GEORG hat sich in seiner neuen Wohnung etwas eingelebt. Die Möbel sind alle aufgestellt und eingeräumt. Es fehlt an Atmosphäre es fehlt ihm an einer Frau. Ja er sehnt sich nach Geborgenheit und weiss der Zeitpunkt ist viel zu früh! Er ist unterwegs in seine Stammlokal um dort ein Bier zu trinken. Der Laden ist wie immer ziemlich voll. Er muss sich an die Bar setzen. Neben ihm sitzt eine Brünette zierliche Frau. Sie schaut nur ganz kurz auf als er sich hinsetzt. Er bestellt, holt eine Zigarette aus der Jackentasche und will sich eine anzünden, als die Frau neben ihm fragt:
„Könnte ich mir eine Zigarette auslehnen. Ich habe gerade Lust zum rauchen möchte aber nur eine?“
„Selbstverständlich“ er streckt ihr das Päckchen hin damit sie sich bedienen kann. Der Dschungel der Beziehungen ist wieder offen für ihn, merkt er. Daran muss man sich erst gewöhnen. Als er ihr das Feuerzeug hinhält damit sie sich Feuer nehmen kann umschliesst sie mit beiden Händen die seinen. Ein schönes Gefühl und gleichzeitig signalisiert sie ihm damit, du gefällst mir. Er geht auf ihr Spiel ein und hat am Ende des Abends ihre Telefon Nummer. Er wartet zwei Tage bis er sie anruft und sich mit ihr verabredet. Das Treffen verläuft schön und Georg beginnt für die Frau etwas zu fühlen. Sie treffen sich immer häufiger und bald schon verbringt er die erste Nacht bei ihr. Er hat nun eine Freundin. Ein komisches Gefühl und doch tut es ihm gut. Die Trennung ist noch so frisch, die neue Liebe ist Balsam für die Seele. Michelle spürt, dass ihr Daddy sich verändert hat und fragt ab und zu mal nach. So entschliesst sich Georg zum Risiko und stellt Rahel seiner Tochter vor. Die beiden verstehen sich blendend und alles ist gut. Mit der Zeit merkt der Neuverliebte, dass seine Liebe nur kurz da war. Rahel hat keine eigene Meinung und folgt ihm nach wohin er auch geht. Sie geht voll auf ihn ein und zeigt ihm damit auch ihre Angst ihn zu verlieren. Dies ist immer der Anfang vom Ende. Seiner Verliebtheit folgt die Ernüchterung. Er war sich so sicher, dass er liebt. Verliebt sein und Liebe sind zwei verschiedene Dinge. Die Verliebtheit erzeugt dieses wunderbare Gefühl des Schwebens! In der Ernüchterung sieht man die Fehler des andern klar und deutlich. Georg weiss nach ein paar Wochen schon, dass es nur Verliebtheit war. Deshalb entschliesst er sich dann schweren Herzens mit Rahel Schluss zu machen. Er ist ihr sehr dankbar für die kurze Zeit die sie sich begleitet haben. Sie hat ihm doch mehr geholfen als sie es je erahnen wird. Er konnte sich so besser von Mäggi lösen und es gab ihm auch die Gewissheit, er kann sich wieder verlieben und er wird sich wieder verlieben. Der Alltag ist wieder ins grau gerutscht. Das einzige was Georg noch so über Wasser hält ist die Freude am Job. Der Chef hat ihn eben zu sich gerufen. Eine dunkle Vorahnung befällt ihn als er das Büro betritt. Der Chef ist sehr zuvorkommend und freundlich.
„Hallo Georg, bitte setzt dich.“
„Was ist?“ Georg ist schon etwas beklommen zu Mute.
„Du weist das wir einen neuen CIO bekommen und er spricht nur englisch.“
„Ja, das ist mir bewusst.“
„Nun infolge der Wirtschaftskrise wurde mir aufgetragen eine Stelle abzubauen. Und da du kein englisch spichst…… Es tut mir leid Georg. Die Kündigungsfrist ist auf ein halbes Jahr festgelegt. Solltest du früher eine neue Stelle finden entlassen wir dich per sofort aus dem Vertrag.“
Eigentlich hat Georg damit gerechnet. Er hatte damals die Weiterbildung abgesagt und ohne diese ist er nun im niedrigsten Grad. Es ist logisch ihm zu kündigen redet er sich ein. Es trifft ihn viel tiefer als er gedacht hat. Er hat ja auch dies abgewogen und überdacht. Nun wo es klar vor ihm steht reisst es doch ein grosses Loch in sein Selbstbewusstsein! Er verlässt die Arbeit etwas früher. Zu Fuss geht er über die Bücke und will in seine Strasse abbiegen, als ein Cabrio ihm den Weg abschneidet! Er schaut auf! Lachend sitzt Claudia hinter dem Steuer!
