ESTHER`S Wochenende ist schon fast da. Bald schon wird Karin vor der Türe stehen. Esther hat aufgeräumt, Martin ist fischen gefahren und Lisa ist bei einer Freundin zu Besuch. Esther hat das ganze Wochenende für sich alleine. Es läutet an der Türe. Ist Karin schon da? Sie geht um zu öffnen. Stefanie steht vor der Türe. „Hast du Zeit für einen Kaffee? Ich habe Kuchen mitgebracht.“

„Sicher komm doch herein. Ich bekomme zwar bald Besuch, doch du kannst ihn dann gerne gleich kennen lernen.“

„Hübsch und jung?“

„Nein!“ lacht Esther „es ist Karin aus Österreich ich habe dir sicher schon von ihr erzählt.“

„Ah die mit einem verheirateten Mann liiert ist?“

„Ja die!“

„Da bin ich ja mal gespannt was sie so zu erzählen hat!“ Die beiden Frauen stehen in der Küche und giessen den Kaffee auf. Das Küchenfenster gibt eine schöne Aussicht auf den Garten frei. Aus heiterem Himmel fragt dann Esther: „Und was wird sich in deinem Leben als nächstes verändern?“

„Wie kommst du nun auf dieses Thema?“ ruft Stefanie aus.

„Einfach, ist mir gerade so in den Kopf gekommen. Du willst doch etwas verändern?“

„Ja, ich muss, Esther, ich muss unbedingt. Der nächste Weg der sich mir anbietet, den werde ich einfach mal nehmen. Ich bin zu überlastet. Jeden Moment kann ich zusammen brechen. Und diese Tage immer um Fritz herum, ich liebe ihn immer noch und es ist schon besser geworden mit ihm. Doch ich muss mein Leben auf die Reihe bringen. Es ist auch zum Wohle der Kinder das habe ich jetzt eingesehen. Was bringt es denn wenn ich vor lauter Arbeit meine Erziehungspflichten vernachlässige?“

„Dann bin ich ja mal gespannt welcher Weg sich dir auf tun wird. Ah da kommt gerade Karin, schau!“ wechselt sie das Thema. Die Drei Frauen haben Kaffee getrunken, Kuchen gegessen und unterhalten sich über das Leben. Jede hat eine ganz andere Geschichte mitgebracht und doch merken sie bald es ist viel Gemeinsames da. Jede ist auf ihre Art in einer Veränderung.

„Ich merke gerade, dass wir alle drei in der Allee sind!“

„Wie meinst du das? Ich habe diesen Ausdruck Allee noch nie gehört?“ meint Karin

Stefanie meint nur: „Ich würde sagen, ich bin immer noch in der Allee. Du warst ja auch eine Weile dort.“

„Keine Widerrede von mir“ Esther lächelt „ich bin immer noch dort!“

„Kann mich mal jemand aufklären?“ Karin schaut von einem zum anderen.

„Allee ist für uns so ein Ausdruck den wir von unserm Helfer, Tadefi, mitgenommen haben. Er meinte die Allee ist der Ort an dem alle Menschen kommen um zu warten. Einfach ein Ort an dem keine Veränderung stattfindet. Und Stefanie und ich sind sicher dort. Und so wie ich von dir in der letzten Stunde gehört habe bist du auch dort.“

„Auf was wartet ihr denn?“

„Ich warte auf die Erleuchtung, wie ich mich aus der Firma lösen kann, ohne dass es für die Menschen dort Schaden gibt.“ Stefanie ist ganz offen. Sie schauen Esther an.

„Und du?“

„Ich warte eigentlich, dass sich unsere Ehe verbessert. Bin aber in den letzten Tagen zum Schluss gekommen das es wohl besser ist sie aufzulösen als weiter zu machen.“

„Was?“ ruft Stefanie. „Das ist nun aber das Allerneueste oder?“

„Ja, ist es. Habe es mir letzte Nacht überlegt. Wenn Martin zurück ist werde ich mit ihm reden.“ Nun schauen beide zu Karin.

„Ich warte auch, ihr habt ja so Recht.“ Gibt sie dann widerwillig zu.

