihr geschlafen, er meinte sie sollen es langsam angehen mit der Beziehung. Weder er noch sie haben die Gewohnheit zu zweit im Bett aufzuwachen. Deshalb hat er nur zwei Mal bei ihr geschlafen. Heute wird sie ihn überraschen. Sie wird zu ihm fahren. Schon der Gedanke daran lässt ein Lächeln auf ihrem Gesicht erscheinen. Sie ist am Haare aufwischen als die Salonklingel geht. Sie will gerade die neue Kundin begrüssen als ihr die Worte in der Kehle stecken bleiben. Harry steht da! Seit sie zusammen in der Schweiz waren hat sie keinen Ton mehr von ihm gehört.
„Du?“
„Überrascht?“
„Sicher, du hast mit Abwesenheit geglänzt, da ist doch Überraschung nomal.“
„Ich war in China“ er schlendert durch den Laden und nimmt mal dies und mal das in die Hand.
„Wie geht es dir?“ Ohne auf eine Antwort von ihr zu warten fährt er fort. „Wie ich sehe blendend. Etwas hat sich verändert.“ Er schnuppert in der Luft, zieht den Atem tief ein und sagt dann: „Liebe?“
„Wie kommst du darauf?“
„So wie du strahlst und vorhin beim Wischen gelächelt hast.“
„Du hast mich beobachtet!“
„Ja ich stand schon eine Weile vor dem Schaufenster, ich wollte deine Zweisamkeit mit dir selbst ungestört lassen.“ Er setzt sich in den Frisierstuhl und schaut sie im Spiegel an. „Erzähl, ich bin neugierig.“
„Stimmt, ich habe mich neu verliebt in einen anderen Mann.“
„Das hoffe ich doch schwer, dass es ein anderer ist. Und Alex?“
„Seit einer Woche haben wir Funkstille.“ Die Klingel erwacht schon wieder und teilt ihnen mit, es ist nun noch jemand da.“
„Guten Tag Frau Berger, nehmen sie doch bitte Platz“ sie macht eine energische Handbewegung damit Harry aufsteht. Gelassen erhebt er sich und verbeugt sich galant vor der eintretenden Dame.
„Darf ich bitten“ seine einladende Handbewegung zeigt auf den nun leer geworden Stuhl und er bewegt sich Richtung Ausgang. Karin folgt ihm nach und flüstert dann „warum bist du gekommen?“
„Ich wollte die Telefonnummer von Claudia von dir, gehe morgen in die Schweiz.“
„Ich dachte sie hat sie dir gegeben.“
„Klar, leider ist sie im Telefon gespeichert das ich in China liess“ er zuckt die Schultern und schaut sie verführerisch an. -Schon ein komischer Kauz, sie kann ihn einfach unmöglich in ein Schema einordnen. –
„Gut, warte schnell.“ Und zur Kundin gewandt „Ich bin gleich bei ihnen Frau Berger.“ Sie nimmt ihr Handy und schreibt ihm die Nummer auf.
„Hier und sag ihr einen Gruss von mir.“
„Werde ich ihr gerne ausrichten. Und dir noch gute Geschäfte.“
„Danke.“ Unverhofft gibt er ihr einen Kuss auf den Mund und lächelt sie an.
„Entschuldige, sah gerade so verführerisch aus! Es bekommt dir verliebt zu sein.“
Sie schenkt ihm ihrerseits ein Lächeln und wendet sich der Kundin zu. Die Klingel verkündet, er hat den Salon verlassen.
„Ein sehr charmanter Herr, ihr Freund?“
„Nein Frau Berger ein Freund. Und was steht denn bei ihnen an.“
Automatisch gibt sie Antwort, wäscht und schneidet und mit den Gedanken ist sie bei Harry. Obwohl sie sich wirklich erst seit kurzem kennen gehört er zu ihrem Leben als wäre er schon immer da gewesen. Endlich hat sie Feierabend. So schön es auch ist, dass sie nun auf einmal so viel zu tun hat, es ist anstrengend. Sie will Horst überraschen und fährt deshalb gleich zu ihm. Das Licht verkündet er ist zu Hause. Sie parkt und geht auf sein Haus zu als eine Blondine zur Türe heraus kommt. Voll die Power Frau! Ohne Karin auch nur eines Blickes zu würdigen streift sie leicht den Ärmel ihres Mantels und geht einfach weiter, wie wenn niemand anderer da wäre. Karin klingelt bei Horst. Er öffnet schnell. Sein Gesichtsausdruck verändert sich sofort, als er Karin sieht.