„Wo hast du denn deine Augen!“ ruft sie ihm zu. Doch dann sieht sie seinen Gesichtsausdruck und steigt aus.
„Hallo Georg, hast du Lust mit mir einen Kaffee zu trinken?“
„Eine Frau am Steuer nein das ist mir echt ungeheuer.“ Da streckt sie ihm den Schlüssel entgegen und sagt. „Fahr doch selbst, kein Problem!“ Kehrt sich zum Auto um und setzt sich ganz selbstverständlich auf den Beifahrersitz und wartet auf ihn. Er zuckt mit den Schultern und steigt ein.
„Wohin?“
„In die Berge!“ Sie fahren los und durch das Autofahren löst sich die Spannung in Georg. Er erzählt Claudia alles und sie fahren und fahren. Der Wind in den Haaren, Kurven über Kurven er kommt in Fahrt und beginnt das Auto bis an seine Grenzen zu fahren. Es ist ein Sportwagen leicht und viele PS. Unterwegs kehren sie noch in einem Lokal ein und dann ab wieder nach Hause. Der Abend hat ihn gerettet! Claudia hat ihn gerettet! Vor seiner Haustüre steigt er dann aus und übergibt den Autoschlüssel wieder der Besitzerin zurück.
„Danke hat echt Spass gemacht!“
„Keine Ursache, wir hören uns sicher mal wieder.“ Ër bleibt stehen und schaut ihr zu wie sie los fährt. Eine tolle Frau! Er kann ausgeglichener in seine Wohnung gehen. Die Autofahrt hat ihm echt gut getan. Manchmal ist das Schicksal schon seltsam. Wäre er wie normal im Büro geblieben hätte keine Begegnung zwischen ihm und Claudia stattgefunden. Er musste ja, auf die Sekunde genau, über die Kreuzung laufen damit es geklappt hat. Zufall oder Schicksal? Egal, ruhiger steigt er die Treppen zur Wohnung hinauf. Am andern Tag beginnt er dann sein Dossier zusammen zu stellen und fängt gezielt an sich zu bewerben. Wäre ja gelacht er mit seiner Ausbildung, er findet garantiert wieder einen Job! Tadefi kommt ihm noch in seine Gedanken. Die Scheidung und jetzt auch noch der Job! Er hatte sich doch für den neuen Weg entschieden, warum nun noch der Job? Alles hat seinen Grund ein Lieblingsspruch von Claudia. Er sieht keinen Sinn hinter einem Job Wechsel. Er ist ja auch schon bald Fünfzig in der harten Arbeitswelt gehört er schon fast zum alten Eisen. Er verscheucht diese Gedanken. Heute kommt Michelle zum Mittagessen und eine Baustelle ist nun vorbei. Er konnte sich endlich mit Mäggi einigen und somit ist er frei. Vielleicht liegt ja in dem Spruch von Claudia doch ein bisschen Wahrheit: alles hat seinen Grund. Doch er als logisch denkender Mensch, der alles und jedes erklären muss. Na ja er wird sehen. Es kommt eh das Morgen warum sich zu viele Gedanken darüber machen? Er spürt auch dass es ihm in der Wohnung an Wärme mangelt. Die Zeit für eine neue Beziehung wäre nun langsam da. Mäggi ist schon umgezogen mit ihrem neuen Lover. Er hat auch zwei Kinder und somit sind nun ab und zu drei Mädchen in Hause. Michelle nimmt es wie es kommt. Sie besucht ihren Daddy oft, da die Schule in der Nähe ist. Somit geht es ihm auch besser. Doch jedes Mal wenn er seine Tochter zurückgeben muss, am Sonntagabend tut es einfach weh! Dieser Schmerz kommt jedes Mal unausweichlich! Sein Vaterherz leidet. Jetzt, wo er sie unter der Woche doch noch ab und zu sehen kann ist es weniger geworden. Doch er verpasst wichtige Stunden und Minuten von seinem Kind! Er verpasst den Alltag! Darum ist er nur für sie da, wenn sie dann da ist. Er hat sich auch schon Gedanken gemacht, wie es denn funktionieren soll, wenn er eine Freundin hat. Doch das wird