MONIKA steht vor dem Herd. Die Spagettisauce köchelt leise vor sich hin. Die Knaben müssen gleich nach Hause kommen. Sie deckt den Tisch in Gedanken ist sie bei Thomas. Sie möchte gerne im August heiraten. Sei malt sich das alles schön aus. Freut sich auf das Kleid aussuchen, Kärtchen schreiben.
„Hallo Mami“ Andreas, der Ältere kommt schon heim. „Das riecht lecker!“
„Hallo mein Schatz, kannst du noch das Brot auf den Tisch stellen?“
„Sicher, muss nur erst auf die Toilette.“ Die Türe fällt ins Schloss ein Getrampel auf den Stufen und Raffael steht in der Küche.
„So eine Gemeinheit! Ich habe nur eine 4,5 gemacht und habe doch soviel gelernt. Warum soll ich noch lernen!“ Er steht schon am Herd und taucht den Löffel in die Sauce. „Gibt es Spagetti?“ er erwartet keine Antwort, rennt aus der Küche und ruft dann aus dem Gang. „Muss noch schnell ins Netz komme gleich wieder.“ Die Mutter hat keine Chance etwas zu sagen, Raffael ist chaotisch und sehr lebendig sie muss ihn einfach gewähren lassen. Sie schüttelt nur den Kopf und lächelt vor sich hin. Andreas kommt zurück und stellt das Brot auf den Tisch. Er setzt sich hin.
„Hier ist noch eine Einladung zum Elternabend.“ Die Mutter heftet es an den Kühlschrank, ihr Gedächtnis. Das Telefon klingelt.
„Ich gehe schon!“ ruft Raffael und nimmt ab.
„Mama es ist Thomas!“
Sie nimmt den Hörer entgegen.
„Ja, Thomas?“
„Ich muss noch etwas erledigen werde kaum mehr kommen können. Wollte dir rechtzeitig Bescheid geben.“
„Was musst du denn noch tun?“
„Ein paar Briefe schreiben, du weißt schon, halt eben Bürokram. Wir sehen uns ja morgen. Halb so schlimm. Ich wünsche dir noch einen schönen Abend.“
„Das war’s? Bist du denn in Eile?“
„Du, es ist schon bald sieben, ich muss um acht auch noch jemanden treffen. Mein Abend ist einfach zu voll. Wir sehen uns Morgen, mein Schatz. Ich wünsche dir ganz schöne Träume. Hab dich lieb. Tschüssi!“ er redet sich den Mund fusslig.
„Tschüss dann bis Morgen und danke für den Anruf.“ Sie hängt auf. Missmutig kehrt sie in die Küche zurück. Da sind die beiden Knaben gerade am streiten wer denn heute Abend den Computer zuerst haben darf.
„Seid ruhig, wenn ihr keine Einigung findet, dann bleibt der Computer heute Abend bei mir!“Ach sie hat so genug. Immer nur soll sie geben und zuhören. Jetzt ist es schon der dritte Abend in Folge der Thomas ausbleibt! Monika ist frustriert, kaum aufnahmefähig für die Bedürfnisse ihrer beiden Kinder. Da beide keine Aufmerksamkeit von ihr bekommen streiten sie darum. Es wird laut in der Küche. Die Mutter verliert die Nerven, schreit auch! Die ganze Stimmung ist spannungsgeladen! –Es ist wie immer, Thomas hat keine Zeit für sie! Mit wem er wohl heute Abend noch ein Treffen hat? Wenn sie ihn doch weniger lieben würde! Vielleicht könnte sie sich dann von ihm lösen? Er hat sie nun schon so oft verletzt. Er wird sich ändern. Ich muss ihm nur noch etwas Zeit geben. Es wird gut werden– Vertraute Gedanken und doch Tröstende. Der Abend ist zu Ende. Die Knaben endlich im Bett! Sie hat morgen frei, ohne Thomas. Er muss arbeiten. Er ist zwar sein eigener Chef, hat aber weniger Zeit als wenn er einer regelmässigen Arbeit nachgehen würde. Monika kennt diese Stimmungen zu genüge! Sie hinterfragt wohl zum zehntausendsten Mal ihre Beziehung mit Thomas? Als Monika eingeschlafen ist träumt sie. Ein Mann hält ihr seine Hand hin und führt sie auf eine Baumallee. „Ich bin Tadefi, Monika und ich möchte dir gerne ein paar Dinge zeigen.“
„Gerne, ich bin am träumen oder?“
„Ja ich bin dein Traum.“
„Schöne Allee! Ich liebe Lerchen, es ist der einzige Nadelbaum der seine Blätter im Winter verliert. Jeden Frühling wird er neu! Was willst du mir den zeigen?“ Tadefi führt sie in die Mitte der Allee. Ihr Blick geht weit nach vorne und weit zurück.