„Erzähl, wie geht es Alex?“

„Immer dasselbe, er wohnt immer noch bei seiner Frau und wir sehen uns fast jeden Tag. Doch ich bin jede Nacht alleine. Aber besser so als ganz alleine. Ich habe keine Freunde wie du Esther. Ich bin da draussen ganz alleine.“

„Aber warum?“ Esther ist sehr erschrocken.

„Ich wollte halt immer für Alex da sein, wenn er dann mal Zeit hätte wollte ich auch bereit sein.“

„Du hast dein ganzes Leben nach Alex gerichtet?“ Stefanie überlegt. „Naja, ich bekenne mich auch schuldig. Ich richte heute noch mein Leben nach Fritz. Witzig!“ Sie schüttelt den Kopf.

„Und ich richte mich nach Martin. Wenn er da war habe ich alles andere abgesagt. Nun bin ich aber soweit gekommen, dass ich schon mehr und mehr mein eigenes Leben auf die Bahn bekommen habe. Doch ich richte mich immer noch nach ihm.“

„Und hat da ein gewisser junger Mann nun seine Hände mit ihm Spiel?“ Stefanie witzelt rum.

„Habe ich etwas verpasst?“ Karin lehnt sich angespannt nach vorn.

„Er heisst Jürg, ich habe ihn zusammen mit Stefanie kennen gelernt, habe ihn nun schon einmal gesehen und haltet euch fest er ist ganze 45 Jahre alt!“

„Was, der ist so alt!“ ruft Stefanie. „Dem hätte ich nie mehr wie 35 gegeben!“

„Echt spannend! Erzähl mehr davon!“ Die Österreicherin fühlt sich wohl bei den Beiden. Sie ist froh gekommen zu sein. In ihrem Leben läuft es alles andere als rund.

„Was mich aber noch mehr interessieren würde ist diese Allee. Könnt ihr mir davon noch erzählen?“

„Im Grunde gibt es da wenig zu erzählen. Tadefi ist der Hüter der Alleen. Und jede Allee unterscheidet sich in der Art der Bäume von der anderen, ansonsten sind sie alle gleich. Jede hat ihre eigenen Wege die immer wieder von ihr abzweigen und zu ihr zurückkommen. Jeder Weg ist eine Möglichkeit im Leben.“

„Er sagt, eine Erfahrung die wir uns aussuchen können.“ Mischt sich Stefanie noch ein.

„Ja, er redet viel von Erfahrungen.“

„Wie kann ich denn Tadefi kennen lernen?“

Die anderen beiden schauen sich an. „Wie?“ fragen beide zusammen.

„Weißt du es?“ fragt Stefanie

„Nein, keine Ahnung?“ gibt Esther zur Antwort

„Wie habt ihr ihn denn kennen gelernt?“

„Bei mir ist er gekommen als ich den Unfall hatte und du?“ Sie schauen Esther an.

„Bei mir am Abend im Bett vor dem einschlafen. Versuch es doch einfach mal heute Abend. Du legst dich ins Bett und dann rufst du Tadefi. Kann ja nur schief gehen! Und das Schlimmste was passieren kann ist keine Reaktion, oder?“

„Genau, das kann ich ja auch einmal versuchen. Vielleicht zeigt er mir dann den nächsten Weg und wenn der so schön aussieht wie die anderen, dann ist es sicher leichter für mich da ja zu sagen.“ Karin ist ganz zufrieden.

So vergeht der Nachmittag mit reden und trinken. Stefanie verabschiedet sich dann und Esther sagt:

„Ich habe keine Lust zum kochen komm lass uns in die Pizzeria gehen.“

So spazieren dann die Beiden Frauen Arm in Arm Richtung Pizzeria. Es ist fast Vollmond sie gehen schweigend. Auf einmal hört man Pferdegetrappel und aus der Nebenstrasse kommt mit fliegenden Bügeln ein Pferd im Galopp daher. Esther, die selbst lange geritten ist, überlegt keine Sekunde und stellt sich dem rennenden Pferd entgegen und ruft es an. Karin entschlüpft ein Schrei. Doch Esther bleibt ganz ruhig.

„Hoho, komm hoho.“ Das Pferd fällt in den Trapp und sie erwischt einen Zügel, rennt kurz etwas mit, redet ununterbrochen mit dem Tier und kann es zum Anhalten bewegen. Das ganze Pferd ist schweißnass und zittert. In den Augen kann man das Weisse sehen. Esther führt das Pferd am Zügel zurück zu Karin.

