GEORG ist mehr durcheinander als er sich eingestehen will. Er hat nach dem letzten Treffen mit Claudia so etwas Vermutet und es hat in ein paar schlaflose Nächte gekostet. Darum war er auch so gut vorbereitet. Nein, Claudia ist definitiv zu chaotisch für ihn!
Und seine Gefühle, nein, er wollte einfach helfen, mehr auf keinen Fall!
Zuerst Jasmin, jetzt Claudia, was ist nur los in seinem Leben?
Zum Glück kann er bald in die Ferien mit Michelle. Er hat es bitternötig!
Seine Scheidung hat ihn viel Energie und viel Geld gekostet!
Seine Frau hat ihn vollends abgezockt und er hat einfach nachgegeben, weil es ihm um Michelle gegangen ist.
Er hat Mäggi überwunden. Sie ist nur noch die Mutter seines Kindes. Ohne Michelle, er hätte keinen Kontakt mehr mit seiner grossen vergangenen Liebe.
Das es nun wieder einen Job hat gibt ihm Auftrieb und Stärke. Nun ist nur noch die Baustelle der Beziehung offen. Und er ist sehr zuversichtlich, es wird sich was ergeben!
Claudia hat sich verständlicherweise von ihm zurückgezogen. Er lässt sie gewähren. Er kann es verstehen, war er doch auch einmal in dieser Situation.
Er ist der Logiker, er hat schon immer gesagt Männer sind Gefühlskrüppel und da zählt er sich natürlich auch dazu!

ESTHER
Sie hat sich an Martin gewöhnt. Umso länger das er da ist, umso weniger kann sie es sich vorstellen, wieder das Bett mit ihm zu teilen. Sonst findet sie ihn nett und sie können wie früher miteinaner reden über den Bau, die Arbeit und Lisa.
Sie freut sich auf Karin, ist doch schon eine Weile her. Sie hat es Martin mitgeteilt und ist gerade am Kuchen backen als die Haustüre geht.
„Lisa kannst du bitte aufmachen?“
„Geh ja schon!“
Sie hört die Türe gehen und eine Männerstimme antwortet Lisa. Bevor sie handeln kann steht Jürg in der Küche.
„Du hast dich etwas zurück gezogen da wollte ich mal sehen wie es dir geht“ begrüsst er sie.
Sie hebt die Hände hoch und sagt „Wie du siehst voller Mehl!“
Er lächelt sie an.
„Was gibt es denn Gutes daraus?“
„Einen Schokoladekuchen, den hab ich so gerne“ mischt sich Lisa ein. “Willst du einen Kaffee? Ich kann ihn dir machen, ich weiss wie es geht?“
„Lisa!“
„Gerne mein Fräulein wenn es keine Umstände macht?“ wendet er sich an das Kind. Er merkt, es ist Esther peinlich, dass er gekommen ist. Nur hat er keine Ahnung wieso?
-Martin kann jeden Moment heim kommen, was soll ich denn nur tun?-
„Kannst du mir die Tasse von dort oben geben, da bin ich zu klein dazu?“ sie schaut den jungen Mann herzig an.
„Selbstverständlich“
Lisa hantiert an der Maschine und schon bald zieht der Kaffeedurft durch die Küche.
„Willst du mit uns Abendessen?“
Jürg schaut zu Esther und wartet mit der Antwort ab.
„Lisa bitte geh und mach deine Hausaufgaben fertig. Daddy kommt bald heim.“
„Ah jetzt verstehe ich warum du so bist“ er lächelt immer noch und trinkt einen Schluck Kaffee. „Wir haben nie über unsere privaten Verhältnisse gesprochen. Ich wusste aber das du verheiratet bist.“
„Warum bist du denn gekommen?“
„Darf denn eine verheiratete Frau keine Freunde haben?“
Die Haustüre geht, man hört wie der Mantel aufgehängt wird, Schuhe ausgezogen „Hallo ist jemand zu Hause!“ ruft Martin aus der Diele.
„Wir sind in der Küche“
„Ich komme schon Daddy“ sie fliegt ihrem Vater in die Arme und er betritt zusammen mit ihr die Küche.
„Ah wir haben Besuch, ich bin Martin“ er streckt dem Fremden seine Hand entgegen.
Jürg ergreift sie mit einem starken Händedruck und sagt: „Ich bin Jürg, schön das ich dich endlich kennen lerne.“
Martin schaut von einem zum anderen.
„Hat ihnen Esther erzählt wie wir uns kennen gelernt haben?“
„Nein“ der Heimkommende schaut nun gespannt auf die Beiden.