„Was siehst du?“
„Eine wunderschöne Lerchenallee.“
„Was noch?“
„Nur die Allee?“
„Ich wollte dir zeigen, dass du am Warten bist. Monika du wartest schon so lange auf Thomas.“
„Wie ich warte. Wir sind verlobt.“
„Sicher Monika das war ein genialer Schachzug von Thomas.“
„Schachzug? Wieso Schachzug?“
„Du hast ihn dazu gedrängt. Er wollte doch so eine bequeme Beziehung auf keinen Fall ins Wasser setzen. Du bist immer da wenn er Zeit hat. Er kann sich die Zeit aussuchen. Er hat noch nie bei dir zu Hause übernachtet. Monika, wie lange seid ihr nun schon zusammen?“
„Sieben Jahre“ flüstert sie.
„Und keine einzige Übernachtung bei dir? Und du lässt es einfach zu?“
„Ja, aber er ist doch mein Freund. Ich habe immer noch jemanden auf den ich zählen kann. Ich bin zu zweit!“
„Du bist zu zweit. Wollen wir mal sehen.“ Tadefi öffnet ein Fenster. Monika schaut aus dem Fenster. Sie sieht wie sie sich mit Thomas trifft.
„Hallo, mein Schatz!“
„Hallo Thomas.“ Kurzer Schmatz.
„Hast du schon gegessen, ich habe einen Mordshunger.“
„Nein, ich komme gerade von der Arbeit.“ Monika hängt sich bei ihm ein.
„Gut, dann lade ich dich doch zum Essen ein gehen wir zu Fellini.“
„Wir verstehen uns immer noch sehr gut, warum zeigst du mir dies?“ Monika wendet sich Tadefi zu.
„Ich werde es dir erklären.“ Er hustet kurz.
„War Thomas da, als dein Sohn von der Polizei aufgefordert worden ist vor Gericht zu erscheinen?“
„Nein, er musste arbeiten“ gibt Monika zur Antwort
„Du denkst also dass er mich in den wichtigen Momenten hängen lässt?“
„Ja sicher, schau doch den Tatsachen ins Auge. Er schläft nie bei dir und vor allem, er lässt dich auch fast nie bei sich schlafen. Ihr habt ganz selten sexuelle Kontakte. Sorry wenn ich es so beim Namen nenne. Du vernachlässigt deine beiden Söhne, die dich jetzt im Moment wirklich sehr brauchen für Thomas. Jeden Abend an dem er kein Zeichen gibt bist du frustriert. Jedes Mal wenn du ihn brauchen würdest, ist er weg.“
„Wir sind verlobt!“ wirft Monika ein.
„Na ja, das war eben ein genialer Schachzug von Thomas. Mehr auf keinen Fall. Du weißt vom Unfall von Thomas, von seiner Unfähigkeit Gefühle zu äussern seit damals und du bist immer noch davon überzeugt, dass du ihm helfen kannst. Monika wach auf!“
„Ja, ich habe schon mit ihm darüber gesprochen, doch er will da überhaupt kein Wort darüber verlieren. Er versteckt sich so gut. Denn da jeder weiss, dass er es verloren hat, erwartet es auch keiner. Ich bin aber der Meinung, er kann alles wieder finden. Ich kann meine Gefühle gut ausdrücken und es ihm vorzeigen.“
„Wie stark ist den da das Helfen im Vordergrund?“
„Ich liebe ihn, da bin ich mir ganz sicher“ verteidigt sich die Frau.