„Komm, wir müssen den Reiter suchen.“

Gemeinsam betreten sie die Gasse aus der das Pferd angerannt kam. Sie sehen schon von weitem eine Gestalt die ihnen entgegen humpelt. In der Mitte treffen sie aufeinander.

„Gott sei Dank, es ist ihr kein Unglück geschehen!“ Ist das erste das der Reiter sagt. Er hat keine Augen für die beiden Frauen, er schaut nur sein Pferd an.

„Entschuldigen sie, da vorn hat einer einen Knallkörper losgelassen in dem Moment als wir durchgeritten sind. Sie hat sich so erschrocken dass ich leider auf dem Boden gelandet bin. Darf ich mich vorstellen? Ich bin Bruno und mit wem habe ich die Ehre?“ Er schaut zuerst zu Karin und wartet.

„Ich bin Karin, aber meiner Freundin gebührt die Ehre, sie hat ihr Pferd aufgehalten.“ Sie tritt einen Schritt beiseite damit er Esther sieht.

„Ich bin Esther und heilfroh, dass es dir gut geht. Das Pferd ist gerannt als wenn der Teufel hinter ihm wäre!“

„Dann umso mehr meinen Respekt, dass sie es aufgehalten haben. Wie kann ich mich erkenntlich zeigen? Darf ich die beiden Damen zum Essen einladen?“

„In der Tat, wir sind gerade dabei essen zu gehen und wollten dort in die Pizzeria, wenn sie wollen, oder wenn du willst komm einfach nach.“ Esther spricht ohne zu überlegen! Karin schaut sie etwas befremdet an, wieso sagt sie zu?

„Gute Idee, ich bringe mal Divine nach Hause und könnte dann so in er dreiviertel Stunde bei ihnen sein.“

„Schön, wir warten auf dich Bruno.“
„Ihr könnt ruhig schon essen, ich  beeile mich. Er steigt auf, bis dann.“

„Ja bis dann.“

Kaum ist der Reiter ausser Hörweite sagt Karin: „Was sollte das denn?“

„Das war einfach so eine Eingebung. Ich denke es ist an der Zeit, dass du zur Einsicht kommst. Es gibt noch andere Männer ausser Alex.“

„Was hat denn nun Alex da verloren?“

„Ich wollte dir nur eine Chance geben. Weißt du, eine neue Möglichkeit. Eben einfach ein Weg oder eine neue Erfahrung. Tu dich doch einfach mal auf. Lass es zu, er kommt um Pizza zu essen. Er wird dich heute in Ruhe lassen.“ Sie lacht!

Sie betreten die Pizzeria und Esther wäre am Liebsten gleich wieder umgedreht. Denn wer sitzt dort am Tisch. Jürg mit einem Freund. Heute sind überall wohl Männer! Jürg sieht sie sofort! Er steht auf und kommt ihr entgegen.

„Hallo, so eine angenehme Überraschung! Und wen bringst du denn mit?“

„Hallo Jürg, das ist Karin.“

„Freut mich, Karin, kommt ihr zu uns an den Tisch?“

„Wir erwarten noch jemanden“ will Esther abwehren.

Karin fällt ihr ins Wort. „Sicher gerne, wir haben doch auch zu fünft bei ihnen am Tisch Platz.“

„Ja gerne!“ Jürg geht voraus.

„Darf ich vorstellen, das ist Richard.“

„Erfreut, er ergreift die Hand von Esther und dann von Karin. Sein Händedruck ist offen und fest.

„Wir sind auch erst gekommen, wir können zusammen bestellen.“

Esther ist nervös geworden, Karin bemerkt es mit einem Lächeln. Sie bestellen und die Unterhaltung plätschert so dahin. Fast genau nach einer dreiviertel Stunde betritt Bruno das Lokal. Seine Augen suchen die Tische ab und Karin sieht ihn. Sie winkt ihn her.

„Wir sind noch auf Bekannte gestossen“ erklärt Esther „hier ist Jürg, das ist Bruno und das ist Richard.“

Kurze Begrüssung aller dann setzt sich Bruno neben Karin. Die fünf Menschen beginnen nun zusammen den Abend und es wird viel gelacht. Karin ist voll im Element! Bruno und Richard flirten mit ihr was geht. Jürg und Esther bemerken es mit Vergnügen.