sich ja denn zeigen. Wie immer macht er sich viel zu viele Gedanken über das wenn und das aber. Claudia kommt ihm wieder in den Sinn. Sie lebt einfach. Wenn in ihrem Leben etwas kommt, dann entscheidet sie, doch ihre Gedanken eilen wenig in die Zukunft. Denn sie kommt ja sowieso, sagt sie immer. Seine Lippen verziehen sich zum schmunzeln. Sie ist schon chaotisch aber sehr liebenswert. Man fühlt sich so richtig lebendig neben ihr! Ja sie tut ihm gut. Er freut sich schon auf ein nächstes Mal! Ihr Typ ist so grundverschieden zu denen die er bis jetzt immer angezogen hat oder auch angeschaut hat. Er verliert sich etwas in Gedanken an Claudia. Sein Herz klopft etwas Stärker ohne dass er dem eine Bedeutung zuspricht. Was ihr immer passiert? Kein Tag vergeht bei ihr ohne ein besonderes Ereignis. Wie wenn sie es anziehen würde! Und sie kennt so viele Menschen! Was er wohl für sie darstellt! Sie ist immer so unverbindlich mit ihm! Schwer zu sehen für ihn was oder wie sie empfindet. Sie hat Spass mit ihm, lacht mit ihm, diskutiert ganz tiefgründige Themen mit ihm. Vor lauter Gedanken an Claudia ist die Zigarette an der Hand herunter gebrannt! Er lächelt noch einmal, lässt sie kurz vor seinem inneren Auge erstehen und löscht die Zigarette aus. Claudia hat ja auch angefangen zu rauchen weil sich ihr Leben so drastisch verändert hat! Genug jetzt von den Frauen. Er konzentriert sich wieder auf seine Bewerbungen.
REGULA erwacht in ihrem Zimmer und bleibt einfach noch liegen. Ihre Gedanken kommen langsam. So hat sie die Zeit einen zu Ende zu denken bevor der nächste kommt. Sie hat sich voll und ganz in ihre Welt zurückgezogen. Vermisst niemanden, ist sogar froh hier zu sein. Ihr Tag ist strukturiert und sie geht von einem Termin zum nächsten. Mit der Psychologin kann sie es besonders gut. Die Gespräche nehmen nun langsam Gestalt an und sie fängt an einen Schritt nach dem anderen aus dem Sumpf zu kommen. Die Medikamente lassen einen Schutz zu. So kann auch etwas entstehen. Sie steht auf um ihren Tag zu beginnen. Nach dem Frühstück ist die Maltherapie, dann noch ein geführter Spaziergang, Mittagessen, Besuchstag. Heute kommt Karl! Die Beschäftigungen am Morgen lassen ihr wenig Raum für Gedanken an ihren Mann. Erst als sie im Besuchszimmer sitzt und auf ihn wartet kommen dann alle auf einmal! Überfallen sie einfach schutzlos und sie beginnt unsicher zu werden. Seit er sie gebracht hat ist es heute das Erste Mal, dass sie sich wieder sehen. Ihr Herz klopft schnell sie ist sehr nervös! Da kommt er! Wie selbstverständlich küsst er sie auf den Mund und setzt sich hin.
„Hallo Regula, wie ich sehe geht es dir besser?“ Er schaut sich um. „Wo bekomme ich denn hier einen Kaffee?“
„Hallo Karl, du musst ihn selbst holen an der Theke.“
Er steht schon wieder und steuert zur Theke. Auf halbem Weg dreht er sich zu ihr um und ruft. „Willst du auch einen?“ Sie nickt nur schaut ihm nach, erkennt in ihm den ichbezogenen Mann wie noch nie vorher. Er interessiert sich wirklich nur für sich und die Arbeit. Was will er überhaupt hier in ihrer Welt? Er kommt mit dem Tablett in den Händen zurück.
„Hab uns noch etwas Kuchen mitgebracht.“ Er stellt alles auf den Tisch, zieht seine Jäcke aus und hängt sie an die Stuhllehne und setzt sich dann ihr gegenüber hin.
„Iss“ fordert er sie auf und beginnt selbst zu essen. Sie sitzt immer noch da und schaut ihn an.