„Ja, das bezweifle ich auf keinen Fall! Du bist auf der Allee weil du schon sehr lange darauf wartest, dass sich bei Thomas etwas verändert. Du wartet schon die ganze Zeit der Bekanntschaft darauf, dass er sich ändert. Doch eine Beziehung basiert auf dem, dass man den andern so nimmt wie er ist,. Ein warten auf ein Ändern des andern ist unmöglich. Du kannst nur dich selber ändern und dann hoffen, dass sich dein Partner wieder anpasst, aslo auch verändert. Doch im Grunde ist es doch so, dass man eben den andern akzeptieren sollte so wie er ist. und ihn aich liebt so wie er ist. Komm ich möchte dir deine Wege zeigen.“ Er geht mit ihr ein Stück weit auf der Allee zurück und bleibt vor einem Holztor stehen.
„Hier, das war ein neuer Weg.“
„Ein neuer Weg?“
„Ja, Monika, erinnerst du dich an das Angebot deiner Kollegin bei ihr zu arbeiten?“
„Ja, sicher.“
„Du hast abgelehnt. Deine Entscheidung klar, hier hättest du einen neuen Mann kennen gelernt.“
„Warum bist du dir da so sicher?“
„Ich kann die Wege sehen, ich sehe wie sie verlaufen. Du hast dich gegen diese Erfahrung entschieden. Darum bist du auf der Allee. Du glaubst an einen Lebensweg und du denkst, dass Thomas blockiert ist durch eine andere Macht.“
„Woher weißt du das alles?“
„Ich bin der Hüter dieser Allee. Deshalb kenne ich mich bestens aus mit dem Warten. Ich warte hier auf euch um euer warten zu beenden.“
„Wie kann ich denn mein warten beenden?“ Sie lacht kurz schrill auf. „ Ich liebe Thomas, da bin ich mir ganz sicher.“
„Liebst du den Mann Thomas oder den Menschen Thomas? Oder liebst du die Sicherheit die er dir gibt mit seinem Dasein? Du bist zu zweit?“ Tadefi spaziert langsam los.
„Ich habe mir über meine Liebe keine Frage gestellt. Ich liebe, das genügt mir.“
„Bist du denn mit deiner Beziehung zu Thomas zufrieden?“
„Besser als keine Beziehung ist es alleweil.“
„Sie kostet dich viel Kraft, viel Energie viel Verständnis. Und nun schon über Jahre. Und doch bist du dir sicher, dass es besser ist als alleine zu sein.“ Tadefi ist sehr nachdenklich. Er wusste ja, es wird schwierig mit Monika.
„Wir sind uns sicher extra begegnet. Wir sind im gleichen Quartier aufgewachsen. Wir sind fast in die gleiche Schule und doch haben wir uns nie getroffen. Erst jetzt, wo er den Unfall hatte, begegnen wir uns. Das hat doch einen höheren Sinn. Dass muss so geplant worden sein.“
„Schau, was siehst du hier.“ Er ist vor einem Weg mit einem Holzboden stehen geblieben.
„Ich sehe einen vergammelten Weg. Warum?“
„Du sagst, es muss eine höhere Macht geben, weil du Thomas erst jetzt begegnet bist. Doch du, Monika, du ganz alleine hast dazu ja gesagt. Das Leben hat dir immer mal wieder einen neuen Weg angeboten. Dieser hier war noch ein Angebot für eine neue Arbeit. Du hast nein dazu gesagt. Es hätte ja auch eine höhere Macht sein können, die dich an der neuen Arbeit haben wollte?“ Monika wird nachdenklich.