„Du, komm rein!“
„War das etwa Kerstin?“
„Die Blonde, ja.“
„Wauw, was für eine Frau.“
„Das kannst du Laut sagen. Es ist für sie eine ungewohnte Situation, dass der Mann mal sagt, tschüss!“
„War sie deshalb hier?“
„Ja sie hat es wieder versucht, sie dachte ich würde nachgeben wenn sie erst mal hier ist.“
„Und hast du?“
„Karin, wir haben zusammen beschlossen stark zu sein. Nur der Gedanke an dich hat mich gerettet und jetzt stehst du sogar noch da! Was will ich mehr?“
„Horst es macht mir Angst, so viel Glück!“
„Mir auch, meine Liebe, mir auch! Du musst unbedingt dich dieses Glückes für Wert erachten. Sonst könnte es sich wieder verfliegen.“
„Ja ich habe manchmal schon Gedanken, dass es einfach zu schön ist um wahr zu sein.“
„Wir haben es verdient, Karin“ er nimmt ihren Kopf zwischen seine Hände und schaut ihr tief in die Augen. „Wir haben es verdient.“ Dann küsst er sie. Eine Weile später.
„Sollen wir uns was kochen?“
„Ja gute Idee, ich hatte einen strengen Tag voller Überraschungen.“
„Erzähl“ er hat schon den Kühlschrank geöffnet und schaut sich den Inhalt an.
„Ich hatte Besuch von Harry.“
„Dem verrückten Harry? Wie wär’s mit Spagetti, ist kaum was da sonst.“
„Spagetti ist ok. Ja der verrückte Harry.“
Er beginnt Zwiebeln zu schneiden „Was wollte er denn?“
„Oh er war eben mal schnell in China und wollte die Adresse von Claudia, da er in die Schweiz fährt.“
Er gibt die Zwiebeln in Öl. „Der Claudia, du hast mir schon öfters von ihr erzählt.“
„Ja eben der.“
Er öffnet die Tomatenbüchse „Soso, Harry hat sich die Nummer geholt. Findest du das Komisch?“ er kratzt den Rest der Tomaten aus der Büchse und stellt den Herd etwas herab.
„Komisch nein, er hat ihr schon beim letzten Besuch den Hof gemacht. Ich sehe noch vor mir wie er geflirtet habt.“
Er stellt das Wasser auf den Herd und streut Salz ein „Claudia und er?“
„Ja bei dem Abend als wir bei Jürg waren nur würde ich eher sagen er mit Claudia.“
„Ich sehe schon unsere nächste Reise wird in die Schweiz sein. Willst du ein Glas Wein?“
„Gerne.“
„Rot oder weiss?“
„Sag du.“
„Dann lieber rot. Ich habe da noch einen Kalifornischen.“ Er kramt im Schrank herum und stellt eine etwas verstaubte Flasche auf den Tisch dann kramt er in der Schublade nach dem Flaschenöffner. Während er die Flasche öffnet schweift sein Blick immer mal wieder zum Herd.
„Kochst du gerne?“
„Ja ich hatte es mal gelernt. Schon lange her.“
„Und weshalb hast du mir nie was davon gesagt.“
„Ich kochte bis anhin kaum mehr. Es ist heute das erste Mal seit langem. darum ist ja auch mein Kühlschrank so leer. Ich ernähre mich fast vorwiegend von Fast-Food.“ Er stellt die Flasche hin, holt zwei Gläser und schenkt ein. Durch die burgundrote Flüssigkeit bricht sich das Licht der Deckenlampe und zaubert ein Muster ins Glas.
„Auf uns, Karin.“
„Auf uns.“ Sie stössen an und jeder nimmt einen Schluck. Der Wein zergeht auf der Zunge und hinterlässt einen reifen Geschmack zurück und mit nur einem Schluck spürt man die Erwärmung im Magen. Solche Abende sind es, die eine Beziehung so wertvoll gestalten. Zu zweit alleine sein. Wie wunderbar! Karin betritt ausgeruht und fröhlich am anderen Morgen ihr Revier. Sie freut sich auf den Tag. Das ganze Leben ist auf einmal so leicht geworden, so freudig. Schon geht die Klingel, Karin ist sich gerade noch am umziehen im hinteren Raum und ruft deshalb: „Komme gleich!“ Sie zieht den Vorhang auf die Seite und bleibt wie angewurzelt stehen. Mitten im Salon steht Alex.
„Ich dachte mein Telefon ist kaputt gegangen weil es die ganze Zeit nie deine Nummer anzeigte.“ Sie schweigt.
„Ich habe versucht es zu verstehen, Karin. Ich habe es versucht.“ Sie schweigt.
„Ich brauche dich, Karin!“ Wie ein Aufschrei kommt das Karin aus seinem Mund. Er sieht furchtbar aus. Tiefe Augenringe, eingefallene Wangen.
„Bist du krank“ lässt sie sich dann hören.