„Was ist? Iss doch, schmeckt gut!“
Sie resigniert und beginnt den Kuchen zu essen. Die Psychologin hat Recht, man kann niemanden ändern nur sich selbst. Karl beginnt von der Arbeit zu reden, von den endlosen Sitzungen mit der Bank damit sie nun endlich mal einwenig auf einen grünen Zweig kommen und stellt sich selbst in den Vordergrund.
„Willst du wissen warum ich hier bin?“ unterbricht sie seinen Redefluss.
Irritiert hält er kurz inne. „Ob ich es wissen will? Ich weiss es doch? Du bist überfordert und erschöpft.“
„Warum bin ich das nach deiner Meinung?“
Er legt die Gabel hin und antwortet: „Das ist für mich noch ein Rätsel, du hattest ja nur den Haushalt zu tun.“ Er tupft sich mit der Serviette den Mund ab.
„Du bist der Grund!“ sie muss es sagen!
„Ich? In wie fern wie meinst du das?“
„Meine Gefühle sind Amok gelaufen und deshalb bin ich hier.“
„Ja deine Gefühle!“ er spricht abschätzend „wir hatten doch alles besprochen und geregelt. Mir fehlt jegliches Verständnis dafür. Du hast ja gesagt es war für dich in Ordnung! Wie soll ich denn wissen, dass du so sprichst und es aber so meinst? Nein mein Schatz das ist mir zu einfach, ich lasse keinen Sündenbock aus mir machen! Ich war offen und ehrlich zu dir!“ Das Gespräch wühlt sie zu stark auf, sie muss es unterbrechen. Sie will noch mit ihm sitzen, es ist zu schwer! Sie spürt wie ihre Energie sinkt und sich der Nebel in ihr anfängt auszubreiten. Sie unterbricht ihn.
„Ich muss wieder los, war schön dich zu sehen, aber ich muss!“
„Was soll denn das nun? Ich bin extra die weite Strecke gefahren! Ich bin ja kaum angekommen!“
Sie ist schon aufgestanden, lässt den Kaffee und den Kuchen stehen. „Entschuldige, ich muss.“ Wendet sich ab und verlässt fast fluchtartig den Raum. Verdattet und verblüfft bleibt Karl sitzen. Schüttelt dann den Kopf, isst den Kuchen fertig und geht. Er bringt kein Verständnis auf für das Verhalten von Regula. Er wurde sein Leben lang darauf trainiert zu funktionieren. Wie soll er jemanden verstehen der gefühlsmässig handelt? Noch während er Auto fährt halten ihn die Gedanken an Regula in Schach. Sie verfolgen ihn, bilden eine Einheit aus der er nur schwer entkommen kann. Er muss seinen ganzen Willen aufbringen um wieder an die Arbeit denken zu können. Auch seine so junge Frau fordert ihn sehr. Er funktioniert, wie lange noch?
Regula ist in den Garten gegangen und setzt sich dort auf eine Bank unter der Birke. Sie braucht Abstand! Sie ist stolz auf sich, hat sie doch zum Ersten Mal für sich entschieden. Sie hat sich gegen Karl entschieden. Ein grosser Fortschritt würde der Therapeut wohl sagen. Aber für sie fühlt es sich wie ein Verlust an! Sie hat sich heute deutlich einen Schritt von Karl wegbewegt. Will sie das? Sie liebt ihn!
„Entschuldigen sie, ist hier noch frei?“ Die Worte holen sie aus der Tiefe ihrer Seele und erstaunt schaut sie auf den Sprechenden. Ihr Gesichtsausdruck muss wohl Bände sprechen, denn er lächelt sie an und entschuldigt sich: „Ich wollte keine Störung verursachen, aber sie sitzen an meinem Lieblingsplatz und darum wollte ich sie eben fragen…“ Sie unterbricht ihn: „Sicher ist da frei“ und rutscht selbst einwenig auf die Seite. „Die Bank bietet ja genug Platz.“ Er setzt sich. Aus den Augenwinkeln beobachtet sie ihn einwenig. Weisse Haare, Bart, Stock ist das erste was sie bemerkt.
„Schönes Wetter heute.“ Er wendet sich ihr zu um zu sehen wie sie auf seine Worte reagiert.
„Ja schönes Wetter heute.“ Sie verstummt.
„Möchten sie reden?“
Sie rutscht noch einmal ein paar Zentimeter weg. Überlegt schnell, schaut ihn an, er schaut geradeaus.