„Willst du damit sagen, dass ich mich entschlossen habe mit Thomas zu leiden?“
„Auf die eine oder andere Art muss ich es bejahen. Denn du wolltest diesen Weg gehen. Schau, da sind noch viele andere Wege für dich. Jeden hast du ausgeschlagen mit deinem freien Willen. Wie willst du nun die höhere Macht dafür verantwortlich machen? Du hast immer nein gesagt wenn dir etwas Neues angeboten wurde. Du bist am Warten Monika sieh es doch ein. Du bist festgefahren in der Allee.“
„Es ist mein Weg, ich möchte ihn mit Thomas gehen.“
„Niemand streitet dir dieses Recht ab. Doch bist du dir wirklich so sicher? Wenn du schon an eine höhere Macht glaubst, könntest du dir eventuell vorstellen, dass dein Weg mit Thomas nun zu Ende geht. Das er mehr lernen wird für sich zu schauen wenn er ohne dich durchs Leben gehen muss? Dass ihr euch gegenseitig behindert?“ Er setzt sich auf die Bank und wartet ab. Monika setzt sich auch. Sie schweigen beide zusammen auf der Bank. Tadefi ergreift noch einmal das Wort: „Du machst ohne es dir bewusst zu sein, viel Druck auf Thomas. Nur schon die Verlobung. Es war für ihn der einzige Weg dich zu behalten. Und ich denke, wenn du genug Druck machst, dann wird er dich auch heiraten. Aber willst du das?“ Sie schweigen beide in Ruhe zusammen. Ein ganz leichter Wind kommt auf. Er schmeichelt sich in die Haare von Monika. Ihre Augen beginnen sich mit Wasser zu füllen. Tränen rollen über die Wangen und tropfen auf den Nachtanzug. Tadefi gibt ihr ein Taschentuch. Er schweigt immer noch. Monika schnäuzt sich die Nase.
„Es tut so weh, wenn du so mit mir redest. Ich kann es verstehen und ich kann es sehen. Was soll ich denn tun? Ich liebe ihn?“
„Was ist Liebe den in Wirklichkeit? Überlege es dir einmal. Du sagst du liebst ihn sind deine Gefühle für ihn oder für dich? Du liebst deine Kinder auch. Wo ist da der Unterschied?“
„Meine Kinder sind ein Teil von mir. Sie waren neun Monate in meinem Bauch. Wir gehören zusammen. Thomas füllt mein Herz aus. Ich möchte ihn berühren, ich möchte für ihn da sein, ich möchte am Morgen aufwachen und in sein Gesicht schauen. Ich möchte so viel!“ sie bricht ab stützt den Kopf in die Hände. „Das Alleine sein macht mir Angst.“
„Und mit Thomas bist du zu zweit? Oder vielleicht doch einsam? Wie viele Male hast du ihn dir hergewünscht und doch war er weit weg?“
Sie schüttelt den Kopf. „Hör bitte auf! Es tut so weh!“
„Du tust dir selbst weh, in dem du stur an etwas festhalten willst, dass seine Berechtigung in deinem Leben verloren hat. Mit dem Festhalten wirst du es zerstören. Glaube mir, es gibt noch so viele schöne Wege für dich zu gehen. Komm, steh auf, lass sie mir dir zeigen, damit du eine Ahnung bekommst, wie reich ein Leben ist!“ Er steht vor ihr und reicht ihr seine Hand. Sie ergreift sie und gemeinsam wandern sie nun aufwärts. Hier gehen wir deiner Zukunft entgegen. Sie sind nur ein paar Meter gelaufen da bleibt er schon wieder stehen.
„Schau, so schnell kommt ein neuer Weg.“
„Kannst du mir denn sagen, welcher Weg dies ist?“
„Dieser hier wartet darauf wie du dich entscheiden wirst für deine Weiterbildung.“
„Er sieht einfach aus.“
„Jeder Weg ist einfach. Man muss ihn nur gehen. Deine Weiterbildung hängt ja auch noch von Thomas ab. Denn du hast deinen Kinderwunsch immer noch in dir. Wenn du nun eine Weiterbildung anfängst, dann bist du wieder für zwei Jahre gebunden und nachher wird es eng mit Kindern wegen der biologischen Uhr. Ihr habt doch schon oft über Kinder gesprochen. Überlege! Kam das Aufgreifen der Frage von dir oder von ihm?“ Monika ist stehen geblieben. „Eher von mir, das muss ich zugeben.“
„Hat er dir eine klare Antwort gegeben?“
„Nein, er ist mir immer ausgewichen.“
„Weißt du auch warum?“
„Er konnte keine klare Antwort geben, weil er unschlüssig war.“