„Soll ich?“ sie nickt
„Ich habe ihre Frau sozusagen übersehen. Oder besser gesagt, sie hat meine Autotüre übersehen. Sie ist voll dagegen gelaufen und hat eine Nacht im Spital verbracht. Ich bin dafür verantwortlich!“
„Nein, ich bin selbst Schuld, ich hätte ja besser aufpassen können!“
„Jetzt erinnere ich mich, doch sie hat mal etwas gesagt, ist schon eine Weile her oder?“
„Sie waren noch in Holland“
„Bin ja erst ein paar Wochen wieder hier.“ Ein Wort gibt das andere die beiden Männer verstehen sich blendend und Martin lädt JÜrg zum Nachtessen ein.
Es klingelt schon wieder an der Türe.
„Also heute ist ein Berieb hier“ lacht Martin und geht die Türe öffnen.
Esther schaut ihn etwas befremdet an, war er es doch der ihr sagte, er hätte mit den Freundinnen von Lisa schon genug Besuch. Jetzt lacht er wenn es klingelt und lädt Jürg zum Essen ein. Ein ganz neuer Martin kommt da zu Vorschein.
Karin steht vor der Türe mit einem fremden Mann.
„Hereinspaziert wir haben noch jede Menge Platz. Und er umarmt Karin und schüttelt Harry die Hand.
Esther kommt aus der Küche und umarmt die Ankommende.
„Guten Abend darf ich mich vorstellen ich bin Harry Berner.“
„Lassen wir es doch bei Harry, ich bin Esther. Freunde von Karin sind auch meine Freunde. Kommt herein!“
Sofort haben die Männer ein gemeinsames Thema gefunden und Karin zieht sich mit Esther in die Küche zurück.
„Wen hast du denn da mitgebracht?“
„Ich kenn ihn selbst noch kaum, wir haben uns erst zwei Mal gesehen, er musste eben auch in die Schweiz und du weißt ja wie es mit meinen Finanzen aussieht. Ich konnte so sein Angebot schlecht ablehnen.“ Sie lacht los „gell er ist süss?“
„Na süss würde ich etwas untertrieben finden. Er sieht gut aus, hat wie es mir scheint Manieren, nun ja könnte was werden. Du hast dich ja echt verändert. Bin ja gespannt was du so alles zu erzählen hast.“
Es klingelt schon wieder an der Türe.
„Ich geh schon Schatz!“ ruft Martin aus der Stube.
„Schatz?“ Karin schaut die so gerufene belustigt an.
„Er will nur guter Gatte spielen, jetzt wo so viel Besuch da ist“ verteidigt sie sich.
„Na da schau mal wer da ist, so eine Überraschung! Habt ihr euch verabredet?“
„Verabredet, nein wie kommst du darauf. Naja, Jürg, Karin Harry und jetzt noch du?“
„Störe ich?“
„Nein“ Esther umarmt Claudia fest „schön das du kommst. Alles in Ordnung. Kennst du Karin schon?“
„Nein oder?“
„Nein ich bin Karin“
„Aus Österreich?“
„Ja genau!“
„Dann hat mir Esther schon von dir erzählt. Und Jürg?“
„Spital“
„Aha verstehe? Und Harry?“
„Der ist mit mir gekommen, er musste eben in die Schweiz. Er ist auch aus Österreich.“
„Kommt doch mal alle in die Stube, Jürg erzählt gerade etwas lustiges“ ruft sie Martin.
Als die Frauen die Stube betreten hat Jürg gerade zu Ende erzählt und die Männer lachen sich fast tot!
„Da wir nun alle so schön beisammen sind, wie wäre es denn mit einem gemeinsamen Fondue?“ wirft Esther in die Runde.
„Oh Madame, vielen Dank, ich möchte ihnen absolut keine Mühe bereiten. Ich wollte nur kurz hallo sagen und meine Prinzessin gut versorgt wissen.“ Kaum hat Harry fertig gesprochen lachen nun auch die Frauen los! So eine gewählte Aussprache einfach amüsant.
„Bevor nun jeder oder jede sich in irgendeiner Form rausreden will, es ist beschlossene Sache. In einer Viertel Stunde gibt es Fondue. Das einzige was ihr noch machen könnt ist den Tisch ausziehen und decken. Und ich brauche noch Hilfe in der Küche.“
„Ich bin dabei, lassen wir doch die Jungs unter sich und wir Mädels weichen in die gute alte Küche zurück“ lässt Claudia hören. So wird es gemacht.