Sie antwortet: „Über was?“
„Nun einfach mal reden ohne Grund und ohne Ziel. Man sagt dem höflich sein oder auch Konversation.“ Er lächelt sie wieder so lieb an.
„Ich höre, was wollen sie denn reden?“
„Zum Beispiel eben über das Wetter. Oder über ein Buch? Lesen sie gerne?“
„Ja ich lese viel. Welches Buch sind sie denn gerade am lesen?“
„Meine Konzentration lässt mich im Moment im Stich. Es ist für mich noch unmöglich ein Buch zu lesen. Doch habe ich viel gelesen.“
„Ah, dann können wir ja auch einfach mal so über das Leben reden.“
„Mhm, kein unverfängliches Thema“ er schaut sie nun voll an „was passiert denn gerade spannendes in ihrem Leben?“
Obwohl sie Fremden gegenüber verschlossen ist und lieber für sich alleine gewesen wäre gibt ihr die gütige freundliche Art ihres gegenüber Sicherheit und so beginnt nun ein Gespräch indem sie immer mehr und mehr von sich preisgibt. Der Nachmittag verfliegt und es wird Essenszeit.
„Wir sehen uns sicher wieder. Das Gelände ist ja klein. Guten Appetit dann.“ Er steht auf und deutet eine Verbeugung an.
„Guten Appetit“ sie bleibt noch einwenig sitzen. Sie verspürt fast nie Hunger, sie muss sich immer zwingen damit sie etwas isst. Müde steht sie nun auf und begibt sich in den Speisesaal. Das Gespräch hat sie sehr angestrengt aber auch aufgebaut. Zum ersten Mal seit sie hier ist hat sie Kraft geschöpft. Andere Menschen sind immer wichtig im Leben. Sie ist zufrieden mit dem Tag! Sie fühlt sich getragen und ruhig. Alles hat seinen Grund. Sie denkt es und Frieden kommt in ihr Herz.
KARIN hat der kurze Ausflug zu Esther viel gebracht. Man wird automatisch objektiver, sobald man von zu Hause weg geht. Sie sieht die Fehler in ihrer Beziehung mit Alex und doch….. besser als alleine sein? Wenigstens weiss sie bei ihm was sie hat! -Würde sie es denn wollen, dass er immer da ist? Nein, unvorstellbar das Leben ganz und gar mit Alex zu teilen! Es kann nur funktionieren, weil Alex verheiratet ist.- Wie nur soll sie sich nun lösen! Für den Sprung ins kalte Wasser ist sie zu feige. Sie sitzt gerade vor ihrem Computer um ein paar Termine einzutragen da erinnert sie sich, dass man ja über das Internet auch einen Mann suchen könnte? Sie hat sich doch da bei einem Chatroom mal angemolden? Sie sucht denselben und öffnet ihn. Gefunden, da gibt es ja tonnenweise Männer. Bild für Bild schaut sie sich an und bei dem einen oder anderen schreibt sie kurz ein paar Worte. Mal sehen? Sie muss sich sputen ist sie doch noch mit Alex verabredet, sie wollen noch zusammen ein paar Texte durchgehen. Am anderen Tag ist sie neugierig wer denn geantwortet hat und stöbert im Netz. Alle haben geantwortet, einfach alle! Sie fühlt sich gleich um ein paar Zentimeter grösser. Oh der Eine ist sogar jetzt oneline. Das Herzchen blinkt auf dem Bildschirm! Soll sie? Ja sie soll, sie stösst den Atem aus und beginnt zu schreiben.
„Hallo“
„Auch hallo, wie geht es?“
„Gut“
„Wie heisst du?“
„Karin und du?“
„Fredi. Bist du verheiratet?“
„Nein und du?“
Frage um Frage geht hin und her. Eine halbe Stunde später schliesst sie den Computer mit der Zuversicht, dass es da draussen doch noch andere Männer gibt ausser Alex. Ja sie wird sich auf was Neues einlassen wenn es dann stimmig ist. Einwenig mulmig ist ihr schon, wenn sie bedenkt, dass man den Typ ja nur über das Netz sieht. Aber da muss sie einfach ihrem Gefühl dann vertrauen. Der Grundstein ist nun gelegt und sie geht einen Schritt weg von Alex. In der nächsten Zeit verbringt sie viel Zeit im Netz und zwei bleiben dann am Schluss noch übrig. Der eine meint er habe Tantra gelernt und sie ist begierig ihn kennen zu lernen um es mit ihm auszuprobieren. Einen Tag vor dem bewussten Rendez-vous kommt Alex vorbei. Sie merkt schon an seiner Stimmung etwas läuft schief. Und wirklich!