„Und wie wäre die Variante, er konnte keine Antwort geben, weil er ganz stark spürte, wie wichtig es für dich ist. Um dich bei ihm halten zu können, gibt er lieber eine unklare Antwort. Dann kannst du dir den Rest zusammen reimen. Und du wirst es auf alle Fälle für dich so hinstellen, dass du damit umgehen kannst.“
„Was soll ich denn tun?“ Mit grossen Augen schaut sie Tadefi an. „Bitte hilf mir.“
„Du bist schon so lange am Warten dass es bei dir unbewusst geworden ist. Alles, was dich aus der Bahn werfen könnte, was weg von Thomas führt, erklärst du dir schön hin. Das mit der höheren Macht ist auch nur eine Ausrede. Sie ist im Moment deine letzte. Du rennst von hier nach da, suchst und schaust kaum in dein eigenes Inneres. Jeder Mensch wird begleitet. Du hast nun Thomas für eine Weile begleitet. Vielleicht wirst du in naher Zukunft erkennen, dass dieser Weg seine Bestimmung erfüllt hat. Du hast getan was du konntest, jetzt ist die Zeit für dich da, dich wieder ganz und gar auf dich zu besinnen. Deine Kinder brauchen eine ganze Mutter, keine die halb zerrissen ist. Deine Erwartungen an Thomas sind immer noch immens! Doch du willst dich als liebenden Menschen darstellen. Du kannst den Egoismus in deiner Liebe übersehen kein Problem! Wenn du wirklich etwas tun willst, dann meditiere über deine Beziehung und höre auf das, was dir dein Unterbewusstsein sagen will. Soviel kann ich dir mitgeben. Du entscheidest dich mit deinem freien Willen. Ja oder Nein, dass kannst nur du, alleine du entscheiden!“ Sie sind schon wieder an einer neuen Wegkreuzung angelangt. Monika schaut sich den Weg an. Er ist wunderschön angelegt, mit Gräsern die in um schmeicheln.
„Das ist ein Weg, der noch auf dich zukommen wird. Ich darf keine weitere Auskunft darüber geben. Das ist deine Zukunft in der du dich wieder zu entscheiden hast.“
„Ich werde mir Gedanken machen, das hast du auf alle Fälle erreicht. Das Leben wird mir zeigen, wie ich mich zu entscheiden habe.“
„Ganz wie du willst. Doch deute die Zeichen objektiv. Du neigst sehr dazu sie für dich einzunehmen und dir etwas zu recht zu legen.“ Er lächelt sie gütig an
„Kopf hoch meine Kleine, jedes geleerte Glas wird immer wieder aufgefüllt! Lass uns zurückgehen.“ Er nimmt sie an der Hand und führt sie zum Anfang zurück.
„Eines möchte ich dir noch mit auf den Weg geben. Dein Vertrauen ins Leben ist immer noch da. Stützte dich darauf wenn es eng werden wird.“
ESTHER
Der Alltag hat sich wieder eingestellt. Es sind schon ein paar Tage vergangen seit dem Aufenthalt im Spital. Die ganze Geschichte mit Jürg ist eine verklärte Perspektive geraten. Das Telefon klingelt, es ist Stefanie.
„Hallo Esther, was machst du denn heute noch?“
„Hallo Stefanie, schön dich zu hören. Ich muss noch etwas einkaufen und du?“
„Hättest du Lust auf einen Kaffee?“
„Sicher immer, wo wann?“
„So gegen zwei Uhr im Fellini?“ Da sie sich ja schon bald sehen werden ist Stefanie etwas kurz angebunden.
„Werde da sein, hast du Stress?“ fragt Esther nach.
„Nein, nur gleich einen Termin, wir sehen uns ja dann bald. Bis dann, sorry, muss los!“
„Kein Problem, nur keine Hektik, bis dann!“
„Ja, bis dann!“ Stefanie hängt ein.
Langsam legt Esther den Hörer auf die Gabel und macht gleich darauf einen Satz auf die Seite, denn in dem Moment wo sie den Hörer auflegt klingelt es noch einmal.
„Hast du noch was vergessen?“
„Schöne Begrüssung“ kommt eine Männerstimme aus dem Hörer. „Hallo Esther!“ Kurze Stille.
„Bist du noch da? Hier ist Jürg?“
„Ich bin noch da, hei Jürg. Habe eben den Hörer aufgelegt und dann hat es geklingelt. Habe mich etwas erschrocken, sorry.“
„Das fängt gut an, wenn du dich von mir erschrecken lässt!“ lacht er durch den Hörer.
Sie lacht zurück: „Das hättest du wohl gerne!“ Sie schäkern noch ein wenig hin und her.