„Schön, dass wir uns getroffen haben. Das Schicksal will es wohl gut mit uns.“ Flüstert er ihr zu. Esther wird etwas rot und nickt nur mit dem Kopf. Das Restaurant macht zu und die Fünf stehen auf der Strasse. Esther, ohne zu überlegen sagt: „wir können noch bei mir etwas trinken gehen, ist gleich um die Ecke!“

„Da sagen wir auf keinen Fall nein!“ erwidert Jürg sofort.

„Na dann auf los geht’s!“ Karin ist etwas angeheitert. Sie hängt sich bei Bruno und Richard ein und geht voran. Jürg und Esther folgen nach. Jürg hält ihr seinen Arm hin damit sie sich einhängt. Sie tut es doch ihr Herz klopft dabei lauter. Was hat sie sich nur dabei gedacht! Fremde Männer bei ihr zu Hause. Jetzt ist es zu spät. Am anderen Morgen erwachen die beiden Frauen fast gleichzeitig. Esther ist schon in der Küche als Karin kommt.

„Und? Gut geschlafen? Hast du etwas geträumt?“

„Geträumt?“ Karin gähnt herzhaft, „ja ich habe geträumt, lass mich überlegen.“

„Trink zuerst deinen Kaffee, dann kannst du besser überlegen. War wohl doch etwas zu viel gestern“ Esther knufft den Gast in die Seite! Sie lächelt nur verträumt. Ruhig trinken nun beide ihren Kaffee. Dann schaut Esther fragend zu Karin.

„Wie sieht denn dieser Tadefi aus?“

„Fast wie ein Mönch.“

„Aha, dann habe ich von ihm geträumt!“

„So, erzähl.“

„Muss meine Gedanken erst sammeln. Er hat soviel gesprochen.“

Esther wartet geduldig.

„Das mit den Wegen, das hat er auf alle Fälle gesagt. Dann haben wir über mich und Alex gesprochen. Im Moment ist es ja so dass weder er noch ich Klienten haben. Sie bleiben einfach aus. Er hat mir das Gleiche dann mitgeteilt dass ich schon mit Claudia besprochen habe. Man muss authentisch sein, wenn man spirituell leben will. Da wir ja beide, Alex und ich in einer Lüge leben, wie soll denn das Leben uns noch ernst nehmen. Ach Esther, ich werde mich nie ohne Hilfe von Alex trennen können und die Angst vor dem Alleine sein ist enorm.“

„Wie muss dir denn die Hilfe auf deinem Weg entgegen kommen, damit du sie annehmen kannst? Du hast immer noch so viele Chancen bei den Männern. Du bist kaum lange alleine. Oder du suchst dir halt jetzt schon jemanden. So hast du Hilfe und auch die Kraft dich zu lösen. Doch du musst es wollen. Du musst wirklich damit einverstanden sein.“

„Und da liegt das Problem! Doch mal sehen, Bruno möchte mich noch einmal treffen bevor ich wieder zurück fahre. Ich habe mit ihm auf heute Nachmittag abgemacht. Ich hoffe das stimmt auch für dich.“

„Auf jeden Fall, denn ich habe ja Bruno extra eingeladen für dich!“

„Wie, du hast ihn eingeladen?“

„Ich habe sofort gespürt, dass es ein Mann für dich sein könnte, darum sagte ich auch sofort zu. Für dich habe ich zugesagt. Nun dann geh und geniesse. Ich gönn es dir von Herzen.

STEPHANIE bringt das Wochendene viel Arbeit zum aufholen mit. Die Kinder haben wieder einmal sehr wenig von ihrer Mutter. Stefanie ist nachdenklicher geworden. Sie erledigt ihre Arbeit mechanisch, ihre Gedanken sind woanders. Sie muss bald einen neuen Weg einschlagen. Ihr Körper hat ihr nun schon ein- zweimal gezeigt, dass ihre Reserven aufgebraucht sind. Sie lässt die Arbeit ruhen. –Was für Möglichkeiten gibt es denn? In der Firma sind so viele Menschen es ist unmöglich zu verkaufen und diese Menschen der Arbeitslosigkeit preis zu geben. Wenn nun aber jemand die Firma übernähme mit den Mitarbeitern? Fritz ist schon pensioniert er müsste sich bei einem Verkauf zur Ruhe setzen. Wer weiss ohne den Stress könnte er ja dann auch gesunden. Ach was soll sie nur überlegen. Es gibt keine Möglichkeit.- Sie hofft, dass das Leben ihr noch etwas Zeit lässt, bevor es dann selbst eingreift. Sie will es ändern. Und schon durch den Willen kann sie sicher auch mehr Wege sehen. Es muss einfach gehen. Es muss! Sie seufzt! Zeit zum Schlafen es ist schon wieder zwei Uhr. Fast schleppend geht sie in ihr Schlafzimmer. Manchmal muss man sich nur für etwas Entscheiden und somit kann das Leben handeln. Im Falle von Stefanie ist es nun so. Ihre Schutzengel treten in Kraft, denn sie will. Am Montag ist Fritz schon da als sie in ihr Büro kommt. Ungewöhnlich!