„Krank, Karin du bist meine Krankheit!“ Er macht einen Schritt auf sie zu. Zum grossen Glück betritt nun die erste Kundin den Raum.
„Sorry Alex, ich muss arbeiten“ sie will neben ihm durchgehen. Er ergreift ihren Arm und drückt ihn zu.
„Du tust mir weh!“ Erschrocken lässt er los.
„Bitte geh, Alex, bitte geh! Ich habe zu tun.“ Sie wendet ihm den Rücken zu und beschäftigt sich ganz ausschließlich mit der neuen Kundin. Er steht ganz verloren inmitten all der Utensilien, zur Verschönerung und kann sich zu keinem Schritt entscheiden. Karin dreht sich um und nimmt ihn sanft am Arm.
„Alex, danke für deinen Besuch“ sie steuert auf den Ausgang zu „Ich habe keine Zeit jetzt.“ Das jetzt rüttelt ihn wach!
„Wann hast du Zeit? Am Mittag? Kann ich am Mittag kommen?“
„13h an unserem alten Platz. Dann können wir reden.“ -Bis dann wird sie sich gewappnet haben und wissen was zu tun ist.- Sie öffnet ihm die Türe und er geht.
„Ist etwas verstört der Gute? Was hatte er denn?“
„Oh er hat gerade eine schlechte Nachricht bekommen. Was darf ich für sie tun?“ Zwischen zwei Kundinnen ruft sie schnell bei Horst an.
„Hast du kurz Zeit.“
„Ein paar Minuten.“
„Alex war hier und er sah scheusslich aus!“
„Wie geht es dir?“
„Er sah scheusslich aus Horst!“
„Brauchst du meine Hilfe?“
„Denk einfach am Mittag an mich ich muss Schluss machen. Ich treffe Alex um 13h noch einmal.“
„Ich wünsche dir viel Kraft meine Liebe. Soll ich am Abend kommen?“
„Ja komm, gerne.“
„Ich bring was vom Asiaten mit.“
„Ja bis dann.“
Viel zu schnell wird es 13 Uhr. Mit einwenig klopfendem Herzen, begibt sich Karin zum Treffpunkt. Sie ist die Erste und bestellt sich einen Kaffee. Alex lässt auf sich warten. Schon sind zwanzig Minuten vergangen und Karin ruft dem Kellner zum Zahlen. Sie wird keine Minute länger warten. Beim Verlassen des Kaffees trifft sie auf Alex der schwerschnaufend um die Ecke kommt.
„Gut, dass ich die noch erwische, Karin.“
„Ich muss los.“
„Verstehe“ er atmet so schwer, dass er sich nach vorne beugen muss. „Bitte, einen Moment.“ Sie verschränkt die Arme und schaut ihm zu. Die Gesichtsfarbe wechselt und er greift sich an die Brust. „Karin!“
„Was? Was ist denn!“
„Es tut so weh!“ er kippt von den Socken. Geistesgegenwärtig versucht sie ihn noch aufzufangen, doch er schlägt schwer auf dem Teer auf! Sie braucht ein paar Sekunden bis sie begreift, es ist Ernst! Jemand klopft ihr auf die Schultern und wie durch ein Wattepolster hört sie die Stimme sagen: „Kann ich ihnen helfen?“ Sie schaut nur auf Alex und begreift langsam, er hat einen Herzinfarkt! Die Stimme hat die Nothilfe angerufen und es dauert eine halbe Minute bis die Sirenen in der Ferne zu hören sind. Auf dem Platz angekommen geht alles sehr schnell. Rettungssanitäter sind ein eingespieltes Team. Der Spuk ist weg und Karin steht immer noch an der gleichen Stelle. Sie tut sich schwer mit dem Begreifen. Sie sollte doch wieder arbeiten. Sie steht einfach nur da. Die Stimme von vorhin dringt zu ihr durch. „Hallo, kommen sie, setzen sie sich. Kommen sie.“ Sie spürt Arme die sie zu einem Stuhl führen und ihr helfen sich zu setzen. Langsam kehrt das Leben in ihren Körper zurück. Sie hebt den Kopf und schaut in zwei braune gutmütige Augen. Das Haar weissmeliert, Schnurrbart, schaut sie das Gesicht aufmerksam an.
„Ich glaube es geht wieder“ er tätschelt ihr den Rücken. „Na erschrocken?“
Sie beginnt zu bereifen, es war kein Traum, Alex ist wirklich abgeholt worden. -Sie muss zu ihm, sie sollte doch zu ihm gehen. Ach was soll sie denn nun als nächstes tun?-
„Soll ich jemanden für sie anrufen, kommen sie zurecht?“ Wieder diese Stimme.