„Wünsche dir einen schönen Tag, ich muss bald los“ will sich Esther dann verabschieden.
„Schön für dich. Darf ich dich wieder einmal anrufen?“
„Wenn du artig bist?“
„Das bin ich doch immer“ lacht er zurück. „Dann wünsche ich der attraktiven Dame einen ganz wunderschönen Tag.“
„Du Schmeichler!“
„Sag bloss du bist dagegen immun?“
„Nein, du hast jetzt schon meine Schale angekratzt.“
„Nur angekratzt? Das ist mir zu wenig! Dann muss ich mir ja das nächste Mal viel mehr Mühe geben!“
„Lass uns jetzt aufhören, ich muss wirklich los!“
„Wie die Dame befiehlt. Bye dann, auf ein anders Mal!“
„Gerne und auch bye.“ Sie hängt auf. Ein Lächeln erhellt ihr Gesicht das kurze Telefonat hat sie beschwingt, ihr Energielevel ist angestiegen und mit Freude verlässt sie das Haus.
GEORG`S Arbeitstag neigt sich dem Ende zu. Er will das heimgehen noch etwas hinaus zögern. Beginnt dies oder das, seine Konzentration lässt sehr zu wünschen übrig. Seine Gedanken bewegen sich auf dünnem Eis. Sein Traum ist ihm auf einmal klar und deutlich wieder präsent. Die Allee, der Mann, die Wege. –Einleuchtend mit den Wegen– dass muss er selbst zugeben. .-Welchen Weg nur soll er denn jetzt nehmen? Wie soll es nun weiter gehen?- Er war fast sein Leben lang mit Mäggi zusammen. Alles bricht ein, verändert sich so gewaltig! Warum dann überhaupt noch leben? Am einfachsten wäre es wohl wenn alles zu Ende ginge. Der Schmerz zerreißt ihn fast! Michelle, seine Tochter, dafür lohnt es sich noch zu leben. Für Sie muss er da sein. Im Moment ist sie sein einziger Halt. Zum ersten Mal in seinem Leben merkt er das die Situation seine Kräfte übersteigt. Alles hat er bis jetzt immer selbst gelöst. Alles hat er bis jetzt immer selbst überstanden. Nun sieht er einen unüberwindlichen Fels vor sich aus dem Boden wachsen Er hat keine Ahnung wie er ihn überwinden oder umgehen soll. Seine Nächte sind lebendig geworden. Sein Schlaf bleibt immer länger aus. Zu Hause ist die Spannung unerträglich geworden. Er fasst einen Entschluss es muss sich etwas Ändern und zwar sofort! Er startet das Internet noch einmal auf und sucht sich Wohnungen raus. Drei sind dabei die er sich vorstellen könnte. Er telefoniert und macht ab. Mit mehr Energie verlässt er dann sein Büro. Er kann die eine Wohnung gleich besichtigen. Das Handeln lässt ihn aufleben.
ESTHER und Stefanie haben sich wie immer blendend unterhalten und sich auch ganz klar lustig gemacht über Jürg. Esther ist noch ausgefüllt von der lebhaften Diskussion und macht einen Schritt auf die Strasse ohne sich abzusichern ob ein Auto kommt. Die Bremsen quietschen erschreckt springt sie einen Schritt zurück! Schon wieder! Der Mann am Steuer schaut sie erschrocken an es ist Georg, denn auch er war etwas Abwesend und konnte im letzten Moment noch ausweichen. Er schüttelt nur den Kopf und fährt weiter.- -Ich muss präsenter sein, meine Gedanken mehr im Zaum halten diesmal hat es noch gereicht zum bremsen, das nächste mal? Das war ja eine deutliche Warnung– denkt sich Esther. Georg fährt weiter. –Muss mich zusammen reissen, diesmal ist es noch gut gegangen. Danke lieber Schutzengel– fügt sie in Gedanken noch hinzu. Beide, der Autofahrer und die Fußgängerin sind durch den kurzen Moment wieder im Jetzt gelandet. Somit konzentrieren sich ihre Gedanken auf das Autofahren oder das Gehen. Georg besichtigt die Wohnung und sagt gleich zu. Esther geht nach Hause und kocht.
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