„Ich muss mit dir reden“ begrüsst er sie.

„Ich wollte auch mit dir reden“ gibt sie zur Antwort.

„Du zuerst“ meint Fritz

„Nein mach nur. Was wolltest du mir sagen?“

„Ich habe am Samstag einen alten Freund von mir getroffen der sich verändern will. Und wir haben so dies und das gesprochen. Es könnte nun sein, dass er an unserer Firma interessiert ist. Wie stehst du im Allgemeinen dazu?“

Stefanie muss sich erst sammeln. Was soll sie sagen?

„Ich stehe dem offen gegenüber. Du weißt, dass mir das Wohl der Arbeiter sehr am Herzen liegt und ich auf keinen Fall einverstanden bin wenn man ihnen kündigt. Die Firma müsste als ganzes übernommen werden dann könnte ich gut damit leben.“

„Schön, das wäre geklärt, was wolltest du denn?“ Er ist schon aufgestanden und schaut sie an.

„Hat sich eben erledigt, Fritz ist alles geregelt.“

Stefanie sitzt in ihrem Büro und lässt den Blick schweifen. Zwanzig Jahre schon so lange ist sie in dieser Firma. Kann sie sich los lösen? Kann sie etwas Neues anfangen? Sie hat ja nur das gelernt? Sie schüttelt den Kopf und fängt mir der Arbeit an. Wie hat Tadefi gesagt, jeder Weg ist nur eine Erfahrung. Sie will nun den Weg gehen. Sie will einfach offen sein für das Neue. Egal was es dann bringen wird. Vertrauen, ja sie will es haben, sie will es leben. Der Tag nimmt seinen Lauf. Nach dem Mittagessen kommt Fritz in ihr Büro. Normalerweise ruft er sie immer zu sich. Stefanie fühlt sich unwohl, als er dann vor ihrem Schreibtisch steht.

„Hatte gerade noch ein Gespräch mit Hans, kannst du morgen Abend  so gegen 19h ins Metropol kommen?“

„Ja sicher, warum?“

„Er ist wirklich interessiert, wir besprechen dann alles Morgen.“ Er ist schon wieder auf dem Weg nach draussen und murmelt so vor sich hin „ist sicher so das Beste.“ Die Türe schlägt hinter ihm ins Schloss. Stefanie greift zum Hörer und ruft Esther an.

„Du hör zu, unglaublich was nun passiert ist?“

„Erzähl, habe keine Ahnung.“ Sie hört wie sie sich zusammen reissen muss, damit sie überhaupt noch sprechen kann.

„Stefanie, ich bin da. Erzähl, was ist denn passiert?“

„Fritz hat einen Käufer für die Firma gefunden!“

Esther bleibt kurz ruhig. Sie muss es auch noch mit dem Herzen aufnehmen.

„Willst du das?“

„Es bleibt mir keine andere Wahl mehr Esther, ich bin so ausgelaugt, verbraucht und ohne Energie. Es muss so sein. Und Tadefi hat es schon richtig gesehen. Ich habe schon viel zu viele Wege ausgeschlagen. Diesmal greife ich zu.“

„Es tut weh ich weiss. Doch du tust das Richtige für dich und für deine Kinder. Und nur daran solltest du jetzt denken.“

Sie sprechen noch eine Weile zusammen und Stefanie wird ruhiger. Die Sicht von Esther tut ihr gut. Gesammelt kann sie dann den Rest des verbleibenden Tages durchstehen. Stefanie hat eine schwierige Nacht. Sie kann die Gedanken kaum mehr im Zaun halten. An so viel muss gedacht werden. Endlich erlöst sie dann so gegen drei Uhr der Schlaf von den Gedanken. Wie sie den ganzen Tag präsent im Büro sein konnte, keine Ahnung. Sie richtet das Abendessen für die Kinder und macht sich dann auf den Weg ins Metropol. Die beiden Männer sind schon da. Stefanie hat Hans noch nie gesehen. Er ist ihr sofort sympathisch. Sie kommen ins Gespräch. Erläutern dies und das. Reden über die Arbeiter über die ganze Arbeit im Geschäft.