Ein Fondue ist schnell zubereitet und bald sitzen alle am Tisch. Harry versucht seinen Charme bei Claudia anzubringen, sie allerdings gibt ihm immer solche prompten Antworten, dass er lachen muss. Sowieso, obwohl es eigentlich Fremde sind, die sich erst gerade kennen lernen, ist die Stimmung gelöst, heiter und friedlich.
Erst gegen Mitternacht verabschieden sich die Gäste die auswärts schlafen gehen und Martin fängt noch an aufzuräumen.
„Lass doch, ich mach das morgen“ Esther gähnt.
„Wir sind dann zu zweit, Martin. Da ist im nu alles wieder sauber!“ unterstützt sie Karin.
„Nun gut, dann geh ich schlafen.“
„Schlaf gut“ Karin gibt ihm zwei Küsschen.
Er schaut zu Esther und sieht an ihrem Gesichtsausdruck, dass es für ihn besser ist sich aus der Ferne zu verabschieden. Der Abend hat ihm Spass gemacht, wieder Erwarten!
Karin und Esther sind noch alleine in der Stube.
„Wie hast du nur diesen Harry kennen gelernt?“
„Wenn ich dir das erzähle dann wirst du sicherlich erstaunt sein, sehr sogar. Darf ich es dir morgen erzählen? Ich bin geschafft! Die Autofahrt, der Wein, die Aufregung!“
„Sicher Karin, sicher, morgen ist auch noch ein Tag. Komm ich zeig dir dein Gästezimmer. Im Büro schläft Martin schon.“
Und so wird es ruhig im Hause.
„Morgen“ der Gast kommt mit zerzaustem Haar in die Küche.
„Guten Morgen, Kaffee?“
„Gerne hab wohl ein bisschen zuviel Wein getrunken gestern. Mir brummt der Schädel einwenig.“
„Willst du ein Aspirin?“
„Nein wird schon gehen. Ist Lisa schon in der Schule?“
„Ja wir sind alleine im Haus. Jetzt kannst du loslegen und erzählen.“
„Ich brauche zuerst noch den Kaffee!“
„Kommt ja schon!“ Esther setzt sich zu ihr an den Tisch und schaut sie erwartungsvoll an. „Also?“
Mit knappen Worten erklärt sie das Kennenlernen von Harry und dann noch die Existenz von Horst.
„Da hat sich ja einiges verändert seit unserem letzten Treffen!“
„Ja hat es und ich muss dir sagen, ich fühle mich wohl dabei. Nun bist du dran. Was läuft da zwischen dir und JÜrg?“
„Wieso?“
„Ich hab da so ein zwei Blicke aufgefangen die ihr euch zugeworfen habt.“
„Dann hast du mehr gesehen als war!“
„Dein Kaffee ist echt stark kann ich noch einwenig Milch haben?“
Die Gastgeberin steht auf und holt das Gewünschte. Es beschäftigt sie was Karin gesagt hat. „Ich kann beim besten Willen keine spezielle Verbindung zu Jürg erkennen.“
„Du bist dir gegenüber blind, meine Liebe. Ich erkenne doch noch wenn jemand jemanden mag! Sehr mag sogar!“
Esther seufzt „Mögen, was heisst das schon? Ich mag Martin und ich mag dich. Jürg, nein mit Jürg ist es etwas Anderes. Er ist für mich wie ein Held, wie eine Märchenfigur.“
„Er ist aber Fleisch und Blut und ich denke ich darf gerne behaupten, so wie er dich gestern angesehen hat, dass er in dich verliebt ist.“
„Meinst du wirklich?“
„Es scheint dich zu freuen oder?“
„Sagen wir es mal so, es betrübt meine Stimmung keineswegs wenn ich an die Aussicht denke, ich werde geliebt.“
„Du wirst demnach doppelt geliebt, Martin kann man auch noch in den gleichen Topf werfen!“
Sie lachen beide los!
„Was hälst du von Harry?“
„Ein lieber Gesell, doch mehr an Claudia interessiert als an dir.“
„Ja ich habe auch so einiges festgestellt. Ist Claudia denn blind gegenüber Männern?“ fragend schaut Karin auf.
„Wie meinst du das?“
„Also wenn ein Mann so flirtet wie Harry gestern mit ihr, dann würde ich zurück flirten auf Teufel komm raus. Wie es mir scheint hat Claudia keine Ahnung davon, wie man sich als Frau in Pose setzt.“
„Sie hat eben eine 10jährige Ehe hinter sich, da muss man erst wieder lernen zu flirten.“
„Das verlerne ich nie!“

JÜRG hat sich so richtig gut amüsiert und ist völlig losgelöst und voller Energie nach Hause gefahren. Er hat mit seinem Feingefühl sofort gemerkt, dass zwischen Martin und seiner Frau kaum mehr ein Feuer lodert. Vielleicht ist da noch etwas wärmende Glut mehr auf keinen Fall. Und er hat auch gemerkt, dass sich Esther noch sehr unklar ist, was oder welche Position Martin in ihrem zukünftigen Leben nun einnehmen soll. Seine Chancen stehen also bestens.