„Warst du in einem Chattroom?“
„Ja wieso? Spionierst du mir nach?“
„Naja, du hast ein Mail an mich weiter geleitet.“
„Ein Mail?“ Karin tut wie wenn Alex englisch reden würde.
„Tu doch normal! Ja ein Mail in dem du dummerweise mit einem Tantra Menschen abgemacht hast! Und dieser Mensch ist ein Mann!“
„Ich bin mir sicher dass ich kein Mail weiter geleitet habe. Du hast in meinem Konto nachgeschaut was ich tue?“ Ihre Stimme ist laut geworden vor Empörung.
„Ich hatte da einfach so ein Gefühl, darum habe ich mal nachgeschaut. Und siehst du jetzt, mein Gefühl war richtig!“
„Du hattest kein Recht dazu!“
„Und ob! Du bist meine Freundin!“
„Du hast ja auch zwei Frauen. Da darf ich doch auch zwei Männer haben!“
„Nein wir haben das doch schon hundertmal besprochen! Du und ich sind zwei verschiedene Menschen und du weißt ja, ich wäre viel lieber bei dir. Du weißt doch, ich muss bei meiner Frau bleiben. Sie braucht mich.“ Wie immer hat er sie voll im Griff. Sie sagt dem Tantramenschen ab. In der nächsten Zeit ist Alex die Aufmerksamkeit selbst! Er kommt jeden Tag, ruft viel an gibt sich richtig Mühe um sie. Sie unterlässt das Chatten, weil er zu present in ihrem Leben ist. Er lässt ihr kaum Zeit zum Verschnaufen. Er ist immer da! Nur nie in der Nacht. In ihrem Bett schläft sie immer noch alleine. So vergeht wieder eine gute Weile und die Aufmerksamkeit von Alex pendelt sich wieder ins Normale ein. Das Telefon läutet.
„Hallo Karin, wie geht es denn so?“ es ist Esther
„Hei schön dich zu hören! Es geht mir gut.“
Die beiden Frauen quatschen über dies und das und Karin kommt dann auch auf das Internet zu sprechen.
„Mensch, versuch es doch noch einmal! Das ist doch die Hilfe die du brauchst!“
„Hab ich ja, Alex hat mich erwischt und es mir verboten.“
„Seit wann lässt du dir denn von einem Mann etwas verbieten?“
„Ach das wäre ein wieder von vorne anfangen. Wer weiss ob es gut kommt? Wer weiss denn ob es der andere auch ehrlich meint? Bei Alex weiss ich wenigstens woran ich bin.“
„Ich verstehe dich ja, entweder du versuchst es so oder du änderst deine Einstellung gegenüber Alex und bist zufrieden mit dem was du hast. Eine Veränderung kann nur von dir aus gehen. Das musst du alleine machen! Ich kann dir nur Ratschläge geben was oder wie du etwas tun kannst. Aber du alleine entscheidest dann wie es für dich stimm!“
„Ach Esther, wenn ich mit dir rede ist alles für mich so sonnenklar. Wenn ich dann aber wieder alleine in meiner Wohnung sitze ist alles wie weggeblasen.“
„Das kenne ich gut! Na ja, dann telefonieren wir halt einwenig mehr!“
„Ja das wäre schön, wir können uns ja auch im Chat treffen?“
„Ja sicher gerne, schreib mir doch ein Mail wie und wo und dann schauen wir.“
Die beiden reden noch eine Weile zusammen und verabschieden sich dann. Esther kann Karin gut verstehen. Sie ist auch eine von den Menschen die für ihren Mann alle Kontakte abgebrochen hat und jetzt steht sie eben ganz alleine da. Kein soziales Netz! Esther ist es am Aufbauen. Sie hat nun schon Jürg, Stefanie und Claudia. Es geht vorwärts. Karin hängt auf und fühlt sich gut. -Ja was soll sie nur tun. Auf der einen Seite das Sichere mit Alex, denn es sieht schon so aus, als wenn sie noch eine Weile zusammen bleiben werden und dann ein Neuer?- Der sagenhafte Sprung ins kalte Wasser. -Könnte sie wohl schwimmen?-
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