„Wie sähe es denn für dich aus, Stefanie wenn ich dich als meine Beraterin einsetzen würde? Ich dachte da an eine 80% Stelle?“

„Du willst mich in der Firma haben?“ Man merkt es Fritz an, es ist ihm unangenehm, diese Frage von Hans. Doch Hans konzentriert sich nur auf Stefanie. „Wie denkst du darüber?“

„Ich bräuchte Bedenkzeit. Ist den dein Kauf von meiner Entscheidung abhängig?“

„Nein, ich habe mich schon entschieden. Doch es wäre schön dich mit an Bord zu haben. Oder hast du dich schon anderwärtig beworben.“

„Nein, dazu war die Zeit zu knapp. Lass mir einfach noch Raum. Ich muss das ganze erst verdauen. Ich habe 20 Jahre meines Lebens in dieser Firma verbracht. Verstehst du das?“

„Sicher verstehe ich, deshalb auch mein Angebot.“

Er wendet sich Fritz zu. Am Freitag machen wir dann Nägel mit Köpfen. Wir sehen uns beim Anwalt. Bring einfach alle Papiere mit.“ Er steht auf. „Stefanie lass dir Zeit. Ok lass dir einfach Zeit. Wir sehen uns dann am Freitag.“ Er schüttelt den beiden die Hand und geht.

Stefanie ist noch wie betäubt, alles geht so rasend schnell. Fritz holt sie aus der Versenkung.

„Was der sich da wieder ausgedacht hat, ich hoffe du wirst dich da heraus halten.“ Ohne ein Wort zu sagen steht sie auf. „Schönen Abend noch Fritz ich muss zu den Kindern.“ Weg ist sie. Die kühle Nachtluft tut ihrem angespannten Kopf gut. Mechanisch stellt sie einen Fuss vor den anderen und schlägt den Weg nach Hause ein. Die Kinder sitzen alle vor dem Fernseher. Sie setzt sich dazu, ganz ruhig. Die Kinder geben ihr die Sicherheit. Der Film ist fertig, die Kinder sind im Bett. Diese Zeit ist ihre Zeit. Sie sitzt auf dem Bett. Leer für einmal ohne Gedanken. Was gerade in ihrem Leben passiert geht noch zu schnell für sie. Müde legt sie den Kopf auf das Kissen. Tiefe Erschöpfung bemächtigt sich ihrer und sie lässt es zu. Halb abgezogen schlüpft sie unter die Decke, egal. Es ist ihr im Moment einfach alles egal. Sie schliesst die Augen. Tadefi ersteht vor ihrem inneren Auge. Sie steht auf der Allee aber ihr Gefühl hat sich stark verändert. Tadefi zeigt ihr den Weg auf dem sie nun schon mit einem Fuss steht. Starke Eichenbäume säumen ihn. Noch mehr Sicherheit für sie, dass es sich richtig anfühlt. Er lächelt ihr zu und sie wagt noch ein paar Schritte auf dem neuen Weg so dass sie um die erste Kurve schauen kann. Vor ihr breitet sich der Weg aus, eben und gerade führt er gegen die Berge. Die Eichen wiegen sich im Winde. Schwalben überfliegen ihn, ein Morgen- oder Abendrot färbt die Schäfchenwolken feuerrot ein! Ein friedliches Bild, ein wunderschönes Bild! Getröstet wendet sie sich wieder der Allee zu. Tadefi erwartet sie dort. Es fallen keine Worte zwischen ihnen. Alles ist ja so sonnenklar. Friede zieht in ihr Herz ein. Sie kann sich los lösen und die Firma von weitem betrachten. Ja, ihr Weg wird nun neu werden und sie freut sich darauf.

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