Er hat für sich gestern entschieden, er will aufs Ganze gehen. Er kann ihr auch etwas bieten. Seine Achitekturkünste sind gefragt. Er hat genügend Aufträge und darf sich eher reich als arm nennen.
Lisa ist kein Hindernis, er liebt Kinder wollte aber nie selber welche haben. Das Kind eines Anderen aufzuziehen, da hat er kein Problem damit.
Claudia, diese Frau hat ihn echt berührt!
Ist schon lange her, dass er so einen autentischen Menschen getroffen hat. Sie ist so etwas von naiv und doch wieder so weise. Die beiden Eigenschaften beissen sich ab und zu ohne dass sie es merkt.
Wenn er es richtig verstanden hat, dann bleibt Karin ein paar Tage und dieser Harry auch. Ein sympatischer Typ!
Es wird wohl für ihn am Besten sein wenn er mit dem nächsten Anruf bei Esther noch etwas wartet. Und doch wäre es einen Vorwand sie zu sehen wenn er angibt, er würde gerne Karin noch einmal sehen bevor sie wieder weg fährt. Überhaupt, er könnte ja eine Einladung an alle machen, denn der Abend war mehr als gelungen.
Es ist schwer gleich sechs Menschen zu finden sie sich alle gut miteinander verstehen. Ja, das ist die Idee! Er wird für sie kochen, besser gesagt, essen bestellen.
Als seine Gedanken soweit gekommen sind überlegt er keine Sekunde länger und greift zum Telefon.
„Hier ist Esther.“
„Wünsche dir einen schönen guten Tag.“
„Hallo Jürg“ sie zwinkert Karin zu.
„Ich hatte eben eine super blendende Idee!“
„Schiess los, was hattest du den für eine so tolle Idee?“
„Ich dachte mir, dass wir den Abend wiederholen könnten, nur diesmal bei mir?“
„Bei dir? Ich dachte du wohnst noch bei deiner Mutter?“ sie hält sich die Hand vor den Mund um ihr aufkommendes Lachen zu unterdrücken. Karin sitzt schon da und lacht lautlos.
„Wie kommst du denn auf die Idee!“
„Naja, ich dachte einfach.“
„Nein, natürlich habe ich meine eigene Wohnung!“ erst jetzt merkt er, dass sie sich einen Spass mit ihm erlaubt hat und lacht frei in den Hörer.
„Du wieder!“
Die Frauen lachen sich frei.
„Wann würde es denn gehen?“
Keine Antwort, nur lachen zu hören!
„He junge Frau!“
„hihi, ich bin ja noch da hhihi“
„Wie wäre es übermorgen?“ er versucht ernst zu bleiben.
„Übermorgen“ sie prustet wieder los „Ja claro, kein Problem!“
„Um acht?“
„Um acht“ wieder wird gelacht denn Karin macht mit Grimassen Jürg nach!
„Bist du ein Papagei?“
„Nein wieso?“
„Weil du mir alles nachsprichst. Dann kann ich auf euch zählen? Auf euch alle. Also mit Harry, Claudia und Martin.“
„Kannst du Harry erreichen?“ fragt Esther schnell bei Karin nach.
„Ja ich hab seine Handynummer.“
„Gut, Jürg, alles paletti. Wir kommen geschlossen übermorgen zu dir wenn es den anderen auch geht, bis dann“ sie legt auf.
„Mensch der war ja so etwas von ernst!“
Das Telefon klingelt schon wieder.
„Ja hier ist die Polizei, wie kann ich ihnen dienen?“ sie horcht kurz „Oh du bist es noch einmal. Ja was ist?“
„Du hast ja keine Ahnung wo ich wohne!“
„Ja stimmt, ich habe keine Ahnung!“ sie kann einfach nur noch lachen.
„Hast du etwas zum Schreiben?“ Mit viel Gekicher und mehrmaligem nachfragen hat sich dann Esther die Adresse notiert und legt auf.
„Das kann ja heiter werden!“ Sie nimmt noch den letzten Schluck Kaffee. „Jetzt noch einmal die ganze Bande zusammen!“
„Du wirst sehen, es wird ganz anders werden, ich geh mich anziehen.“
So beginnt der Tag für die beiden Freundinnen.

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