„Es geht, danke.“ Sie lächelt den unbekannten Mann an. „Ja es geht wieder danke.“
Sie erhebt sich vom Stuhl „Danke sehr freundlich ich muss zur Arbeit.“
„Sicher?“
Sie schaut ihn noch einmal ganz ernst an „Ja sicher es wird gehen, danke.“ Sie setzt sich in Bewegung. Je länger sie sich bewegt umso mehr findet sie zu sich. Immer kräftiger wird ihr Schritt und ihre Gedanken beginnen gleichermassen mit dem Gehen zu fliessen. Die Kundin wartet schon vor dem Salon. Sie schliesst auf und entschuldigt sich tausend Mal. Der Nachmittag wird bestimmt von den Kunden. Sie hat drei und wird erst kurz vor fünf fertig. Sie schliesst ab und macht sie sogleich auf ins Spital. -Und wenn seine Frau dort ist?- Trotzdem fährt sie weiter Richtung Spital. Sie haben mal ganz am Anfang ihrer Beziehung über das Eintreten eines solchen Falles gesprochen. Es ist so lange her! Sie hat kein Recht ihn zu besuchen. Jetzt wo es beendet ist will sie auf keinen Fall die Anonymität gefährden. Sie wendet kurz vor dem Spital das Auto und fährt zu sich. Horst ist schon da uns sitzt auf der Treppe vor dem Haus. Sie hat ihn vergessen. Als er sie sieht springt er sofort auf und nimmt sie in den Arm.
„Kleines, was ist geschehen?“
Erst jetzt, mit der Anteilnahme von Horst löst sich die Erstarrung und sie kann weinen. Leise weint sie vor sich hin. Und wieder einmal kann Horst warten. Sie wird es ihm sagen.
„Wollen wir rauf gehen?“ Ganz behutsam fragt er sie. Sie nickt und gibt ihm den Schlüsselbund. Er nimmt sie an der Hand und führt die Weinende die Treppen hoch. Das Weinen hat aufgehört und sie ist ruhiger geworden. Sie schaut Horst an und es wird ihr warm ums Herz. Man kann sich auf ihn verlassen!
„Alex hatte einen Herzinfarkt.“
„Ist er im Spital?“
„Welche Frage, klar, sie haben ihn mit der Ambulanz geholt. Ich bin Schuld“ fügt sie ganz leise an.
„Warum denkst du das?“
„Er war zu spät und ist gerannt. Er hat überhaupt keine Kondition und hat sich überfordert, aus lauter Angst ich sei schon gegangen.“
„Du warst nur der Tropfen auf den das Fass zum überlaufen gebracht hat. Bitte, Karin, red dir diese Schuld auf keinen Fall ein! Da sind noch viel mehr Faktoren die mitreden können.“
„Ich habe keine Chance ihn zu besuchen. Es ist zu gefährlich, ich könnte seine Frau treffen.“
„Da hat das Schicksal hart eingegriffen“ murmelt Horst vor sich hin.
„Was hast du gesagt?“
„Hab nur laut gedacht, meine Liebe. Geht es!“ Sie lächelt ihn vage an und nickt.
„Du könntest ihn anrufen, soll ich ihn für dich anrufen?“
„Das würdest du für mich tun?“
„Klar, in welches Spital wurde er gebracht.“
Horst hält Wort. Er ruft ihm Spital an und erfährt, dass Alex noch auf der Intensivstation ist, zwar ausser Gefahr aber noch zur Überwachung. Man kann Karin die Erleichterung ansehen bei dem ausser Gefahr. Und so endet der Tag mit Ereignissen, die keiner vorher sehen konnte. Eben weil es ja ein Tag im Leben ist. Jeden Morgen haben wir keine Ahnung mit was für Erfahrungen wir am Abend dann einschlafen. Jeder Tag bringt Neues spannendes für jeden Menschen auf diesem Planet. Vor dem einschlafen in den Armen von Horst ist Karin auch dankbar, dankbar dass keine Auseinandersetzung stattgefunden hat. Sie hat Alex gern. Wie einen Bruder, wie einen Freund. -Es ist gut so.- Mit diesem Gedanken driftet sie ins Land der Träume wo sie Tadefi erwartet. Ist eine Weile her seit dem letzten Mal. Ja es hat sich soviel Verändert. So viel ist neu, so viel ist nun Ungewiss. Er lächelt ihr zu und sein Lächeln gibt ihr Mut. Mut nun das Leben zu leben das sie schon immer wollte. Mut zum mehr ja zu sagen für Veränderungen im Leben. Mut sich den Wert zu geben glücklich zu sein. Sie wollte der Traum würde ewig dauern. Doch wie alles im Leben ist auch er zeitlich begrenzt. Wie alles im Leben!
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